Kritik an Websites
Ich habe 5 Jahre beruflich an der Erstellung von Websites gearbeitet. Daher weiß ich gut, welche Möglichkeiten HTML bietet. Wenn Websites unpraktisch aufgebaut sind, dann liegt das nicht an fehlenden Möglichkeiten, sondern meist an bewussten Entscheidungen der Autoren, die ihren Vorstellungen von Schönheit den Vorrang gegenüber Bedienbarkeit einräumen.
Am Anfang stand ein großes Ziel
Die ursprüngliche Idee des Internets war der Aufbau eines weltweiten Lexikons mit Querverbindungen (Links) zwischen den Dokumenten. Viele heutige Organisationen, die Seiten ins Netz stellen, können sich mit dieser Idee offenbar wenig anfreunden. Sie verwenden ihre Websites eher wie einen Schaukasten, der regelmäßig geleert wird. Durch dieses "Aufräumen" werden jede Menge tote Links produziert. Deswegen wundert es mich, wenn Website-
Erstaunlich, wie oft Websites neu gestaltet werden. Wie viel Zeit da investiert wird! Und am Ende ist der Informationsgehalt kleiner geworden, weil "ausgemistet" wurde. Von den Frustrationserlebnissen der Nutzer, deren gespeicherte oder irgendwo gefundene Links nun ins Leere führen, gar nicht zu sprechen.
Ist dir das auch schon aufgefallen: Websites von großen Unternehmen sind meistens weniger durchdacht aufgebaut und ändern sich häufiger, sodass man alte Inhalte nicht mehr findet. Neue Inhalte werden oft als PDF anstatt als HTML-
Vermutlich ist das nicht nur Bequemlichkeit oder wegen der "Schönheit", sondern weil z. B. Fachabteilungen meinen, ihre Dokumente müssten genau so und nicht anders veröffentlicht werden. Die Gestaltung der Website hat in vielen Unternehmen nicht den Stellenwert, den sie haben müsste, damit die Internet-
Aber auch einzelne Autoren verfolgen heute oft andere Ziele als die Pioniere. Ein Blogger glaubt:
Nur neue verbesserte Designs und tolle WordPress-Plugins, die einen praktischen Nutzen besitzen, sichern das Interesse der Internetbenutzer an dieser Webseite.
Wie wäre es mit interessanten Inhalten?
Linkfarbe
Es ist heute schon eine Seltenheit, dass besuchte Links mit einer anderen Farbe dargestellt werden. Dabei würde das jeder Browser automatisch machen, wenn es die Webdesigner nicht extra unterdrücken würden. Warum tun sie es das? Beruflich habe ich mit einigen Verantwortlichen sprechen können. Ihre Begründungen:
- Das macht man heute nicht mehr.
- Das verwirrt den Benutzer. (In kürzester Zeit wären alle Seiten besucht.)
- Besuchte Seiten könnten sich geändert haben.
Ich frage mich, wie die Benutzer dann mit ihrem Mail-
- Da ist es akzeptiert, dass ungelesene Mails hervorgehoben werden.
- Da irritiert es nicht, wenn Mails als "gelesen" angezeigt werden, obwohl man sie vielleicht nur kurz geöffnet hat und u. U. noch lange nicht erledigt hat.
Aber auf Websites müssen sich arme Suchende selbst merken, wo sie überall schon waren. Mich persönlich betrifft das zum Glück kaum noch, da ich meinen Browser so konfiguriert habe, dass er alle besuchten Links violett darstellt (nur in wenigen Fällen klappt das nicht).
Genereller Trend
- Es wird immer weniger verlinkt. Klassischer Hypertext wie in der Wikipedia (und bei mir) ist heutzutage eher die Ausnahme auf Websites.
- Anstatt dass die Webseiten plattformunabhängig überall lesbar sind, werden immer neuere Browserversionen vorausgesetzt. Das Web weist damit immer weniger Unterschied zu eigenen Anwendungen (wie z. B. Word) auf. Dabei würden die Inhalte an sich gar keinen modernen Browser erfordern. Nur damit die Programmierer den neuesten Schnickschnack verwenden können, wird die ganze Welt zum ständigen Update gezwungen.
Das Browserupdate ist zwar gratis, kann aber z. B. den Verzicht auf gewisse Erweiterungen bedeuten. Ein Aufwand ist das Update auf jeden Fall, und im schlimmsten Fall läuft irgendwas schief, sodass nichts mehr funktioniert oder Daten verlorengehen. Neue Software enthält oft auch neue Softwarefehler.
Moderne Websites bieten ein immer anspruchsvolleres Webdesign und einen immer größeren Unterhaltungsfaktor, werden aber gleichzeitig – meiner Ansicht nach – immer weniger benutzerfreundlich:
- Die üblichen Browser-
Funktionen (Seiten verlinken, abspeichern, ...) werden auf populären Websites wie z. B. Facebook ausgehebelt – was interessanterweise kaum jemanden zu stören scheint. - Ohne Javascript geht auf vielen Websites gar nichts mehr. Die Warnungen, dass solche aktiven Inhalte prinzipbedingt das Tor für Schadsoftware öffnen und somit die Sicherheit des Computers gefährden, verhallen scheinbar ungehört.
Nun könnte man einwenden, dass das eben der Fortschritt ist und erst diese Weiterentwicklungen das Internet zu dem gemacht haben, was es heute ist. Ich sehe aber keinen Fortschritt, sondern einen Rückschritt, wenn ich Informationen nicht mehr einfach und ohne Sicherheitsrisiko abrufen kann.
Vergleich
Du richtest dir eine Bibliothek so ein, sodass du bequem auf alle Bücher zugreifen kannst. Dann stürmt eine Horde Modernisierer den Raum und beschließt (ganz demokratisch), aus der Bibliothek einen Spielplatz zu machen. Aber das ist ja kein Problem, denn die Bücher kannst du dir ja im Keller aus versperrten Schränken bei Bedarf holen. Alle paar Monate werden die Schlösser ausgetauscht oder zusätzliche eingebaut, aber auch das ist doch überhaupt kein Problem, denn die neuen Schlüssel kannst du ja kostenlos anfordern.
Weiter
Siehe auch
- Website der E-Control – Beispiel mit konkreten Kritikpunkten an einer Website
Detaillierte allgemeine Kritikpunkte (überwiegend technischer Natur):
Weblinks
- GEOTEK Datentechnik GmbH Berlin: Einige Website-
Reviews und Kritiken aus den Jahren 2005–2006 (aber meines Erachtens immer noch gültig) - Kritik an gemeinnützig und wohltätig orientierten Websites aus Usability-
Sicht