Geplantes Kaputtgehen
Seit dem Jahr 2012 häufen sich Meldungen, Produkte würden absichtlich schlechter hergestellt, damit sie früher neu gekauft werden und der Hersteller mehr Gewinn macht. Das Schlagwort lautet: "geplante Obsoleszenz".
Wie so oft hat ein gut gemachter Film den Hype ausgelöst. Viele Medien verbreiten seitdem den angeblichen Skandal. Blogger und Teilnehmer in Diskussionsforen sehen sich bestätigt: Wir werden durch die Industrie abgezockt.
Beispiele
- Drucker zählen die Anzahl der gedruckten Seiten und wenn eine gewisse Zahl erreicht wurde, stellen sie sich tot.
- Farbpatronen für Drucker werden als "leer" angezeigt, obwohl sie noch für hunderte Seiten reichen.
- Akkus werden fix in Geräte eingebaut. Wenn die Stromspeicher nach wenigen Jahren ihre Leistungsfähigkeit verlieren, muss das ganze Gerät weggeworfen werden.
- Durch Spezialschrauben ist eine Reparatur nur in Fachwerkstätten möglich, und dort kostet sie mehr als ein Neugerät.
Bei anderen Beispielen für geplantes Kaputtgehen ist fragwürdig, ob die Produkte wirklich absichtlich so konstruiert sind, dass sie zum Schaden des Kunden früher als nötig den Dienst versagen. Im Fall der Glühbirne konnten geheime Firmenabsprachen tatsächlich nachgewiesen werden, weshalb dieses "Paradebeispiel" in kaum einem Bericht über geplantes Kaputtgehen fehlt – ohne allerdings zu erwähnen, dass die Glühbirnen durch die Verkürzung der Lebensdauer effizienter wurden und den Konsumenten damit trotz häufigerem Lampenkauf Geld sparen. Die Lampen sind also kein Beleg dafür, dass wir übers Ohr gehaut werden.
Trotz der Schwemme an Berichten sind eindeutige Fälle von Produkten mit künstlich reduzierter Lebensdauer rar. Oft werden nur diverse Mutmaßungen geäußert und das Thema mit generell sinkender Qualität, Wegwerfgesellschaft (angeheizt durch Mode-
Verschwörungstheorie
Konsumenten, die schlechte Erfahrungen mit Produkten gemacht haben, können sich im Internet äußern und bei Konsumentenschutzorganisationen beschweren. Die Stiftung Warentest macht auch Langzeittests. Medien berichten, wenn Netzteile aufgrund zu schwacher Bauteile (Kondensatoren) durchbrennen. Bei massenhaften Ausfällen (wie bei der "Kondensatorpest" von 1999–
Die Idee, dass Hersteller ihre Produkte geplant kaputtgehen lassen, um ihr Geschäft anzukurbeln, funktioniert in einer Marktwirtschaft höchstens dann, wenn alle dabei mitmachen. Deswegen ist die Behauptung eine Verschwörungstheorie. Es gibt zwar offenkundige Fälle von Nepp und Ärger, aber keine Beweise dafür, dass sich Hersteller zum Nachteil der Kunden absprechen und ihre Produkte bewusst schlechter machen, als es bei gleichem Geld möglich wäre.
- Klar ist, dass tatsächlich Produkte für eine gewisse Lebensdauer (und nicht etwa für die Ewigkeit) entwickelt werden.
- Unstrittig ist, dass zunehmend billig hergestellte Produkte auf den Markt kommen, die nur für das Überstehen der gesetzlichen Gewährleistungsfrist ausgelegt sind.
- Doch nach wie vor gibt es auch langlebige Produkte und Qualitätsmarken. Häufig interessieren sich die Kunden aber beim Kauf nicht für Langlebigkeit (z. B. bei Handys).
Mein Fazit
Der Konsument ist gefordert, sich vor dem Kauf zu informieren und minderwertige Produkte zu boykottieren, auch wenn ihr Kaufpreis verlockend günstig erscheint. Gegen die Wegwerfgesellschaft darf zu Recht protestiert werden; Opfer einer großen Verschwörung sind wir wohl nicht.
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Weblinks
- Geplante Obsoleszenz (PDF, 3 MB) – Viel zitierte "Studie" für die deutschen Grünen, unter anderen von Stefan Schridde, dem Betreiber des Portals "Murks – Nein Danke". Er und seine Mitstreiter scheinen hinter jedem Konstruktionsfehler eine "gewollte Verkürzung der Haltbarkeit" zu vermuten. Echte Beweise für das angebliche "Massenphänomen" des geplanten Verschleißes werden nicht genannt; stattdessen enthält die "Studie" ein buntes Sammelsurium von allen möglichen Missständen aus Konsumentensicht.
- Antwort von Sepp Eisenriegler auf einen Leserbrief von mir – Er ist überzeugt, dass die künstliche Reduktion der Lebensdauer von Produkten weit verbreitet ist, aber eher nur bei billigeren. Damit wir hochwertige, reparierbare Geräte leichter erkennen können, setzt er sich für ein entsprechendes Gütesiegel ein. Auf seine Argumente bin ich in meinem Telepolis-
Artikel über geplante Obsoleszenz eingegangen.