Was passiert mit dem Aufpreis und Gewinn?
Ökostrom-Anbieter verkaufen physikalisch den gleichen Strom wie herkömmliche Anbieter. Sofern sie dafür mehr Geld verlangen, ist meines Erachtens die entscheidende Frage, was mit diesen Mehreinnahmen passiert. Die Frage, was der Anbieter mit seinem Gewinn macht, stellt sich auch bei Billigangeboten. Ein Ökostrom-Anbieter ist nur dann empfehlenswert, wenn er den Gewinn dazu verwendet, neue Ökostrom-Kraftwerke zu bauen oder andere sinnvolle Investitionen in Richtung Energiewende tätigt.
Häufiger Mangel von Ökostrom-Angeboten: Es wird Strom aus Kraftwerken verkauft, die es schon lange gibt oder die ohnehin gebaut worden wären, weil sie beim heutigen Strompreisniveau bereits ohne Zuschüsse wirtschaftlich sind. Wenn das alles ist, was der Anbieter tut, gibt es kaum einen Grund, wieso man einen höheren Preis für seinen Strom bezahlen sollte.
Sinnvolle Verwendung des Aufpreises
Wer weiß, dass es eine gesetzliche Ökostrom-Förderung gibt, der stellt sich vielleicht die Frage, wieso der Ökostrom-Ausbau zusätzlich durch Kunden von Ökostrom-Anbietern unterstützt werden soll. Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten! In der Tat decken die gesetzlich garantierten Einspeisetarife im Normalfall bereits alle Kosten. Und wenn diese Tarife genutzt werden, erzeugen die Anlagen i. A. Strom für die Allgemeinheit anstatt für die Kunden eines Ökostrom-Anbieters. Welche Kraftwerke also für die eigenen Kunden verwenden, ohne irgendwelche Förderungen zu verschenken? Die meisten Anbieter lösen dieses Dilemma sinnvollerweise so:
- Der meiste Strom für die Kunden kommt aus kostengünstiger Kleinwasserkraft, die sich auch ohne Förderung rechnet.
- Anspruch auf die garantierten Einspeisetarife hat jedes Kraftwerk nur für 10–20 Jahre. Danach kann es ebenfalls für die Kunden verwendet werden. Viele Windkraftwerke sind bereits aus der Förderung gefallen. Biomasse-Kraftwerke, die hohe Rohstoffkosten haben, können mit dem Aufpreis der Ökostrom-Kunden vor dem Aus gerettet werden.
- Ebenso kann Strom aus Anlagen, die mit Investitionszuschüssen statt Einspeisetarifen gefördert wurden, an Ökostrom-Bezieher geliefert werden.
Ökostrom-Anbieter, die Aufpreis und Gewinn ausschließlich zur Finanzierung von ohnehin gewinnbringenden Kraftwerken verwenden, sind meines Erachtens eindeutig nur die 2. Wahl. (Im Moment scheint es in Österreich aber nur solche zu geben.)
Für unterstützungswürdig halte ich:
- Kraftwerke umweltfreundlicher als sonst üblich zu machen
- Forschungsprojekte und die Umsetzung neuer Konzepte, an die sich bisher niemand heranwagte. So wie eine gute Spendenorganisation sollte der Anbieter die Lücken, die die staatliche Förderung lässt, ausfüllen (und nicht vornehmlich dem Staat oder anderen Geld ersparen).
- aktiver Einsatz des Ökostrom-Anbieters auch auf politischer Ebene, um die Bedingungen für die Energiewende zu verbessern. Deswegen ist es wichtig, dass der Anbieter möglichst viele Kunden als Basis hat, damit er mit seinen Forderungen Gehör findet.
Verwendung des Gewinns
Natürlich muss ein Ökostrom-Anbieter wie jede andere Firma Gewinne machen, um zu überleben. Wenn er allerdings nur auf die Wirtschaftlichkeit achtet, sehe ich keinen Grund, ihm Geld zu schenken.
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