Anwendungsbeispiele für das Auswahlaxiom
Wofür man das Auswahlaxiom nicht braucht
Begründung | |
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| Folgt rein logisch aus der Definition einer nicht leeren Menge („universelle Instanziierung“). Es werden hierfür keine Mengenaxiome benötigt.[1] |
| Wenn man ein Element auswählen kann (siehe vorige Zeile), dann kann man auch mehrere auswählen, aber nur endlich viele (denn unendlich viele Schritte kann man nicht ausführen). |
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| Die Menge der rationalen Zahlen ist abzählbar. D. h. die rationalen Zahlen können mit natürlichen Zahlen nummeriert werden. Aus jeder Menge rationaler Zahlen kann somit z. B. die Zahl mit der kleinsten Nummer ausgewählt werden. (Auf welche konkrete Weise nummeriert wird, ist egal, da wir nur je ein beliebiges Element auswählen wollen.) |
Für endlich viele Mengen oder für Mengen, deren Elemente aufsteigend nummeriert werden können, wird also nie das Auswahlaxiom benötigt. (Daher ist auch das kartesische Produkt solcher Mengen nie leer.)
Wofür man das Auswahlaxiom braucht
Dass in einer mathematischen Herleitung das Auswahlaxiom verwendet wird, ist oft nicht leicht zu sehen. Man braucht es z. B.
- um eine abzählbare Menge in der Form {xi | i ∈ ℕ} darzustellen (ohne eine konkrete Formel oder Vorschrift für die Definition jedes xi anzugeben)[2]
- um zu beweisen, dass jede unendliche Menge eine abzählbare Teilmenge besitzt
Sogar führende Mathematiker, die das Auswahlaxiom ablehnten, verwendeten es in ihren eigenen Herleitungen, ohne dass sie es merkten:[3]
- Borel bewies damit, dass es stetige reelle Funktionen gibt, die nicht durch eine doppelte Folge von Polynomen dargestellt werden können.
- Lebesgue benutzte das Auswahlaxiom unbewusst, um zu zeigen, dass die Vereinigung von abzählbar vielen messbaren Mengen reeller Zahlen wieder messbar ist.
Offenbar ist mathematisches Schließen gar nicht so ein schematisches Anwenden einfacher logischer Regeln, wie ich einmal dachte.
Musterbeispiel
Für den Einstieg, wenn du einmal das Auswahlaxiom in Aktion sehen willst, empfehle ich den Satz von Vitali, mit dem eine unmessbare Menge konstruiert wird. Dazu wird das Intervall [−1, 1] in überabzählbar viele Teilmengen zerlegt, aus denen jeweils ein Element ausgewählt wird. Das geht nur dank Auswahlaxiom; ohne dem würde man an der Stelle nicht weiterkommen, da man nicht ausdrücklich angeben kann, welches Element aus jeder Teilmenge ausgewählt werden soll.
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Quellen
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[2] | Horst Herrlich: Axiom of Choice (PDF). Berlin: Springer, 2006, S. 22 (im PDF S. 34) |
[3] | Horst Herrlich: Axiom of Choice (PDF). Berlin: Springer, 2006, S. 21 (im PDF S. 33) |