Mario Sedlak
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Glühbirne in Betrieb

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Kaputte Glühbirne

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Glühfaden

Geplantes Kaputtgehen von Glühbirnen

Die Glühbirne wird immer wieder als Musterbeispiel für geplantes Kaputtgehen genannt. In geheimen Absprachen wurde die Lebensdauer von Glühbirnen nachweislich auf 1000 Stunden begrenzt – angeblich nur um die Profite der Lampenhersteller zu maximieren. Eine große Verschwörung wird vermutet:

Technisch gesehen, könnten Glühfäden heute 100 000 Stunden glimmen – elfeinhalb Jahre am Stück. Doch solche Super-Glühbirnen, die längst patentiert sind, werden vom Markt ferngehalten.
Patente werden von Marktführern für viel Geld aufgekauft und unter Verschluss gehalten.

Der Berliner Erfinder Dieter Binninger hat eine Glühbirne entwickelt, die 150 000 Stunden hält und wollte diese in einer Lampenfabrik der ehemaligen DDR fertigen lassen. Doch nur wenige Tage, nachdem er sein Kaufgebot abgegeben hatte, kam er – angeblich unter mysteriösen Umständen – bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Eine lange Lebensdauer ist nicht alles!

Die Verschwörungstheoretiker vergessen in ihren Berichten einen entscheidenden Punkt: Eine Glühbirne kann ohne weiteres länger halten, wenn die Glühfadentemperatur verringert wird – allerdings sinkt dann die Lichtausbeute, d. h. man braucht dann für die gleiche Helligkeit mehr Strom, und der Strom ist viel teurer als eine neue Glühbirne!

Wenn eine 100-W-Glühbirne 1 € und der Strom 20 Cent/kWh kostet, ergeben sich je nach Lebensdauer für die gleiche Helligkeit ungefähr folgende Kosten:[2]

Lebensdauer Stromverbrauch Kosten pro 1000 Stunden
8000 Stunden 140 W 28,19 €
4000 Stunden 129 W 26,06 €
2000 Stunden 115 W 23,40 €
1000 Stunden 100 W 21,00 € (übliche Birne)
500 Stunden 84 W 18,76 €
250 Stunden 71 W 18,25 € (billigste Birne)
125 Stunden 60 W 19,92 €

Die Begrenzung der Lebensdauer von Glühbirnen dient also nicht nur den Lampenherstellern, sondern auch den Kunden.

Eine einheitliche Lebensdauer vereinfacht den Kauf, weil alle Glühbirnen mit der gleichen Wattzahl gleich hell sind. Wer dennoch langlebigere Glühbirnen bevorzugt – koste es, was es wolle – kann einen handelsüblichen Dimmer verwenden.

Für Signalanlagen und andere Anwendungen, wo der Aufwand für das Wechseln der Birne mehr als die Stromkosten ins Gewicht fällt, werden auch Glühbirnen mit längerer Lebensdauer angeboten. Es ist also nicht wahr, dass solche Lampen vom Markt ferngehalten werden.

Einen Zusammenhang zwischen Helligkeit und Lebensdauer hat der ÖAMTC auch bei Halogenglühlampen für Autos festgestellt: Je höher die Lichtintensität, desto schneller werden sie kaputt.[3]

Schwächen der Verschwörungstheorie

Wenn überhaupt, dann werden wir durch zu langlebige Glühbirnen abgezockt! Ein Nepp durch künstlich erhöhten Verschleiß ist meines Erachtens unplausibel:

Mein Fazit

Die Glühbirnen sind kein Beweis für eine große Verschwörung zulasten der Konsumenten, sondern ein Beispiel für eine große Irreführung durch falsche Medienberichte.

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Geplantes Kaputtgehen von Nylonstrümpfen

Quellen

[1] Andreas Hirstein: Moderne Märchen der Konsumkritik, NZZ am Sonntag, 18.11.2012 – "Bei den heutigen hohen Strompreisen müssten Glühlampen sogar auf nur 250 bis 300 Stunden Lebensdauer ausgelegt sein, um die Gesamtkosten für den Verbraucher zu minimieren".
[2] Geschätzt aus einer Grafik in der Wikipedia

Ähnliche Angaben in dem Schulbuch von Sigurd Seyr und Günther Rösch: Elektroinstallation – Blitzschutz – Lichttechnik. Wien: Bohmann-Verlag, 3. Aufl. 1977, S. 197

[3] Auto-Touring. Das ÖAMTC-Magazin, 1.2014, S. 45

Seite erstellt am 22.1.2014 – letzte Änderung am 1.12.2015