Mario Sedlak
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Nordmanntanne mit Schnitten zur Wachstumshemmung der Spitze

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Coloradotanne

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Schöner, dichter Baum

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Ausschuss

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Bahnhof Edlitz-Grimmenstein

Verkauf

10) Wie viele gesetzte Christbäume werden so schön, dass ihr sie verkaufen könnt?

Ungefähr 50%. Der Rest wird Reisig oder ist Ausschuss. Wir greifen ja nicht viel ein. Du hast nicht viele Möglichkeiten als Bio-Christbaum-Bauer, um das Wachstum der Bäume zu beeinflussen. Wir können die Stammrinde einritzen, sodass der Saftstrom nach oben geschwächt wird, damit die Triebe kürzer bleiben und der Baum dichter wird. Die Kunden wollen keinen lockeren Baum, wo man durchschauen kann.

Wir setzen jedes Jahr auch ein paar hundert Coloradotannen, denn manche Kunden wollen was Ausgefallenes. Bei denen ist der Ausschuss noch größer.

Generell hast du als Bio-Christbaum-Bauer einen höheren Ausfall – du kriegst nicht so viele schöne Bäume zusammen –, und du hast vielleicht auch höhere Produktionskosten.

11) Wird das nicht durch den höheren Preis ausgeglichen?

Nein, denn unsere Bäume kosten gleich viel wie ein konventioneller Baum. Die meisten Menschen, die in Österreich einen Christbaum kaufen, achten gar nicht auf bio oder glauben, alle Christbäume sind bio. Da fehlt das Bewusstsein, auch weil ein Baum kein Lebensmittel ist, das man isst.

12) Also eigentlich könntet ihr mehr verdienen, wenn ihr den Christbaumanbau konventionell mit höherer Produktivität betreiben würdet?

Stimmt, aber das wollen wir nicht. Wir haben ja die Christbäume um unser Haus herum, und wenn wir da irgendwelche Spritzmittel verwenden würden, kommen die dann auch in unseren Gemüsegarten. Deswegen war es immer klar, dass es biologisch bleibt.

13) Wie viel kostet ein Bio-Christbaum bei euch ab Hof?

Ungefähr 22 € pro Meter

14) Das ist relativ günstig, oder?

In der Region, wo wir sind, passt das vom Preisgefüge her. Kunden aus dem städtischen Bereich würden vielleicht etwas mehr zahlen.

15) Dass ihr weniger schöne Bäume billiger verkauft, das macht ihr nicht?

Nein, grundsätzlich haben wir einen Preis.

16) Kann man eure Bäume auch in Wien oder anderswo kaufen?

Ja, wir haben einige Partnerbetriebe – eher kleinere, hauptsächlich im südlichen Niederösterreich. Die kriegen die Bäume von uns, verkaufen sie ein Wochenende lang, und die, die sie nicht verkauft haben, müssen wir wieder zurücknehmen. Nur einer, der Christopher, holt die Bäume von uns und verkauft die in Wien auf eigenes Risiko (8.–24. Dezember in Wien 19 beim Café Garage, Straßergasse 5–9, Endstation Straßenbahn 38).

17) Wie erkennt man einen Baum von euch, wenn der irgendwo verkauft wird?

Durch den Verkäufer, der das sagt. Oder am besten direkt zu uns kommen. Da kann man durch die Kultur gehen, sich einen Baum aussuchen und – wenn man will – auch selbst absägen. Viele Familien kommen her, das ist wie ein Ausflug.

Wir haben eine Gruppe aus Wien – ein paar befreundete Familien –, die kommen jedes Jahr und kaufen fünf, sechs Bäume, bis zu 3 Meter groß. Die führe ich ihnen zum Bahnhof Edlitz-Grimmenstein, und sie fahren damit im Zug zurück nach Wien. Einmal hat sogar der Schaffner ein Foto gemacht, weil er so begeistert war.

Genug haben

18) Hättet ihr gerne mehr Verkaufspartner? Oder Sammelbestellungen von FoodCoops etc.?

Wenn jemand möchte, sind wir gerne offen für alles. Grundsätzlich produzieren wir etwas mehr Bäume, als wir brauchen. Aber wir streben nicht an, tausend Bäume mehr zu verkaufen. Das schaffen wir gar nicht. Der Platz ist begrenzt, und auch die Arbeitskräfte, denn wir versuchen, das alles im Familienverband und mit Freunden umzusetzen. Wenn wir das ausweiten, müssten wir Leute anstellen, es wird alles schwieriger, komplizierter. Man muss mit irgendwas zufrieden sein. Wir verkaufen gute 2500 Christbäume jedes Jahr, und das passt für uns.

19) Davon kann die Familie gut leben?

Ja, weil wir 3 Standbeine haben: Das wichtigste Standbein ist eigentlich der Ab-Hof-Verkauf der Christbäume. Reisig ist weitaus weniger Wertschöpfung. Dann haben wir die Shropshire-Schafe. Und das dritte Standbein ist der Wald. Da verkaufen wir Flachholz, und das Laubholz (Buche, Esche) wird zu Brennholz. Damit kommen wir gut über die Runden. Wir sind ein Vollerwerbsbetrieb.

20) Das ist ja auch das Motto von SOL: genug haben, nicht immer noch mehr haben wollen.

Genau! Wenn man ständig nach mehr strebt, dann ist man immer so rastlos und hat auch nichts davon.

Schafprodukte

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Shropshire-Schafe

21) Was vom Schaf gibt es bei euch zu kaufen?

Shropshire-Schafe sind eine Fleischrasse. D. h. sie haben nicht so viel Milch, dass wir sie melken können. Aber wir haben jedes Jahr 30–40 Lämmer. Ab dem Alter von ca. 5 Monaten schlachten wir sie. Das machen wir selbst, damit wir sicher sein können, dass es den Tieren bis zum Schluss gut geht. Das Fleisch verkaufen wir ab Hof um 18–20 €/kg, wobei man mindestens ein Viertellamm nehmen muss – das sind rund 3 kg reines Fleisch (ohne Knochen).

Die Schafe scheren wir zweimal im Jahr. Auch weil es für sie angenehmer ist, wenn sie nicht so eine dicke Wolle oben haben. Ein Freund von mir presst aus der Wolle Düngerpellets. Außerdem gibt’s im Waldviertel eine Wollwerkstatt. Selber kann man die Wolle nicht gut verwenden, weil sie ölig ist (vom Lanolin, dem natürlichen Nässeschutz) – man müsste sie aufwendig waschen –, und sie ist relativ kurz, die kann man nicht gut spinnen. Da kann man nicht leicht einen Pullover draus machen. Wir verkaufen aber Lammfelle. Die sind gut zum Kuscheln an kalten Wintertagen.

Holzernte

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Brennholz

22) Vor 2 Jahren war Brennholz sehr gefragt. Wart ihr da auch ausverkauft?

Bei uns hat das nicht so ausgeschlagen, weil wir fast nur Stammkunden für das Brennholz haben. Der Preis von Holz für die stoffliche Nutzung schwankt stärker, abhängig von der Wirtschaftssituation.

23) Wenn der Preis im Keller ist – könnt ihr das aussitzen?

Natürlich können wir ein Jahr mehr, ein Jahr weniger Holz machen. Aber ich kann nicht 10 Jahre den Bäumen beim Wachsen zuschauen, weil ich muss ja ein Einkommen erwirtschaften.

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