Legionellen
Legionellen sind Bakterien, die in Wasser häufig vorkommen. Vor ihnen herrscht eine regelrechte Panik, denn unter gewissen Umständen können sie eine schwere Lungenentzündung hervorrufen, die sogar tödlich ausgehen kann. Wenn solche Fälle bekannt werden, berichten die Zeitungen und andere Medien groß darüber. In meinem Bekanntenkreis und in Diskussionsforen wissen viele, dass man deshalb den Warmwasserspeicher auf mindestens 60°C einstellen soll. Erst da werden etwaig vorhandene Legionellen abgetötet.
Wo lauert die Gefahr?
Ich habe ausführlich recherchiert, wie groß das Problem wirklich ist.
- 2013 wurden in Österreich 100 Legionella-
Infektionen festgestellt. Davon war in 11 Fällen die Anlage für das warme Wasser zuhause die Infektionsquelle. Die Tendenz ist steigend. In 26 Fällen holte man sich die Krankheit auf Reisen.[1] Auf Nachfrage teilte mir AGES am 3.4.2015 mit, dass es durchaus auch Fälle gäbe, wo Komfort- Speicher von Gasthermen oder 5-l- Untertischspeicher von Legionellen befallen wurden. Die meisten Fälle, die in Haushalten auftreten, hatten aber eine größere, zentrale Warmwasserversorgung. - Nach Untersuchungen am Hygiene-
Institut der Uniklinik Mainz ist das Risiko einer Legionelleninfektion in Einfamilienhäusern sehr klein. Zur Vorbeugung reichen 50°C.[2] - In Europa, USA und Kanada werden mehr als 99% aller Legionellose-
Ausbrüche durch Rückkühlwerke, Kühltürme oder Klimaanlagen hervorgerufen. - Ich verfolgte jahrelang via Google-
Alert die Berichterstattung über Legionellen. Es war kein einziger Fall dabei, wo sich jemand die Krankheitserreger von seinem eigenen Warmwasserspeicher geholt hat. Berichtet wurde ausschließlich über Probleme mit großen Warmwasseranlagen von Hotels, Campingplätzen, Spitälern, Bädern, Schulen usw. - Speicher in Ein- und Zweifamilienhäusern müssen in der Regel nicht untersucht werden.
- Kritisch ist es, wenn Wasser lange in Leitungen verbleibt. Nach den Schulferien z. B. können beim Duschen sehr viele Legionellen freigesetzt werden, wenn die Keime nicht vorher abgetötet werden. Die Erkrankung erfolgt durch Einatmen.
Bei mir zuhause habe ich nur sehr kurze Warmwasserleitungen und in denen steht das Wasser kaum länger als ein paar Tage. Ich sehe daher keinen Grund, die Temperatur meines Warmwasserspeichers von 30°C auf 60°C zu erhöhen, was meinen Energieverbrauch und meine Energiekosten mehr als verdoppeln würde. Nach einem mehrwöchigen Urlaub oder wenn ich schwer krank bin, kann ich ja immer noch 60°C einstellen.
Ein gesunder Mensch muss nicht in vollkommen keimfreiem Umfeld leben. Wahrscheinlich hast auch du schon unzählige Legionellen eingeatmet, ohne daran erkrankt zu sein. Für ein gesundes Immunsystem ist eine gewisse Anzahl von Krankheitserregern kein Problem. Im Gegenteil: Wenn es keine Eindringlinge findet, dann könnten Allergien entstehen.
Vorsichtsmaßnahmen
Wer glaubt, in seinem Warmwasserspeicher mindestens 60°C einstellen zu müssen, der sollte konsequenterweise auch folgendes tun:
- vor dem Duschen immer 10 Minuten lang heißes Wasser laufen lassen, denn im Brauseschlauch herrschen ebenfalls „ideale Bedingungen“ für die Legionellen – Hoffentlich bleibt dir dann noch genug warmes Wasser zum Duschen ...
- Das Wasser des Zimmerbrunnens müsste man alle paar Stunden gegen mindestens 60°C heißes Wasser austauschen.
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Weblinks
- Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit: Kontrolle und Prävention der Reise-
assoziierten Legionärskrankheit (PDF, 2 MB) - Stiftung Warentest über die Temperatur im Warmwasserspeicher
Quellen
[1] | Nationale Referenzzentrale für Legionella-[2]
| Deutsche Verbraucherzentrale: Solaranlagen für Warmwasser und Heizung (PDF, 2 MB), S. 2
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