Erfahrung
Die ganze Wissenschaft beruht meines Erachtens auf einer einzigen Annahme:
Aus Erfahrung kann man lernen.
Unter "Erfahrung" verstehe ich alle Sinneseindrücke, Gefühle, Gedanken sowie die Erinnerungen daran. Es ist nichts von vornherein ausgeschlossen, auch Träume oder Fantasien im Drogenrausch nicht! Ich habe da keine Vorurteile.
Möglichkeiten und Grenzen
Ich behaupte nicht, dass
- jeder die gleichen Erfahrungen macht
- jeder zu den gleichen Erkenntnissen bzw. Einschätzungen von Aussagen gelangt
- jeder lernen will
- man alles lernen kann
- man in jeder Situation etwas lernen kann
- man zu fehlerfreien Theorien kommt
Es ist auch nicht so, dass man alles mit eigenen Augen sehen muss, denn man kann die Erfahrung machen, dass auch die Erfahrungen anderer unter gewissen Umständen zuverlässig sein können.
Genauso braucht man keine starren, unhinterfragbaren Regeln, wie man unter verschiedenen möglichen Deutungen von Erfahrungen die zuverlässigeren erkennen kann. Die Regeln ergeben sich von selbst anhand von Erfahrung: die, die sich bewähren, behält man bei – die anderen verwirft man, wenn sie zu enttäuschenden Ergebnissen geführt haben.
Aus Erfahrung lernen heißt, dass man sein ganzes Wissen verwendet – auch das Wissen, dass das Wissen unsicher ist usw.
Wozu braucht man die Annahme?
Ganz ohne Annahmen kommt man leider nicht aus, denn jede Aussage über die Wirklichkeit ist grundsätzlich bezweifelbar. Mit der Annahme "Aus Erfahrung kann man lernen" schließe ich zugleich alle denkmöglichen Umstände aus, die ein Lernen prinzipiell verhindern würden, z. B. dass
- meine Erinnerungen vollkommen falsch sind
- ich verrückt bin, ohne es zu wissen
- ich jetzt gerade träume
Dass ich aus Erfahrung lernen kann, kann ich natürlich nicht über Erfahrung begründen. Es wäre sogar denkbar, in einem Universum zu leben, wo alles (außer mir) so chaotisch ist, dass ich keine Naturgesetze entdecken kann – aber immerhin diese eine Erkenntnis wäre möglich. Die Annahme kann sich also nicht als falsch erweisen.
Philosophie und Glaube akzeptieren die Annahme nur bedingt. So gesehen braucht man die Annahme auch, um wissenschaftliche Aussagen von anderen zu unterscheiden.
Was ist daran das Besondere?
Auch im Alltag lernt man aus Erfahrung. Das ist nichts Besonderes. Jedes kleine Kind merkt sich, dass es sich auf der heißen Herdplatte verbrennen kann. Die Wissenschaft tut im Grunde nichts anderes, nur auf der Ebene des "Weltwissens".