Kritik an der WEB Windenergie AG
Die WEB Windenergie AG gilt als Vorreiter und Beschleuniger der Energiewende, weil sie viele Windkraftwerke gebaut hat und erfolgreich betreibt. Doch ich habe auch Kritik:
Energiepopulismus
Stromleitungen und Großkraftwerke sind unbeliebt. Die WEB Windenergie sagt den Energievorkämpfern das, was sie immer gerne hören wollen:
Wir haben nun in etwa die Kapazität von zwei Donaukraftwerken erreicht. Allerdings nicht an zwei Standorten, sondern an über 200. Das ist genau die Art, wie wir die Energieversorgung der Zukunft sehen. Dezentral, der Strom wird dort produziert, wo er auch benötigt wird. Das erspart monströse Stromautobahnen.[1]
Unsere Vision ist es, dass mit den unendlichen Ressourcen der Natur die Energie dort erzeugt wird, wo sie auch verbraucht wird. Dafür ist eine Umbündelung der Strom-Transporte notwendig: Zukünftig sollen 70 Prozent regional nur 30 Prozent überregional erzeugt werden. Die Dezentralisierung entlastet das Stromnetz ... Hierbei ist kein erheblicher Netzausbau für die erneuerbaren Energien notwendig
Aber wie können Kraftwerke, deren Erzeugung innerhalb von Stunden zwischen 0 und 100% schwanken kann, einen Stromnetzausbau überflüssig machen? Mittels erhofften revolutionären Fortschritten bei der dezentralen Stromspeicherung:
Missing Link in der Energiewende bleibt nach wie vor die Wirtschaftlichkeit der Speicherfrage ...
Die dezentrale Speicherung elektrischer Energie wird nicht nur die Automobilwelt im nächsten Jahrzehnt auf den Kopf stellen, sondern auch die dezentrale Form der Energiewende manifestieren.[2]
Das hätten die Energievorkämpfer gern! Wer allerdings am Boden der Realität bleibt, sieht ein:
- Selbst wenn es wirklich irgendwann bezahlbare Akkus (oder was auch immer) gäbe, ist die dezentrale Speicherung mit Energieverlusten verbunden. Es ist effizienter, den Strom zeitgleich zu verbrauchen. Die Netzverluste beim Stromtransport sind vergleichsweise gering.
- Wir können nicht warten, bis irgendwann vielleicht die beliebten kleinen Speicher vorhanden sind, mit denen wir uns energieautark machen können! Die Zeit drängt, der Klimawandel schreitet voran.
In Wahrheit gibt es überhaupt kein Speicherproblem, da die vorhandenen Stauseen für ganz Europa ausreichend wären. Wir brauchen keine neuen Technologien, sondern ein Supernetz. Es wäre hilfreich, wenn sich die WEB Windenergie dafür einsetzt, anstatt die populären Irrtümer der Energielaien zu verbreiten und Feindbilder aufzubauen.
Ökostrom-Tarife für Endkunden
Mir erscheint seltsam:
- Einen verbilligten Strompreis ("Grünstrom resident") gibt es für Kunden, die in einer Gemeinde wohnen, in der die WEB Windenergie ein eigenes Kraftwerk besitzt. – Technisch wie wirtschaftlich macht das keinen Sinn, da der Stromhandel für alle Orte in Österreich genau gleich funktioniert. Es ist weder einfacher noch kostengünstiger, den Strom in der Nähe eines Kraftwerks zu verkaufen als irgendwo anders in Österreich. Außerdem wird gar nicht der "regionale" Strom verkauft, sondern hauptsächlich der Strom aus den wenigen Wasserkraftwerken der WEB Windenergie.
- Beim früheren Tarif für Aktionäre ("Grünstrom exclusive")
- wurden die ersten 1000 kWh/Jahr zum (anfangs sogar unter dem nun gefallenen) Großhandelspreis verkauft. – Das könnte als verdeckte Gewinnausschüttung gewertet werden.
- wurde dieser Vorteil durch einen höheren Preis für die nächsten 1000 kWh/Jahr (bis 2000 kWh/Jahr Gesamtverbrauch) kompensiert. – Das erhöht zwischen 1000 und 2000 kWh/Jahr den Anreiz zum Stromsparen, benachteiligt aber Mehrpersonenhaushalte.
Entweder denkt die WEB Windenergie als Ökostrom-
Website
Mit der Optik bin ich zufrieden, aber technisch bemängele ich:
- Formulare funktionieren "aus Sicherheitsgründen" nur mit eingeschaltetem Javascript. – Tatsächlich spricht die Sicherheit eindeutig gegen die Verwendung der Skriptsprache. Wenn der Benutzer Javascript ausgeschaltet hat, wird aber immerhin als Alternative eine E-Mail-
Adresse angezeigt, an die er sich wenden soll. - Das Formular zum Abschließen eines Stromvertrags wirkt im Detail unprofessionell:
- Rechnungsupload funktioniert nur in modernem Browser
- Aus dem Feld für Jahresstromverbrauch kommt man mit der Tabulator-
Taste nicht raus, weil nur Ziffern zugelassen werden. - Bestätigungsmail kam mit Zeilenumbruch im Link an.
- keine Möglichkeit, die eingegebenen Daten abzuspeichern (Bestätigungsseite enthält nur Name, Geburtsdatum und Wohnort), bevor man kostenpflichtig bestellt
- Bei der Anmeldung für den Newsletter erhielt ich nach dem Abschicken eine Warnung meines Browsers, dass die Daten ungesichert übertragen werden. (Nicht mehr reproduzierbar) Das kann am komplizierten serverseitigen Spamschutz liegen.
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Quellen
[1] | WEB Windenergie: Nachhaltigkeits- und Geschäftsbericht 2014 (PDF, 11 MB), S. 7 |
[2] | WEB Windenergie: Nachhaltigkeits- und Geschäftsbericht 2014 (PDF, 11 MB), S. 9 |