Elektronenvolt
(Abkürzung: eV)
Durchläuft ein Elektron eine Spannungsdifferenz von 1 V, gewinnt es (wenn es nicht durch Kollisionen etc. gestört wird) ca. 1,6·10−19 J an Bewegungsenergie.[1] Dieser Energiebetrag wird als 1 Elektronenvolt definiert. Die Maßeinheit Elektronenvolt, die man so erhält, wird in der Physik für Energien einzelner Teilchen verwendet.
Schreibweise
Die Abkürzung eV kann als Produkt der Elementarladung e (ca. 1,6·10−19 C) und der Einheit Volt interpretiert werden. Dennoch wird eV immer in aufrechter Schrift geschrieben (wie alle Maßeinheiten). Die Buchstaben eV werden nie getrennt und nie in umgekehrter Reihenfolge geschrieben.
Gebräuchliche Vorsätze
1 neV | = 1 Nanoelektronenvolt | = 1 Milliardstel Elektronenvolt | = 10−9 eV | ≈ 1,6·10−28 J |
1 µeV | = 1 Mikroelektronenvolt | = 1 Millionstel Elektronenvolt | = 10−6 eV | ≈ 1,6·10−25 J |
1 meV | = 1 Millielektronenvolt | = 1 Tausendstel Elektronenvolt | = 10−3 eV | ≈ 1,6·10−22 J |
1 keV | = 1 Kiloelektronenvolt | = 1000 Elektronenvolt | = 103 eV | ≈ 1,6·10−16 J |
1 MeV | = 1 Megaelektronenvolt | = 1 Million Elektronenvolt | = 106 eV | ≈ 1,6·10−13 J |
1 GeV | = 1 Gigaelektronenvolt | = 1 Milliarde Elektronenvolt | = 109 eV | ≈ 1,6·10−10 J |
1 TeV | = 1 Teraelektronenvolt | = 1 Billion Elektronenvolt | = 1012 eV | ≈ 1,6·10−7 J |
1 PeV | = 1 Petaelektronenvolt | = 1 Billiarde Elektronenvolt | = 1015 eV | ≈ 1,6·10−4 J |
1 EeV | = 1 Exaelektronenvolt | = 1 Trillion Elektronenvolt | = 1018 eV | ≈ 0,16 J |
Größenordnungen
5,87 µeV ≈ | 9,4·10−25 J | Energieunterschied eines Wasserstoff-5– | (8– | Van- | 25 meV ≈
| 4·10−21 J
|
| Wärmeenergie eines Teilchens bei Raumtemperatur (Hier können folglich Van- 1– | (2– |
| typische Energie bei chemischen Reaktionen Die Spannung in einer Batteriezelle wird durch chemische Reaktionen erzeugt und beträgt deshalb etwa 1 V.[2] 1,6– | (2,6– |
| Lichtteilchen im Wellenlängenbereich sichtbaren Lichts Kann manche chemische Verbindungen lösen, aber die meisten noch nicht 5– | (8– | Ionisierungsenergie eines Atoms (= Energie, um ein Elektron zu entfernen)
| 3,4– | (0,5– | ultraviolettes Lichtteilchen
| 100 eV–300 keV ≈
| (0,2– | Röntgen- | 18 keV–2,5 MeV ≈
| (0,3– | typische Betastrahlung aus einem radioaktiven Zerfall[3]
| 30 keV–2 MeV ≈
| (0,5– | typische Gammastrahlung aus einem radioaktiven Zerfall[4]
| ab 200 keV ≈
| ab 3,2·10−14 J
| Gamma- | ab 2,18 MeV ≈
| ab 3,49·10−13 J
| Herauslösung eines Teilchens aus einem Atomkern möglich
| 3– | (5– | typische Alphastrahlung aus einem radioaktiven Zerfall[5]
| 17,6 MeV ≈
| 2,8·10−12 J
| Energie, die beim Fusionieren eines Deuterium- und eines Tritium- | bis 23 MeV ≈
| bis 3,7·10−12 J
| medizinische Bestrahlung von Krebs mit Elektronen
| 200 MeV ≈
| 3,2·10−11 J
| Energie, die durch Spaltung eines Uran- | 250 MeV ≈
| 4·10−11 J
| medizinische Bestrahlung von Krebs mit Protonen
| 10 MeV–10 GeV ≈
| (0,02– | typische kosmische Strahlung
| 6,5 TeV ≈
| 2,8·10−6 J
| maximale Bewegungsenergie, auf die derzeit ein Proton künstlich beschleunigt werden kann
| 100 GeV ≈
| 1,6·10−5 J
| energiereichstes bisher beobachtetes Lichtteilchen (Photon)
| 1045 TeV ≈
| 1,7·10−4 J
| maximale Energie, mit der Atomkerne derzeit künstlich zur Kollision gebracht werden können
| 320 EeV ≈
| 51 J
| energiereichstes bisher beobachtetes Teilchen in der kosmischen Strahlung
| |
Elektronenvolt als Masseneinheit
Über Einsteins berühmte Formel E = m·c2 lassen sich Massen in Energien umrechnen und umgekehrt. Das wird in der Kernphysik gemacht: Die Massen von Teilchen werden nicht in einer Maßeinheit für Massen, sondern in der Energieeinheit Elektronenvolt angegeben. D. h. es wird angegeben, wie viel Energie nötig wäre, um die Masse des Teilchens zu erzeugen (= wie viel Energie frei wird, wenn man das Teilchen komplett „zerstrahlen“ könnte, was meist nur Theorie ist, da man dazu in der Regel Antimaterie brauchen würde).
