Hypnagoge Phänomene
Ich bin gerne ein genauer Beobachter und mir ist aufgefallen, dass ich beim Einschlafen manchmal schon zu "träumen" beginne, während ich noch bei Bewusstsein bin: Ich sehe plötzlich Bilder, obwohl ich die Augen geschlossen habe. Später habe ich in der Literatur erfahren, dass man diese "Träume" in der Psychologie unter dem Namen "hypnagoge Phänomene" kennt.[1] Ich bin also nicht der Einzige mit solchen Erlebnissen, wenngleich sich die meisten Menschen am nächsten Tag nicht daran erinnern können.
Diese hypnagogen Phänomene sind nicht lästig oder unangenehm. Ich sehe Ähnlichkeiten zu dem "Gedankenrauschen", das ich in der Einschlaf-
Beispiele für die Bilder beim Einschlafen
- eine Schlange, ein Kreuz, eine Landschaft, ein Mensch, undefinierbare abstrakte Gebilde, ...
- Die Bilder bewegen sich häufig auch, z. B. flatternde Hände oder ein sich drehendes Rad.
- Wie in Träumen werden auch Umgebungsreize eingearbeitet, z. B. wenn draußen spielende Kinder schreien, interpretiere ich das als Schrei vor der Schlange.
- Als ich von der Adventwanderung 2004 heimgekommen bin, habe ich mich gleich schlafen gelegt. Da habe ich vom Schneestapfen bergauf und bergab "geträumt", d. h. mehr "gesehen".
- Nach einem Badeausflug habe ich das Waten durch das Wasser nochmals erlebt.
Selten sind auch andere Sinne an den hypnagogen Phänomenen beteiligt:
- Nach dem Donauinselfest bemerkte ich beim Einschlafen, dass ich laute Musik höre. Einzelne Lieder konnte ich nicht vernehmen, aber den hohen Geräuschpegel. Als ich zur Kontrolle die Augen aufmachte, verschwand er.
- Einmal hatte ich beim Einschlafen plötzlich die Vorstellung, am Eis auszurutschen. Reflexartig zuckte ich im Bett zusammen, um den "Sturz" abzufangen.
Unterschiede zu Träumen
- Die hypnagogen Wahrnehmungen sind deutlicher als wenn ich mir etwas vor dem "inneren Auge" vorstelle, aber viel schwächer als in Träumen.
- meist keine Handlung
- Ich bin passiver Zuschauer.
Vorkommen
- wenn ich untertags wegen großer Müdigkeit schlafen gehe (hier sind die hypnagogen Phänomene oft besonders intensiv)
- sonst vor allem wenn ich länger nicht einschlafen kann
- gelegentlich auch beim Aufwachen – Da spricht man von "hypnopompen Phänomenen", es sind aber im Grunde die gleichen Wahrnehmungen.[2] Beim Aufwachen ist es vielleicht häufiger, dass die Abfolge der Bilder einen Sinn ergibt, so als würde ich einen Traum fertig träumen.
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Quellen
[1] | Wilhelm Arnold, Hans Jürgen Eysenck, Richard Meili (Hrsg.): Lexikon der Psychologie. Freiburg i. Br.: Herder, 5. Aufl. 1988 (1. Aufl. 1971), Spalte 926 |
[2] | Wilhelm Arnold, Hans Jürgen Eysenck, Richard Meili (Hrsg.): Lexikon der Psychologie. Freiburg i. Br.: Herder, 5. Aufl. 1988 (1. Aufl. 1971), Spalte 927 |