Mechanischer Stromzähler
Stromzähler, die ohne Elektronik auskommen, sind heute noch ein vertrautes Bild.
Vorteile
- hohe Lebensdauer
- einfach nacheichbar
- billig
- ausgereiftes Produkt – seit den 1960er Jahren in der heutigen Qualität im Einsatz[1]
Nachteile
- keine automatische Datenübertragung – Kann aber nachgerüstet werden.
- nicht für stundenweise wechselnde Preise geeignet – Dafür braucht man sog. intelligente Stromzähler.
Funktionsweise
Im Zähler dreht sich eine Scheibe umso schneller, je mehr Strom verbraucht wird. Diese Drehbewegung wird über ein Zählwerk summiert, sodass die verbrauchten Kilowattstunden einfach abgelesen werden können. (Anders konstruierte mechanische Stromzähler haben seit etwa 100 Jahren keine praktische Bedeutung mehr.[2])
Physikalisches Prinzip
Für Wechselstrom:
- Mit einer Spule, an der die Netzspannung anliegt, wird ein wechselndes Magnetfeld aufgebaut. Dieses Magnetfeld induziert in die metallische Zählscheibe Kreisströme.
- Mit einer anderen Spule, durch die der zu messende Strom fließt, wird ebenfalls ein wechselndes Magnetfeld aufgebaut, welches auf die Kreisströme wirkt (bewegte Ladungen werden durch Magnetfelder abgelenkt). Siehe Skizze
- Daraus ergibt sich eine Drehbewegung ähnlich wie in einem Elektromotor (genauer: Asynchronmotor).
- Mit einem Permanentmagneten wird die Scheibe gebremst, sodass sie (fast) sofort stoppt, wenn kein Strom mehr verbraucht wird und damit ihre Drehgeschwindkeit proportional zum Stromverbrauch ist.[3]
Betrug
- Mit einem starken Magneten kann die Zählscheibe gebremst werden. Allerdings kann dadurch der im Zähler eingebaute Bremsmagnet entmagnetisiert werden. Wenn der äußere Magnet dann entfernt wird (z. B. bei Auszug aus der Wohnung), läuft der Zähler u. U. um etwa das Achtfache zu schnell, aber auch ein kleinerer Aufschlag ist möglich. Einem Nachmieter kann man daher nur raten, den mechanischen Stromzähler beim Einzug zu überprüfen.
- Mit steckerfertigen Solarzellen kann man ganz einfach Strom ins Netz einspeisen. Dadurch zählt ein alter mechanischer Zähler rückwärts. Das ist eine "Fälschung technischer Aufzeichnungen" und strafbar. Man muss sich in so einem Fall einen Stromzähler mit Rücklaufsperre montieren lassen. Solche Zähler haben ein Zahnradsymbol am Typenschild.
- Mechanische Stromzähler arbeiten nur in waagrechter Position korrekt.[4] Wenn es möglich ist, den Zähler zu kippen, dann stockt die Zählscheibe und es kann gratis Strom verbraucht werden.
Bei elektronischen Stromzählern funktioniert keine dieser Betrugsmöglichkeiten.
Fälle von ungenauen Zählern
- SAT 1 hat 2008 in der Sendung Akte zwei Fälle gebracht, wo Stromzähler um 22 bzw. 49% zu viel gemessen haben und behauptet, dass viele Stromzähler so falsch gehen. Die Physikalisch-
Technische Bundesanstalt (deutsche Bundesbehörde für das Messwesen) widersprach Letzterem. - Der deutsche Bund der Energieverbraucher kennt ebenfalls Stromzähler, die es "eilig haben". Eine Familie zahlte 50% zu viel.
- Ein Kunde hat selbst herausgefunden, dass sein Zähler um 1/3 zu viel anzeigt und seine Erfahrungen bis zum Austausch durch ein korrektes Exemplar in einem Forum geschildert.
Mögliche Ursachen
- Betrugsversuch mit starkem Magneten (siehe oben)
- Alterung
- Der Bremsmagnet kann u. U. auch von alleine schwächer werden.
- Die Reibung kann durch Abnutzung größer werden. – Dadurch wird der Stromzähler langsamer. Laut Physikalisch-
Technischer Bundesanstalt dominiert dieser Fall.[5]
Bezeichnungen
Andere Namen für mechanische Stromzähler:
- Ferraris-
Zähler – nach dem Pionier Galileo Ferraris - Induktionszähler – nach dem physikalischen Wirkprinzip
- Motorzähler – weil die Funktionsweise einem Elektromotor ähnelt
- elektromechanische Stromzähler – weil es exakter klingt
- analoge Stromzähler – Gegenteil von digitalen (= elektronischen) Stromzählern
Weiter
Mechanischer Stromzähler im Leerlauf – Zur Verwunderung auch vieler Fachleute kann sich die Zählscheibe selbst ohne Verbraucher vor- und sogar zurückdrehen. |
Weblinks
Quellen
[1] | PTB- | ||
[2] | PTB- | ||
[3] | M. Stöckl, K. H. Winterling u. a.: Elektrische Meßtechnik. Stuttgart: Teubner, 1978, S. 69f. | ||
[4] | Physikalisch-[5]
| Physikalisch- | |