Mario Sedlak
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Die ungewöhnlichen Gesänge der christlichen Gemeinschaft in Taizé (Frankreich) gingen mir "ins Ohr".

"Ohrwürmer" nach dem Hören von Musik

Fast jeder hat schon mal ein Lied "im Ohr" gehabt. Man "hört" dann eine Stelle daraus (ohne dass wirklich Musik spielt) immer wieder und oft singt oder summt man unwillkürlich mit. Bei vielen Menschen (wie auch mir) ist das kein seltenes Phänomen.

"Ohrwürmer" werden nicht nur von schönen Liedern ausgelöst, sondern oft auch von solchen, die man gar nicht mag, und sie können tagelang anhalten. Zuweilen wird das dann als "echte Folter" erlebt. Ich fühle mich von Ohrwürmern nie belästigt.

Unter welchen Bedingungen Ohrwürmer entstehen und wieso es sie überhaupt gibt, darüber ist nicht viel bekannt. Die Psychologie ist "eher ratlos".

Meine Theorie

Ich vermute, dass die Ohrwürmer dazu dienen, ein Lied besser zu lernen. Dazu passt, dass Ohrwürmer besonders bei neuartigen Stellen von Liedern, die man noch nicht so gut kennt, auftreten. Das Gehirn scheint die Ordnung in den ungewohnten Sinnesreizen entschlüsseln zu wollen.

Analogons von "Ohrwürmern"

Wie ich an mir selbst beobachtete, tritt etwas Ähnliches wie ein Ohrwurm nicht nur bei Musik auf. Das Gemeinsame ist, dass Erinnerungen an Sinneseindrücke ohne einen Auslösereiz abgerufen werden und dass dies fast so real wie eine Halluzination erlebt wird.

Beispiele:

Auch bei allen anderen denkbaren Sinnesreizen habe ich unter bestimmten Umständen "ohrwurmartige Zustände" beobachtet:

Der Unterschied zu Musik-Ohrwürmern ist, dass man bei ihnen mitsingen kann. Daher sind diese auffälliger, während man die Analogons, die ich beispielhaft aufgezählt habe, leicht übersehen und vergessen kann. Außerdem wiederholen sie sich nicht so oft wie ein hartnäckiger Ohrwurm.

Ähnlicher Effekt

Beim Sehsinn sind Ohrwurm-analoge Halluzinationen selten. Vermutlich stören diese die normale Wahrnehmung zu sehr und treten daher hauptsächlich beim Einschlafen oder im Traum auf. Aber das Gehirn scheint sich noch auf andere Weise zu helfen zu wissen, wenn es mit den Augen etwas "besser verstehen" möchte:

Mein Fazit

Ohrwürmer beim Musikhören sind ein Spezialfall eines allgemeineren Phänomens. Ich finde es merkwürdig, dass ich das noch nirgendwo so gelesen habe.

Wenn das Gehirn einen Sinnesreiz von selbst wiederholt, dient das meines Erachtens dazu, diesen Sinnesreiz besser zu verstehen und mit bekannten Informationen zu verknüpfen. Das fügt sich nahtlos in meine Theorie, wonach alles, was Lebewesen tun, mit grundlegenden Bedürfnissen oder mit Lernen zu tun hat.

Dass Ohrwürmer auf eine "Überreaktion" oder sonstige Fehlfunktion im Gehirn zurückgehen, schließe ich aus.

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Gänsehaut beim Hören von Musik

Seite erstellt am 1.1.2013 – letzte Änderung am 29.12.2015