Kinesiologie
Im Juli 2008 war ich bei einem Seminar. Der Trainer demonstrierte, wie sehr uns "negative Gedanken" beeinflussen. Dazu verwendete er den "kinesiologischen Muskeltest". Als Versuchsperson meldete ich mich freiwillig.
Der Test lief wie folgt ab:
- Ich musste meinen rechten Arm waagrecht nach rechts strecken.
- Dann testete der Trainer zunächst, ob er den Arm nach unten drücken kann. Das tat er vorsichtig, "um meine Kraft zu bestimmen".
- Der eigentliche Test begann danach. Ich sollte mich auf eine angenehme Situation konzentrieren. Zur Unterstützung hielt mir ein Dritter einen lachenden Smilie vor's Gesicht.
- Sobald ich mich bereit fühlte, streckte ich meinen rechten Arm wieder weg und der Trainer versuchte ihn runterzudrücken. Das schaffte er nicht; mein Arm blieb oben.
- Nun sollte ich mich auf etwas Unangenehmes konzentrieren und hatte auf einen bös dreinblickenden Smilie zu schauen.
- Nach wenigen Sekunden streckte ich wieder meinen Arm weg und der Trainer wiederholte den Muskeltest. Diesmal konnte er meinen Arm mühelos nach unten drücken! Ich konnte es nicht verhindern.
Für das Publikum sah es so aus, als hätte ich im 2. Fall nicht so stark dagegengehalten, aber ich hatte nicht kooperiert, sondern mir fest vorgenommen, den Arm oben zu halten.
Für den Trainer war mit dem Ergebnis der Übung bewiesen, dass die unbewussten Wirkungen der Gefühle "sogar bei einem Skeptiker" vorhanden sind.
Meine Erklärung
Ich glaube nicht, dass der Test etwas über meine Gefühle aussagt. Mir kam vor, dass mich der Trainer im 2. Fall überrascht hatte und deswegen meinen Arm runterdrücken konnte, weil ich nicht schnell genug reagierte. Wenn der Arm am Weg nach unten ist, dann wird es aufgrund des Winkels immer schwieriger, dagegenzuhalten, vermutete ich.
Mit einem Freund überprüfte ich meine Vermutung (siehe Fotos). Und tatsächlich: Wenn ich ihm die Anweisung gab, meinen Arm ruckartig nach unten zu drücken, dann konnte ich ihm keinen ausreichenden Widerstand bieten. Hier ist vermutlich entscheidend, dass ich aus physikalischen Gründen eine Kraft erst dann aufbauen kann, wenn ich eine entsprechende Gegenkraft habe. Ich kann nicht meine volle Muskelkraft nutzen, solange mein Arm unbelastet ist.
Daher komme ich zu dem Schluss:
- Das Ergebnis des kinesiologischen Muskeltests hängt nur davon ab, wie schnell der Trainer den Arm der Versuchsperson nach unten drückt.
- Der Trainer kann den Ausgang des Tests bewusst oder unbewusst manipulieren.
Meine Hypothese könnte man leicht widerlegen, indem man den Muskeltest mehrmals wiederholt, ohne dass der Trainer weiß, worauf man sich gerade konzentriert.