Intelligenter Stromzähler (Smart Meter)
Elektronische Stromzähler, die der Netzbetreiber fernauslesen kann, werden „intelligent“ genannt. Sie sollen die alten mechanischen Stromzähler ablösen.
Vorteile
- monatliche Abrechnung möglich
- dadurch rasche Rückmeldung zum Verbrauchsverhalten, was zu Einsparungen führen kann
- vielleicht auch weniger Rückfragen zu Rechnungen (derzeit etwa 500 000–
700 000/Jahr in Österreich)
- Verbrauchswerte müssen nie mehr geschätzt werden.
- Durch falsche Schätzungen des Netzbetreibers kam es in der Vergangenheit immer wieder (insb. in Niederösterreich, weil dort nur alle paar Jahre abgelesen wurde) zu hohen Nachforderungen, welche dann bei der Schlichtungsstelle landeten.[1]
- Stromanbieter müssen genau so viel liefern, wie ihre Kunden verbrauchen. – Derzeit werden Durchschnittswerte (synthetische Lastprofile) verwendet und Abweichungen über das Netzverlustentgelt auf die Allgemeinheit abgewälzt.
- Spitzenleistung wird gemessen. – Keine saftigen Stromnachzahlungen mehr
- stündlich schwankende Tarife möglich – So können Kunden, die starke Stromverbraucher möglichst nicht zu Spitzenzeiten, sondern nachts oder bei Ökostromüberschüssen einschalten, nicht nur die Umweltwirkungen ihres Stromverbrauchs senken, sondern auch Geld sparen („intelligenter Stromverbrauch“). Wenn der Ökostrom möglichst dann verbraucht wird, wenn er erzeugt wird, entfällt eine verlustbehaftete Speicherung und ein weiträumiger Stromtransport, der das Stromnetz belastet. So ist ohne Stromnetzausbau ein größerer Ökostrom-
Anteil möglich. - Kleine Kraftwerke (z. B. Solarzellen) können über den Zähler im Notfall (bei Störungen oder Stromüberschüssen im Netz) vom Netzbetreiber abgeschaltet werden („intelligentes Stromnetz“). – Es kann 100% mehr Ökostrom im Ortsnetz untergebracht werden, wenn 5% der Erzeugungsmenge weggeschaltet werden kann.[2]
- Die stündlichen Verbrauchswerte ermöglichen eine genauere Energieberatung (Aufzeigen von Einsparmöglichkeiten).
- Illegale Hanfplantagen fallen eher auf.
- Stromdiebe können leichter gefunden werden.

Das heimliche Züchten von Drogenpflanzen mit starker künstlicher Beleuchtung ist für schätzungsweise 1% des Stromverbrauchs verantwortlich.
Nachteile
- evtl. teurer und kürzere Haltbarkeit
- Kann u. U. gehackt werden.
- Softwareupdates erforderlich[3]
- höherer technischer Aufwand für automatische Datenübermittlung
Meine Meinung
Ich glaube nicht an große Verbrauchsrückgänge durch intelligente Stromzähler. Trotzdem befürworte ich intelligente Zähler stark. Der Hauptvorteil ist meines Erachtens nicht, dass es für die Verbraucher billiger wird, sondern mehr Kostenwahrheit:
- Es kann nicht im Sinne der Strommarkt-
Liberalisierung sein, wenn die Stromanbieter den Ausgleich zwischen theoretischem und tatsächlichem Verbrauch anderen überlassen. - Es ist auch nicht im Sinne der Energiewende, wenn weder Lieferant noch Kunde einen Anreiz hat, Ökostromüberschüsse möglichst zeitgleich zu verbrauchen.
Ich freue mich darauf, dafür belohnt zu werden, dass ich meinen Geschirrspüler und Warmwasserspeicher in der Nacht einschalte.
Die Messkosten sollten durch intelligente Stromzähler allerdings nicht erheblich steigen. Hierfür ist auf alle unnötigen Funktionen zu verzichten:
- Die Stromzähler brauchen keine aktuellen Preise anzeigen, keine Schnittstelle zum Herunterladen von Daten oder zum Steuern von Haushaltsgeräten. Das geht alles genauso gut über das Internet.
- Es müssen auch nicht alle Viertelstundenwerte am Zähler abrufbar sein (was auch wieder Löschfunktionen notwendig macht, wenn wer umzieht). Ich kann ja auch nicht zu einem Mobilfunkmast gehen und dort meinen Einzelgesprächsnachweis anschauen.
- Eine aufwendige Darstellung der Messwerte im Internet ist entbehrlich bzw. könnte kostenpflichtig sein. Es reicht, die Daten herunterladen zu können.
Durch die Beschränkung auf das Wesentliche werden gleichzeitig die möglichen Angriffspunkte für Hacker minimiert. Wenn man die Hackinggefahr ernstnimmt, ist das Risiko meines Erachtens beherrschbar. Das zeigen auch andere Anwendungen wie z. B. Chipkarten oder Motorsteuergeräte, die sich selbst zerstören, wenn man sie auslesen oder manipulieren will.
Erfahrungen
Akzeptanz
2014 waren in Europa bereits mehr als 60 Millionen intelligente Stromzähler installiert, z. B. in Schweden, Italien, Frankreich und Dänemark. Die Zähler-
Kritik und Proteste gab es in den Niederlanden,[6] Kanada, Kalifornien sowie in Deutschland und Österreich, wo sich besonders die Netzbetreiber von Wien und Niederösterreich querstell(t)en.
Österreichische Kleinkunden dürfen intelligente Stromzähler ablehnen (sie bekommen dann dennoch einen, der aber keine Viertelstundenwerte aufzeichnet). Bundesweit liegt die Zahl der Verweigerer im Promillebereich. Die EVN (Netzbetreiber von Niederösterreich) berichtete dagegen, dass sie im Testbetrieb bis zu 30% Ablehner hatte.
Bezeichnung
„Intelligentes Messgerät“ ist ein gesetzlich definierter Begriff. Mit künstlicher Intelligenz haben diese Geräte aber nicht das Geringste zu tun. Es ist eine hochtrabende, unglückliche Benennung. In 20–
Weiter
Weblinks
- Wikipedia: Intelligenter Zähler
- Energie AG: Beschreibung eines intelligenten Zählers (PDF, 1 MB), 2010 – Modell AMIS, in Oberösterreich im Einsatz
Studien
- PricewaterhouseCoopers: Studie zur Analyse der Kosten-
Nutzen einer österreichweiten Einführung von Smart Metering (PDF, 1 MB), 2010 - Ernst & Young GmbH: Kosten-
Nutzen- in Deutschland, 2014 – Ergebnis: Die Zähler lohnen sich nur dann, wenn damit auch kleine Öko-Analyse für einen flächendeckenden Einsatz intelligenter Zähler Kraftwerke ferngesteuert werden, sodass das Netz nicht für seltene Erzeugungsspitzen ausgelegt werden muss (S. 218ff.). - Deutsche Energieagentur (Dena): Smart-
Meter- – „Einführung von Smart Meter in Deutschland: Analyse von Rollout-Studie Szenarien und ihrer regulatorischen Implikationen“
Quellen
[1] | E-[2]
| Ernst & Young GmbH: Kosten- | [3]
| Wirtschaftsministerium: Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 1886/J (PDF), 28.8.2014, S. 3
| [4]
| Arbeiterkammer: Wirtschaft & Umwelt, 1/2011, nicht mehr aufrufbarer Beitrag
| [5]
| Profil, 15.9.2008, S. 70
| [6]
| PTB- | |