Philosophische Diskussionen
Meine Erfahrung
Diskussionen sind prinzipiell nicht immer einfach, aber wenn es um Philosophie geht, kommen noch zusätzliche Erschwernisse hinzu:
- Die Gefahr ist groß, dass man aneinander vorbei redet. Ich stelle am Ende von philosophischen Streitgesprächen häufig fest, dass ich dieselbe Meinung wie mein Gesprächspartner habe, nur die Dinge anders nenne.
- Und wenn man glaubt, dass man sich einig ist, stellt man oft wenig später fest, dass man doch völlig verschiedene Ansichten hat.
- Aufgrund der unterschiedlichen Denkweisen ist eine Diskussion zwischen Philosophen und Wissenschaftlern äußerst schwierig.
- Was Philosophen schreiben und wie sie argumentieren, kann ich oft gar nicht verstehen.
- Umgekehrt halten Philosophen meine Äußerungen, dir mir so viel einfacher erscheinen, häufig für "Kauderwelsch".
- Manche Philosophen halten es für aussichtslos, einem "Unwissenden" wie mir die Erkenntnisse der großen Denker näherzubringen. Um sinnvoll mitdiskutieren zu können, müsste ich ihrer Meinung nach wohl eine ganze Bibliothek gelesen oder ein abgeschlossenes Philosophie-
Studium haben. - Die Reaktionen von Philosophen auf Kritiker und Andersdenkende sind oft überdurchschnittlich heftig.
- Es ist kaum möglich, über ein Thema der Philosophie zu diskutieren, ohne dass die Diskussion sofort auf Grundsatzfragen führt (Was ist Erfahrung?, Was ist Wissen?, Was ist Wahrheit? usw.). So kann man jede Diskussion unendlich verlängern.
- Manche Philosophen scheinen großen Spaß daran zu haben, alles zu kritisieren und selbst nichts zu behaupten (insbesondere nicht, wie man es besser machen soll).
Meine Meinung
- Jede Aussage über die Wirklichkeit ist unsicher, daher ist es keine besondere Leistung, bei einer wissenschaftlichen Theorie darauf hinzuweisen, dass sie falsch sein könnte. Eine konstruktive Kritik wäre nützlicher.
- Ich denke, man sollte bei den Definitionen nicht so streng sein, dass am Ende nichts mehr übrig bleibt. Die Wörter "nie", "wissen", "bewiesen" usw. müssten alle vom Wortschatz gestrichen werden, wenn es nach übergenauen Philosophen geht.
- Mit ein bisschen gutem Willen kann man erkennen, was jemand mit seiner Aussage ausdrücken will und sie so umformulieren und jene Wörter verwenden, wie man es selbst für richtig hält.
- Wenn man schon seit 2500 Jahren über dieselben Fragen streitet, sollte man irgendwann einsehen, dass es tatsächlich keine eindeutige Antwort auf die Fragen gibt. Das bedeutet, dass man gegenüber allen philosophischen Ansichten tolerant sein sollte.
Kritik
Philosophische Diskussionen mögen einen gewissen psychologischen Wert besitzen, wenn man jedoch einmal in die Geschichte zurückblickt und sich ansieht, was alles gesagt worden ist – und mit welchem Nachdruck! –, so stellt man fest, dass alles mehr oder weniger Unsinn gewesen ist.[1]
Weiter
Siehe auch
- Interview über Quantenphilosophie – Ist angenehm verlaufen, aber wie üblich haben wir aneinander vorbeigeredet.
Weblinks
- Philo-
Welt.de – Diskussionsforum, wo meine Philosophie-Seiten in die Linksammlung aufgenommen wurden.
Quellen
[1] | Richard P. Feynman in Paul Charles u. a.: Superstrings. Eine Allumfassende Theorie? Basel: Birkhäuser, 1989 (Engl. Original 1988), S. 235f. |