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Dogmen über Armut
Sehr interessant fand ich auch das Hauptreferat der Kenianerin Auma Obama. Sie kritisierte die Opfermentalität von Menschen in den Entwicklungsländern. Wenn eine Hilfsorganisation kommt, erwarten sie oft Hilfe ohne Gegenleistung. Auma Obama traf Familien, die 10 Hektar Grund besitzen und dennoch arm sind, weil sie den Grund nicht entsprechend bewirtschaften wollen. Diesbezügliche Hilfsangebote lehnten sie entrüstet ab. Solche Menschen sind nicht arm, sondern faul, meint sie. Die Entwicklungshilfe ist ihrer Meinung nach gescheitert, weil man die Kultur der Menschen dort nicht kannte. Mit der von ihr gegründeten (auf Utopia.de noch unbekannten) Organisation Sauti Kuu will sie es besser machen.
Auch in Großbritannien traf sie bei ihrer Arbeit mit Jugendlichen durchaus welche, die Selbstverantwortung ablehnen und die soziale Hängematte bevorzugen. Es bringe nichts, die Existenz dieser Jugendlichen abzustreiten; vielmehr müsse man sie motivieren, hart zu arbeiten, um mehr aus ihrem Leben zu machen. Der Ausstieg aus der „Hängematte“ ist oft schwer. Sie hat lange in Deutschland gelebt und sieht auch hier bei vielen Menschen einen Hang zur Opferrolle und Motivationsprobleme, die zu einer Art Zweiklassengesellschaft führen.
Die Brisanz ihrer Aussagen war Auma Obama voll bewusst. Der am Podium mitanwesende Klaus Schwertner von der Caritas Wien konnte ihr natürlich nicht recht geben. Er kenne nur motivierte Arme. Das glaube ich auch aufgrund eigener Erfahrungen überhaupt nicht und begrüße den Vorstoß von Auma Obama in Richtung einer tabulosen Diskussion. Das Verdrängen unangenehmer Wahrheiten bringt uns nicht weiter.