Reaktionen von Philosophen
Große Streitereien entstehen umso mehr, je weniger handfeste Fakten es gibt. Die Philosophie, wo man über die Dinge diskutiert, von denen man nicht einmal entscheiden kann, ob es sie gibt, scheint da keine Ausnahme zu sein. Zwar kenne ich auch viele nette Philosophen, die sich geduldig meinen Einwänden und Fragen stellten, aber ich habe schon den Eindruck, dass man sich bei philosophischen Diskussionen schneller unbeliebt machen kann als etwa bei wissenschaftlichen Diskussionen. Im Durchschnitt sind Philosophen anscheinend empfindlicher gegenüber Kritik. Und wenn es keine sachlichen Argumente gibt, dann nimmt man eben andere. Das ist einer der Gründe, wieso ich den Eindruck habe, dass Philosophie und Glaube viel gemeinsam haben.
Was mir alles gesagt wurde
- "Also ich denke, Du solltest das mit der Philosophie ehrlich lieber lassen, wo Du schon so gut ohne sie Bescheid weißt, wie alles funktioniert und so."
- "Nicht, dass v. Weizsäcker nicht kritisierbar wäre, aber unser Kritiker [gemeint bin ich] hat nicht einmal das Niveau erreicht, auf dem v. Weizsäckers Ansatz auch nur in die Nähe des Verständnisses geraten würde."
- "Dann bist du also nicht weiter als Jaspers es in den 50er Jahren war? Stell' dir das bitte mal in der Physik vor?
"
- "Mir scheint auch, dass du an bestimmte Fragen herangehst, wie ein Kind."
- "Provozierend ist deine Mischung aus Unüberlegtheit und Selbstgewissheit. Ich hoffe, du bist einfach noch sehr jung (weil ich jungen Menschen so etwas leicht nachsehen kann)."
- "Was Du hier zeigst, nenne ich normalerweise die 'Hybris der Technokraten'".
- "Das kann einfach nicht sein, dass du das wirklich glaubst! Das ist so unglaublich unüberlegt, dass es mich wirklich erschüttert."
- "Deine Position ist zuweilen so extrem, wie ich es eigentlich von Menschen kenne, die eine Konfession (also eine 'kristallisierte/erstarrte Religion') vertreten."
- "Na, das ist ein Blödsinn!"
- "Entschuldigen Sie, dass ich vorher 'Blödsinn' gesagt habe, aber das Thema ist ernst genug."
- "Du bist ein armer Möchtegernbesserwisser."
Ich möchte anmerken: Meine Position ist deckungsgleich mit der von vielen Wissenschaftlern, die Kritik an der Philosophie äußern.
Andere
Wer so auf Kritik setzt wie Popper, von dem wird man erwarten, dass er auch selbst solcher Kritik gegenüber offen ist. Hierin war Popper seiner eigenen Philosophie nicht treu; als Person konnte er vielmehr sehr dogmatisch sein. So zerstritt er sich mit vielen seiner besten Schüler; von Kritikern verlangte er, sie müssten sich bei ihm entschuldigen, bevor sie mit ihm diskutieren dürfen[1]
Werner Koenne erzählte in seiner Vorlesung Einführung in die Wissenschaftstheorie 1996:
Wenn man ein Buch angreift, das von allen zitiert wird, ... wird man zwar nicht verbrannt, aber hingerichtet.
Der Autor eines Online-
- "Wie legitim ist es, wenn 'normale' nichtbedeutende, nichtberühmte Menschen die großen Philosophen bzw. einige ihrer Auffassungen kritisieren?" Es gibt Menschen, die halten so etwas für Anmaßung, Selbstüberschätzung oder Größenwahn.
- "Wie können Sie denn den armen Platon so angreifen? Der kann sich doch nicht mehr wehren."
- Man bezweifelt, dass er eine eigene Meinung zu den Philosophen haben darf, obwohl er nicht alle ihre Werke gelesen hat.
- Des Öfteren bekommt er Mails von Anhängern bestimmter Philosophen oder philosophischer Richtungen, in denen ihm vorgeworfen wird, diesen Philosophen bzw. diese philosophische Richtung nicht richtig darzustellen. Was aber in den meisten dieser Zusendungen fehlt, sind konkrete Hinweise, was er angeblich falsch darstellt oder was er an Wichtigem angeblich weglässt.
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Quellen
[1] | Gerhard Vollmer, Skeptiker, 1/1995, S. 5 |