Semmering-Basistunnel
Als Alternative für die bereits 1854 eröffnete Semmeringbahn lässt die ÖBB einen Tunnel (mit zwei getrennten Röhren) zwischen Gloggnitz (Niederösterreich) und Mürzzuschlag (Steiermark) graben.
Länge: 27,3 km
Geplante Fertigstellung: 2030
Vorteile
- 30 Minuten Fahrzeitverkürzung, weil der Tunnel kürzer als die 41 km lange historische Strecke ist und mit bis zu 230 km/h befahren werden kann
- Güterzüge brauchen keine zusätzliche Lok mehr, um den Semmering zu bewältigen, weil der Basistunnel nur eine geringe Steigung hat.
Umweltwirkungen
Das ausgebohrte Gesteinsmaterial wird tw. direkt am Berg deponiert. Ähnlich wurde auch beim Bau der alten Semmeringbahn vorgegangen. Von nachhaltigen Umweltproblemen dadurch wird nichts berichtet.
Das Innere des Berges ist kein Biotop. Daher wird es kaum ein Lebewesen stören, wenn durch den Berg ein Tunnel führt. Das Schlimmste, was passieren kann, ist offenbar ein Ableiten von Wasser. Die ÖBB erwarten max. 450 l/s, die aus dem Berg ausgeleitet werden müssen. Das wären max. 7% des Niederschlags am Semmering[1] und 1/70 des Wassers, das natürlicherweise durch Mürz und Schwarza abfließt.
Die bereits vorhandenen Schnellstraßentunnel entziehen dem Semmering 29–
Positive Umweltwirkungen
Je schneller der öffentliche Verkehr ist, desto mehr Menschen nutzen ihn. Das sieht man an der Wiener U-Bahn und an der Westbahn, die seit der Beschleunigung 45% mehr Fahrgäste hat: 19 Millionen pro Jahr, während die Südbahn weniger als 5 Millionen pro Jahr befördert, obwohl dort nicht weniger Menschen leben.
Auch der "immer stärker werdende" Lkw-
Kosten
rund 3,9 Milliarden € zzgl. Zinsen für die Kredite
Eine erhoffte EU-
Kritik
Der Semmering-
Entgegnung
Durch die "Serpentinen" steigen zwar die Baukosten, aber die Befahrung ist billiger, weil keine zweite Lok nötig ist.
Varianten
13 verschiedene mögliche Trassen wurden geprüft. Ausgewählt wurde eine, die
- von Bürgerinitiativen akzeptiert wurde
- durch geologisch günstige Bereiche verläuft
- bereits beim Bahnhof Mürzzuschlag auftaucht (weiter südlich wäre bei gleicher Steigung kürzer)
- ökologisch sensible Bereiche im Umfeld der Bertaquelle sowie Feuchtlebensräume umfährt
Meinung von Umweltschutzorganisationen
- Der Verkehrsclub Österreich kritisierte die 2004 eröffnete Semmering-
Schnellstraße: Ohne Bahntunnel wird der Verkehr damit auf die Straße verlagert. - Global 2000 kritisierte 2007 die umfangreichen Straßenbaupläne, während vom Semmering-
Basistunnel "jede Spur" fehlt.
Überwiegend halten sich die Umweltschützer aus der Debatte draußen. Natürschützer sind meist Tunnelgegner, allen voran die "Alliance for Nature", die sich selbst als "Natur-, Kultur- und Landschaftsschutzorganisation" bezeichnet.
Meine Meinung
Als Umweltschützer kann man nicht gegen ein Bahnprojekt sein, das eine wichtige Strecke deutlich attraktiver macht. Nennenswerte negative Auswirkungen auf die Umwelt sind nicht zu erwarten.
Man kann den umstrittenen Tunnel natürlich aus anderen Gründen ablehnen:
- Ob die historische Semmeringbahn wirklich dauerhaft erhalten bleibt, wenn es einen Tunnel gibt, erscheint mir fraglich.
- Kritisieren kann man auch die Kosten des Tunnels. Offenbar wurde letztlich eine Luxus-
Variante gewählt – wie üblich, wenn Entscheidungen politisch getroffen werden. Allerdings hätte unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit auch keine Schnellstraße durch den Semmering gebaut werden dürfen. Jetzt wäre es unfair, der Bahn die gleiche Investition zu verwehren.
Interessant, dass permanent defizitäre Nebenbahnen tw. von den gleichen Experten und Wutbürgern verteidigt werden, die den Semmering-
Die Südbahn ist keine Nebenbahn. Wenn nicht einmal Hauptstrecken nach 160 Jahren modernisiert werden dürfen, dann wäre meines Erachtens zu hinterfragen, wieso wir überhaupt noch Geld in ein Bahnnetz stecken. Entweder die Bahn liefert ein besseres Angebot als die Straße oder wir lassen es lieber ganz bleiben. Nostalgie-