Mario Sedlak
Wissenschaft
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Gravitationswellen

Laut Relativitätstheorie gibt es keinen absoluten, starren Raum. Gravitationswellen sind Schwingungen des Raumes (oder genauer: der Raumzeit), die das gesamte Universum durchlaufen können. Sie breiten sich mit Lichtgeschwindigkeit aus.

Entstehung

Wenn eine (große) Masse beschleunigt wird, dann können dabei Gravitationswellen entstehen. Auch eine Kreisbewegung zählt als Beschleunigung. Typische Fälle:

In den letzten beiden Fällen werden allerdings nur dann Gravitationswellen erzeugt, wenn der sich drehende Himmelskörper in Bezug auf seine Drehachse nicht perfekt symmetrisch ist bzw. wenn die Durchmesseränderung nicht völlig gleichmäßig erfolgt.

Ursache

Der Grund, wieso Gravitationswellen entstehen müssen, ist die endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit von Änderungen der Gravitation,[1] ähnlich wieso beschleunigte Ladungen elektromagnetische Wellen abstrahlen müssen.

Eigenschaften

Berechnung

Gravitationswellen können mit den Einsteinschen Feldgleichungen der Relativitätstheorie berechnet werden. Da diese Gleichungen sehr kompliziert sind, gelingt die Berechnung nur mit vereinfachenden Annahmen und/oder mit Supercomputer (zur numerischen, d. h. näherungsweisen Lösung der Differentialgleichungen). Eine mögliche Annahme wären z. B. schwache Gravitationsfelder. Dann können die Gleichungen linearisiert werden und man erhält eine Wellengleichung, die die Gravitationswellen unter diesen Voraussetzungen beschreibt.

Messung

Viele andere Messprinzipien wurden ersonnen, z. B.:

Verwirrung

Gravitationswellen sind ein schwieriges Thema – sogar für manche der besten Physiker:

Selbst Einstein war verwirrt. Er war nicht sicher, ob Gravitationswellen irgendeinen realen, beobachtbaren Effekt haben. Er änderte seine Meinung mehrmals im Laufe der Jahre.
Lange Zeit war ... unklar, ob Einsteins Gravitationswellen tatsächlich ein physikalisches Phänomen sind. Einige Ausläufer dieser Diskussion zogen sich bis in die 1980er Jahre.

Dabei hatte Richard Feynman schon 1957 ein Gedankenexperiment vorgestellt, das zeigt, wie Gravitationswellen Energie übertragen: Wenn sie bewirken, dass freie Teilchen hin- und herschaukeln, dann können Perlen auf einem starren Stab hin- und hergleiten und dabei Reibungswärme erzeugen (Sticky bead argument).

Heute

Stört eine Gravitationswelle nur die Geometrie des Raumes oder auch den Gang der Zeit? Darüber findet man von Physikern und anderen Autoren im Internet unterschiedliche Aussagen.[3]

Gravitationswellen sind Energie, Energie verursacht Gravitation und Gravitation verlangsamt Uhren. Aber dieser Effekt dürfte vernachlässigbar winzig sein. Bei den Beschreibungen, wie Gravitationswellen-Detektoren funktionieren, wird darauf nicht eingegangen. In den linearisierten Gleichungen tritt dieser Effekt nicht auf – wobei für mich noch offen ist, ob das für alle unbeschleunigten Bezugssysteme gilt oder nur für bestimmte (z. B. Ruhesystem der Testkörper).

Weiter

Längenänderung durch Gravitationswellen

Weblinks

Quellen

[1] The Secret History of Gravitational Waves, American Scientist, 2018 – "virtually any field theory of gravity will predict gravitational waves, so long as it obeys the fundamental precept that ... disturbances must propagate at finite velocity."
[2] 150 Millionen km = 1,5·1011 m, mal 10−21 = 1,5·10−10 m
[3]
  • Physiker Markus Pössel: "dass es weder Wirkungen in Zeit- noch in Ausbreitungsrichtung gibt, ist gerade Ausdruck der Transversalität der Wellen". – Nach längerer Diskussion mit mir gab er jedoch zu, dass er nur die linearisierten Gleichungen betrachtet. D. h. er widerspricht nicht (mehr) der Ansicht, dass durchlaufende Gravitationswellen den Gang der Zeit verändern.
  • Diskussionsforum StackExchange: "There are a lot of questions on this site about gravitational waves and time dilation, and some of the answers are contradictory."
  • Physiker Kip S. Thorne: "When a gravitational wave passes over the Earth, it perturbs our rate of flow of time and thence the ticking rates of our clocks relative to clocks outside the wave."
  • Physiker Rainer Weiss: "The time is also been changed"
  • Astronom Andrew Fruchter: "It distorts space and time."
  • Wissenschaftswebsite Sciencealert.com: "gravitational waves warp both space and time. Thus, two extremely precise and synchronised clocks in different locations, such as atomic clocks, could be affected by gravitational waves, showing different times after the waves have passed."

Seite erstellt am 1.5.2023 – letzte Änderung am 28.11.2023