Mario Sedlak
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Beweise für ein geplantes Kaputtgehen

Wenn Fälle von Produkten, die "geplant kaputtgehen", so häufig sind, wie es immer wieder dargestellt wird, dann müsste es eigentlich ein Leichtes sein, überzeugende Beweise für diesen groß angelegten Nepp zusammenzutragen. Doch bei Verbraucherschützern sind solche Beweise nicht bekannt.

Die Sektion für Konsumentenpolitik im Sozialministerium antwortete auf eine entsprechende Anfrage:

Obwohl über das von Ihnen beschriebene Problem immer wieder Vermutungen geäußert werden, liegen uns keine konkreten Hinweise oder Beschwerden dazu vor.[1]

Der Autor des groß aufgemachten Artikels, aus dem dieses Zitat stammt, wunderte sich über diese Stellungnahme. Aber anstatt daran zu zweifeln, dass "der geplante Schaden der geheime Motor der Konsumgesellschaft" ist, zweifelt er am Kenntnisstand des Ministeriums. Seinen Standpunkt untermauert er unter anderem mit "Autos, die schon nach kürzester Zeit rosten", obwohl andere Hersteller eine Rostfreiheit für viele Jahre garantieren. Dass dieses Beispiel die angenommene große Verschwörung widerlegt, sieht er in seinem Eifer offenbar nicht. Der Käufer hat ja die Wahl ... Und der ÖAMTC erklärt:

Die Fahrzeugqualität ist heute so hoch wie noch nie zuvor. Längere Serviceintervalle und weniger Reparaturen im Vergleich zu früher sind der Beweis.[2]

Auch bei der deutschen Verbraucherzentrale liegen keine Beschwerden über Produkte mit Sollbruchstellen vor. Sie stellt klar:

Dass ein Produkt so manipuliert ist, dass es kurz nach der Garantiezeit kaputtgeht, können wir der Industrie nicht nachweisen.

Bei der Stiftung Warentest ist man schon genervt von der Diskussion:

Wir haben keine Informationen darüber, dass auch höherwertige Produkte heute öfter kaputtgehen.

Ihre Langzeittests zeigen, dass keine gezielten Schwachstellen in Produkte eingebaut werden.

Auch der Autor eines Artikels im Greenpeace-Magazin lässt sich durch die fehlenden Beweise nicht von seiner Meinung abbringen.

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Sepp Eisenriegler

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Reparatur- und Servicezentrum in Wien 14

Ebenso enttäuscht bin ich vom Verein für Konsumenteninformation, der nach einer Umfrage voll auf den Hype aufgesprungen ist und das wiederholt, was die enttäuschten Kunden schon lange wissen, ohne irgendwelche Testberichte oder andere Beweise anzuführen. Selbst ein Markenwechsel sei "nicht immer die Lösung", weil alle Marken unzufriedene Kunden haben ...

In Österreich ist der bekannteste Verbreiter des "Obsoleszenz-Mythos" Sepp Eisenriegler, Geschäftsführer des Wiener Reparatur- und Servicezentrums (RUSZ). Unermüdlich präsentiert er Fälle von minderwertigen Waschmaschinen, Fernsehern, Computern und anderen Geräten aus dem eigenen Reparaturbetrieb, aber niemals eine Statistik, aus der hervorgeht, welche Modelle wie oft betroffen waren, wie lange sie nach einer erfolgreichen Reparatur noch gehalten haben usw.

Laut deutschem Umweltbundesamt ist das typisch. Zur vorzeitigen Alterung von Produkten gibt es "kaum belastbare wissenschaftliche Daten". Daher hat das Amt eine Studie in Auftrag gegeben. Diese ergab:

Allerdings basieren diese Zahlen auf Umfragen!

Mein Fazit

In Anbetracht der dürftigen Beweislage wundere ich mich, dass tw. auch seriöse Medien die Verschwörungstheorie vom "großen Murks" verbreiten. Es wird zwar sicher viel "Murks" produziert, aber es wird auch viel "Murks" gekauft, wo es was Besseres gäbe ...

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Definition von geplantem Kaputtgehen – Wenn die einen ein "Massenphänomen" sehen, während den anderen "keine Beweise vorliegen", dann liegt das oft daran, dass mit dem gleichen Begriff Verschiedenes gemeint wird.

Quellen

[1] Lebensart. Das Magazin für nachhaltige Lebenskultur, 3/2012, S. 10
[2] Auto-Touring. Das ÖAMTC-Magazin, 3.2017, S. 71

Seite erstellt am 9.12.2012 – letzte Änderung am 18.5.2017