Maßeinheiten für die Lästigkeit von Schall
Das Ausmaß der Lärmbelästigung hängt nicht nur von der Lautstärke ab, sondern auch von der Art des Schalls:
- Hochfrequente Störgeräusche (Zischen) nerven i. A. mehr als niederfrequente (dumpfes Rauschen).
- Eine Glocke oder eine Stimmgabel klingt angenehmer als das Quietschen eines Zahnarztbohrers.
- Ungleichmäßiger Lärm stört mehr als gleichmäßiger.
- Auch wenn Brumm- oder Pfeiftöne herauszuhören sind, wird ein Geräusch lästiger.
In der Fachliteratur werden hierfür folgende Maßeinheiten verwendet:
Größe | Einheit | Abk. | Beschreibung | Beispiele |
---|---|---|---|---|
Acum | acum |
Auf einer Skala von stumpf bis scharf bewerten Versuchspersonen hauptsächlich Geräusche, bei denen hohe Frequenzen dominieren, als scharf. Bei Erhöhung der Lautstärke werden scharfe Geräusche (geringfügig[1]) als noch schärfer empfunden.[2] scharf = „aggressiv, schneidend und lästig“ Schärfe = „Grad des Zischens“, aber auch „ganz wesentliche Komponente dessen, was wir Klangfarbe nennen“ | Moderne Flugzeuge sind oft leiser als alte, aber die unangenehme Schärfe des Schalls hat zugenommen.[3] | |
Asper | asper |
Menschen bewerten Geräusche, bei denen eine dominierende Frequenz und/oder die Lautstärke ca. 15– Raue Geräusche entstehen insbesondere durch Überlagerung zweier Frequenzen, die sich nur wenig unterscheiden und dadurch periodisch verstärken bzw. auslöschen. Erst wenn die Frequenzen so großen Abstand voneinander haben, dass sie vom Gehörsinn leicht getrennt werden können, wird der Klang als „glatt“ empfunden.[5] |
| |
Vacil | vacil |
Wie Rauigkeit, aber mit weniger als 15 Schwankungen pro Sekunde, sodass das Gehör den Schwankungen noch folgen kann Wird am stärksten bei 4 Schwankungen pro Sekunde empfunden.[9] | Polizeisirene (in den USA) | |
| Tonality Unit | tu |
Gibt an, wie stark einzelne Frequenzen (Töne) aus dem Geräusch heraushörbar sind. Keine genormte Maßeinheit;[10] deswegen wird u. U. das zugrundeliegende Modell dazugeschrieben, z. B. tuHMS = Tonality Unit nach Hörmodell von Sottek.[11] Oder es wird gar keine eigene Maßzahl für die Tonhaltigkeit berechnet, sondern ein Geräusch einfach als „tonhaltig“ bezeichnet, wenn einzelne Frequenzen mehr als 6 dB (A) über dem Durchschnittspegel liegen. |
|
Gebräuchliche Vorsätze
Wie für andere Schall-
Größenordnungen
Quelle: Fraunhofer-
Lautstärke | Lästigkeit | |||||
---|---|---|---|---|---|---|
Schärfe | Rauigkeit | Schwankungs- stärke | Tonalität | |||
Autobahn | 73 dB (A) | 33 sone | 2,48 acum | 2,84 asper | 0,01 vacil | 0,04 tu |
Baustelle | 72 dB (A) | 43 sone | 2,40 acum | 3,10 asper | 0,13 vacil | 0,09 tu |
Busanfahrten | 64 dB (A) | 26 sone | 2,12 acum | 2,09 asper | 0,01 vacil | 0,06 tu |
Fluglärm | 72 dB (A) | 43 sone | 1,54 acum | 2,21 asper | 0,01 vacil | 0,07 tu |
Fußball | 51 dB (A) | 9 sone | 1,34 acum | 0,69 asper | 0,03 vacil | 0,05 tu |
Kinder | 73 dB (A) | 37 sone | 2,57 acum | 3,98 asper | 0,08 vacil | 0,11 tu |
Motorsense | 70 dB (A) | 35 sone | 3,40 acum | 2,06 asper | 0,06 vacil | 0,42 tu |
Auto | 68 dB (A) | 33 sone | 2,20 acum | 2,29 asper | 0,01 vacil | 0,06 tu |
Regionalbahn | 66 dB (A) | 31 sone | 2,08 acum | 2,00 asper | 0,02 vacil | 0,07 tu |
U-63 dB (A)
| 29 sone
| 2,11 acum
| 1,72 asper
| 0,02 vacil
| 0,09 tu
| |
Andere Größen
Die Maßeinheiten für die Lästigkeit von Schall sind so definiert, dass größere Werte eine größere Belästigung bedeuten. Auch mit zunehmender Lautstärke wird ein Schall unangenehmer. Es gibt aber auch andere Eigenschaften von Schall, die nerven können. Für diese gibt es keine eigenen Maßeinheiten:
- Lästig sind z. B. häufig besonders tieffrequente oder hochfrequente Anteile im Schall.
- Wenn sich die Lautstärke rasch ändert, wird der Schall als impulshaltig bezeichnet und als besonders unangenehm empfunden. Beispiele: Presslufthammer, unrund laufender Lüfter, nervös mit den Fingern trippelnder Kollege, Knall, oft auch Sprachlärm[14]
Als Maß für die Lästigkeit insgesamt wird verwendet: Prozentsatz der Menschen, die sich „stark“ belästigt fühlen (Percent Highly Annoyed, Abkürzung: %HA).[15] Kann durch Befragung ermittelt werden. Interessanter, aber schwieriger ist die Berechnung mittels Modellen – dann kann der Nutzen von Lärmminderungsmaßnahmen vorausgesagt werden.
Dann gibt es noch die (kaum mehr verwendete) D-Bewertung des Schallpegels in Dezibel. Bei dieser wurde versucht, nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Lästigkeit (insb. von Fluglärm) zu bewerten.[16] Die Frequenzen von 2–