entspricht (ca.) | |||
---|---|---|---|
< 2 eV | < 3,6·10−33 kg | Neutrino | |
511 keV | 0,0005 u ≈ | 9,11·10−31 kg | Elektron |
1022 keV | 0,001 u ≈ | 1,82·10−30 kg | Ab dieser Energie kann sich ein Lichtteilchen in ein Elektron und ein Positron umwandeln („Paarbildung“). Wenn Elektron und Positron wieder zusammenkommen, verwandeln sie sich zurück in ein Lichtteilchen mit min. 1022 keV (je nach Geschwindigkeit der Teilchen vor der Zerstrahlung kann es auch mehr sein). |
938 MeV | 1,007 u ≈ | 1,673·10−27 kg | Proton |
940 MeV | 1,009 u ≈ | 1,675·10−27 kg | Neutron |
172 GeV | 185 u ≈ | 3,07·10−25 kg | schwerstes bekanntes Elementarteilchen (Top- |
Um Elektronenvolt tatsächlich zu einer Masseneinheit zu machen, müsste man sie durch das Quadrat der Lichtgeschwindigkeit dividieren. Z. B.:
931,5 MeV/c2 ≈ 1 u ≈ 1,66·10−27 kg
Meist wird aber nur die Energie, die dieser Masse entspricht, angegeben, sodass die Division durch c2 entfällt.
Warum eine eigene Einheit?
Eigentlich sollten alle Energien in Joule gemessen werden, und das wäre mit den vorhandenen Vorsätzen für alle gängigen Größenordnungen von Elektronenvolt auch ohne Weiteres möglich:
1 µeV ≈ | 0,16 Yoktojoule |
1 meV ≈ | 0,16 Zeptojoule |
1 eV ≈ | 0,16 Attojoule |
1 keV ≈ | 0,16 Femtojoule |
... |
Als Elektronenvolt in den 1920er Jahren eingeführt wurden, gab es allerdings diese kleinen Vorsätze, die man bei den Joule brauchen würde, noch nicht – und jetzt, wo sich alle an Elektronenvolt gewöhnt haben, will sich keiner mehr umstellen ...
Andere Einheit
Chemiker können oder wollen meist nicht einzelne Teilchen betrachten, sondern sagen etwas über wägbare Mengen von Teilchen. Anstatt die Energie eines Teilchens in Elektronenvolt anzugeben, nennen sie die Energie von 1 mol = ca. 6,022·1023 gleichartiger Teilchen. Das ergibt dann Joule pro Mol.
Beispiele
5–0,5– | Van- | 1 eV ≈
| 96,5 kJ/mol
|
| 1– | 0,1– | typische Energie bei chemischen Reaktionen
| 5– | 0,5– | Ionisierungsenergie von Atomen
| |
Abgeleitete Einheiten
Größe | Einheit | Abk. | Anmerkung |
---|---|---|---|
| Megaelektronenvolt pro Zentimeter | MeV/cm | Energieverlust eines Teilchens beim Durchgang durch ein Material (z. B. Abschirmung) |
| Kiloelektronenvolt pro Mikrometer | keV/µm | Bezieht sich häufig, wenn nichts anderes angegeben ist, auf Wasser (wegen der Ähnlichkeit zu Gewebe).[6] |
Weiter
Quellen
[1] |
⇒ Durch 1 V gewinnt ein Elektron 1 J/C, für seine Ladung von ca. 1,6·10−19 C also ca. 1,6·10−19 J. |
[2] | Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands: Vorlesungen über Physik. Band 1: Hauptsächlich Mechanik, Strahlung, Wärme. München: Oldenburg, 1987 (amerik. Original 1963), S. 592 |
[3] | Bayerisches Umweltministerium: Radioaktivität und Strahlungsmessung (PDF), S. 77 (im PDF S. 91) |
[4] | Bayerisches Umweltministerium: Radioaktivität und Strahlungsmessung (PDF), S. 77 (im PDF S. 91) |
[5] | Bayerisches Umweltministerium: Radioaktivität und Strahlungsmessung (PDF), S. 77 (im PDF S. 91) |
[6] | Strahlenschutz- |