Mario Sedlak
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Dieser Artikel wurde im SOL-Magazin, Sommer 2024, S. 14 veröffentlicht. Das SOL-Magazin ist eine Zeitschrift des „Nachhaltigkeitsvereins“ SOL.


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Pflanzenkläranlage bei der Firma Sonnentor in Sprögnitz (Niederösterreich)

Was passiert mit unserem Abwasser?

Es wird so weit gereinigt, dass Gewässer nicht „kippen“. Aber einige Probleme sind noch ungelöst.

Von 96% der in Österreich Wohnenden wird das Abwasser in einer Kläranlage gereinigt. Rechen filtern größeren Abfall aus, Sand und dgl. setzt sich in einem größeren Becken ab, und alles, was biologisch abbaubar ist, wird von Mikroorganismen unter ständiger Zufuhr von Luft „gefressen“. Dadurch wird der von Lebewesen verwertbare Kohlenstoff und Stickstoff großteils entfernt. Phosphor wird durch Zugabe von Eisen- und Aluminiumsalzen aus dem Abwasser ausgefällt. Je weniger Nährstoffe verbleiben, desto besser, denn diese können das Wachstum von Algen und Wasserpflanzen unnatürlich stark anregen. Wenn sie dann irgendwann absterben, wird für ihre Zersetzung so viel Sauerstoff verbraucht, dass für andere Lebewesen im Gewässer keiner mehr übrig bleibt. Kläranlagen müssen mindestens 75% des Stickstoffs und Phosphors ausfiltern.

Am Ende der genannten Reinigungsstufen schaut das Wasser klar und sauber aus – ist es aber nicht. Mikroskopisch kleine oder gelöste Stoffe, die nicht biologisch abbaubar sind – z. B. Schwermetalle, Medikamente, künstliche Süßstoffe und kleinstes Mikroplastik –, passieren die meisten Kläranlagen. Ebenso Krankheitserreger. Hierfür wäre eine weitere Reinigungsstufe nötig, wo das Abwasser mit Ozon, ultraviolettem Licht oder Chlor behandelt und mit Aktivkohle oder Nano-Membranen gefiltert wird. Das kostet viel Energie und Geld, weshalb noch kaum eine Kläranlage mit so einer Reinigungsstufe ausgestattet ist.

Probleme

Manche Stoffe, die wie Hormone wirken, haben bereits in kleinsten Spuren (einige zehn Nanogramm pro Liter) gravierende ökologische Auswirkungen. Z. B. wird der Wirkstoff aus der Antibabypille mit dem Urin ausgeschieden, und wenn er in Gewässer gelangt, können Fische und Frösche verweiblichen.[1]

Bereits ohne Reinigungsstufe mit Ozon, UV-Licht oder Chlor haben Kläranlagen erheblichen Energiebedarf. Rund 1% des gesamten Stromverbrauchs geht auf ihre Rechnung. Am meisten Strom (ca. 60–80%) braucht das Einblasen von Luft in das Becken. Ein bisschen kann gespart werden, indem bedarfsgerecht nur so viel Luft eingeblasen wird, wie aktuell gebraucht wird.

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Offener Klärschlammteich

Ein Teil der benötigten Energie wird in vielen Kläranlagen bereits selbst erzeugt: Aus Klärschlamm wird Methan gewonnen, ähnlich wie in einer Biogasanlage. Das hat den weiteren Vorteil, dass das Methan nicht als Treibhausgas freigesetzt wird. Aus einem offenen Klärschlammteich entweichen 120 Milligramm Methan pro Stunde und Quadratmeter.

Energieaufwändig ist auch die Herstellung der Eisen- und Aluminiumsalze, die zur Entfernung von Phosphor nötig sind. Phosphor soll zukünftig aus dem Klärschlamm wiedergewonnen werden. Von dem Ausbringen des Klärschlamms auf Felder will man wegkommen, weil er allerlei Schadstoffe enthält, die sich in Böden anreichern können und die keiner in Lebensmitteln haben will. Der Klärschlamm soll stattdessen getrocknet und verbrannt werden. Selbst wenn er zuvor zur Methangewinnung genutzt wurde, bringt das noch 2–3 Kilowattstunden Wärme pro Kilogramm Trockenmasse. Phosphor bleibt in der Asche zurück.

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Pflanzenkläranlage Podboč (in Nordslowenien)

Alternative

Haushaltsabwässer können auch mit Pflanzenkläranlagen sehr gut gereinigt werden. Das sind kleine Teiche mit Sand- und Kiesschichten, in denen Mikroorganismen leben, die alles entfernen, was biologisch abbaubar ist. Sumpfpflanzen halten mit ihren tiefen Wurzeln den Boden offen, sodass die Organismen genug Luft bekommen. Nachteile sind: höhere Kosten (ca. 10.000 € für ein Einfamilienhaus), großer Platzbedarf (ca. 5 m2 pro Mensch) und Brutstätte für Stechmücken.

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Trinkwasser und Abwasser sparen

Quellen

[1]