Denkweisen von Philosophen
Die Philosophie ist keine Wissenschaft, die auf Erfahrung begründet ist. Z. B. kann für einen Philosophen die Einteilung aller natürlichen Erscheinungen in vier Kategorien genauso sinnvoll und plausibel sein wie (für einen anderen) das Zurückführen aller Erscheinungen auf ein einziges Grundprinzip. Wichtig ist in der Philosophie nicht, welches System die tatsächlich gemachten Beobachtungen besser erklärt oder zuverlässigere Voraussagen ermöglicht, sondern
- eine mehr oder weniger präzise Widerspruchsfreiheit ihrer Aussagen
- die "Schönheit" des gedanklichen Gebäudes und
- die "Einsichtigkeit" gewisser Formulierungen.[1]
Philosophische Theorien werden also nicht an der Wirklichkeit getestet wie wissenschaftliche Theorien. Sie müssen nicht einmal Aussagen über die (beobachtbare) Wirklichkeit sein, da viele Philosophen es für ein Vorurteil halten, dass wir nur von den Dingen, die beobachtbar sind, etwas wissen können. "Sollte es keine aus sich einsichtigen Tatsachen geben, dann wäre die Absicht und Erwartung, mit der wir Philosophie betreiben, nicht zu erfüllen", schreibt der Philosoph Karl Holzamer.[2]
Unterschiede zu den Denkweisen von Wissenschaftlern
Philosophen setzen sich gerne mit wissenschaftlichen Theorien auf ihre Art auseinander. Einem Philosophen reicht es nicht, wenn man ein Naturgesetz wie die Quantentheorie erfolgreich "praktisch anwenden" kann. Er will es verstehen. Das bedeutet: "sagen zu können, was man tut, wenn man die Theorie anwendet."[3]
Ein Philosoph weist auf ungenaue Definitionen und unsichere Schlüsse hin. Nach Meinung vieler Philosophen sollten die Wissenschaftler bescheidender sein und häufiger "Ich weiß es nicht" sagen anstatt Modellvorstellungen, die für den Philosophen oft zweifelhafte, unbewiesene "Annahmen" sind, zu verwenden. Alles genau definieren oder zuverlässigere Schlüsse ziehen kann aber auch die Philosophie nicht.
Neben dem Kritisieren ist das Ziel eines Philosophen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus philosophischer Perspektive zu betrachten und auf diese Weise der von ihm angenommenen "wahren Wirklichkeit", die über den wissenschaftlich erfahrbaren Teil hinausgeht, näherzukommen.[4]
Philosophen scheinen typischerweise eine Modellvorstellung so zu behandeln, als sei sie selbst die behauptete Wahrheit (vgl. Philosophie und Modelle). Sie ziehen aus den Eigenschaften des Modells Schlussfolgerungen über die Wirklichkeit (z. B. "alles ist vorhersehbar"). Das widerspricht der Wissenschaftstheorie, wonach nur die Voraussagen des Modells beurteilt werden dürfen.
Aufgrund der unterschiedlichen Denkweisen und Ziele gibt es zwischen Philosophie und Wissenschaft kein so gutes Verhältnis. Siehe Kritik an der Philosophie
Verhältnis zu Autoritäten und Kritikern
Philosophen begründen ihre Ansichten oft mit Verweis auf Platon, Immanuel Kant, Hegel, Karl Popper, Teilhard de Chardin, Edmund Husserl etc. Wer es wagt, solche allgemein anerkannte Philosophen zu kritisieren, hat mit heftigen Reaktionen zu rechnen.
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Quellen
[1] | Walter R. Fuchs: Knaurs Buch der modernen Physik. München: Droemer Knaur, 1965, S. 49 |
[2] | Karl Holzamer: Philosophie. Einführung in die Welt des Denkens. Gütersloh: Bertelsmann, 1968, S. 38 |
[3] | Carl Friedrich von Weizsäcker: Aufbau der Physik. München: Carl Hanser, 1985, S. 15 |
[4] | Vgl. Georgi Schischkoff (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch. Stuttgart: Alfred Kröner, 15. Aufl. 1960, Stichwort "Metaphysik" |