Mario Sedlak
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Was wir sehen, sind vielleicht nur die Schatten der wahren Wirklichkeit.

Philosophie und Wahrheit

In der Philosophie kennt man viele Gründe, warum das Streben nach unumstößlicher Wahrheit zum Scheitern verurteilt ist:

Nachdem die Philosophen ausführlich alles in Frage gestellt haben, überrascht mich, dass sie andererseits dann doch so tun, als könnte man in manchen Fällen die Wahrheit erkennen:

Auf die Naturgesetze können wir uns verlassen, sie gelten ohne Ausnahmen, sie sind absolut sicher.[8]
Ob ein Kasten offen oder versperrt ist, ist leicht feststellbar. Die Behauptung: "Der Kasten ist offen" kann wahr sein oder falsch. Die Öffnung nicht als Verifikation [= Beweis] zu sehen, bedarf einiger theoretischer Verkrampfungen.[9]

Das ist meines Erachtens der Grund für viele Missverständnisse! Die Philosophen scheinen anzunehmen, dass manche Aussagen nicht nur näherungsweise, sondern tatsächlich "wahr" sind. Andere Aussagen, wie etwa die Hypothese vom Urknall, sind hingegen selten so überzeugend wie das, was man mit eigenen Augen sieht. Daher sondert sie der Philosoph von den "Tatsachen" ab und kritisiert sie – obwohl die Philosophie doch selbst zu dem Schluss kam, dass alles, was wir von der Welt wissen, unsicher ist und daher kritisiert werden kann.

Ich halte es für ehrlicher und konsequenter, wenn man alle Aussagen über die Wirklichkeit nur für mehr oder weniger sicher "wahr" hält. Zu kritisieren wäre meiner Meinung nach nur ein Wissenschaftler, der behauptet, es ist genauso sicher, dass es einen Urknall gab wie dass der erwähnte Kasten offen ist – aber nicht alle Wissenschaftler, die bei der Deutung der "Lichtpunkte" am Himmel die Urknall-Theorie verwenden.

Wo sollte man die Grenze zwischen "Tatsachen" und "unbewiesenen Annahmen" ziehen? Ist die Hypothese, dass es Atome gibt, etwa ein "Mythos" oder eine Tatsache? Ich finde es besser, zu sagen: Atome sind eine sehr gut bewährte Modellvorstellung – wie auch der Urknall.

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Philosophie und Modelle – Hier sehe ich weitere große Missverständnisse.

Weblinks

Quellen

[1] Englische Wikipedia: Representative realism
[2] Erich Fromm in Hans Huber, Oskar Schatz (Hrsg.): Glaube und Wissen. Symposion des römischen Sekretariats für den Dialog unter der Patronanz der Bayrischen Akademie der Wissenschaften vom 24.–26. April 1978 in München. Wien: Herder, 2. Aufl. 1981, S. 204f.
[3] Leszek Kolakowski: Die Suche nach der verlorenen Gewißheit. Denk-Wege mit Edmund Husserl. Stuttgart: Kohlhammer, 1. Aufl. 1977 (Engl. Original 1975), S. 92f.
[4] "Being, the indeterminate immediate, is in fact nothing"
[5] Herbert Pietschmann: Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte. Von der Öffnung des naturwissenschaftlichen Denkens. Stuttgart: Ed. Weitbrecht, 1990, S. 16f.
[6] Herbert Pietschmann: Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte. Von der Öffnung des naturwissenschaftlichen Denkens. Stuttgart: Ed. Weitbrecht, 1990, S. 164f.
[7] Gerhard Schwarz bei einem Seminar an der Uni Wien am 7.3.2009
[8] Herbert Pietschmann: Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte. Von der Öffnung des naturwissenschaftlichen Denkens. Stuttgart: Ed. Weitbrecht, 1990, S. 153
[9] Gerhard Pretzmann, Agemus Nachrichten Wien. Mensch und Umwelt aktuell, Nr. 45, S. 10

Seite erstellt am 11.4.2009 – letzte Änderung am 1.5.2023