Vernunftmensch
Eigenschaften
- Auch ein Vernunftmensch ist natürlich kein "gefühlloser Roboter".
- Es ist auch nicht richtig, dass ein Vernunftmensch die Gefühle in seine Entscheidungen überhaupt nicht einfließen lassen darf. Z. B. wäre es dumm, einen Beruf zu ergreifen, in dem man nicht auf Dauer glücklich sein kann. In dem Fall sind die Gefühle genauso ein "Faktum" wie alles andere.
- Ein Vernunftmensch entscheidet sich jedoch oft auch gegen seine eigenen Gefühle. Davon verspricht er sich langfristig einen Vorteil. Wenn seine Rechnung aufgeht, wird er letztlich durch seine vernünftige Entscheidung glücklicher, als wenn er gleich auf seine Gefühle gehört hätte.
- Er kann i. A. seine Meinung genau begründen.
- Er ändert seine Meinung nur dann, wenn es neue sachliche Argumente gibt.
Konflikte zwischen Gefühlsmenschen und Vernunftmenschen
Ich bin eindeutig ein Vernunftmensch. Für mich gibt es nichts Logischeres, als eine offene Frage mit vernünftigen, wissenschaftlichen Argumenten zu klären. Inzwischen habe ich gelernt, dass nicht alle Menschen so denken. Z. B. können Diskussionen zwischen Gefühlsmenschen und Vernunftmenschen leicht damit enden, dass jeder den anderen für stur hält:
- Ein Gefühlsmensch sieht nicht ein, warum er jemandem Recht geben soll, nur weil er vernünftige Argumente vorgebracht hat.
- Ein Vernunftmensch sieht nicht ein, warum er seine Meinung ändern soll, nur weil sein Gegenüber das Gesicht verzieht.
Als Vernunftmensch wird mir oft vorgeworfen, dass ich alles "so kompliziert" mache. Aus meiner Sicht versuche ich aber lediglich, nicht erst aus Schaden klug zu werden. Das folgende Beispiel illustriert die unterschiedliche Denkweise:
- Ein Gefühlsmensch steigt einfach in die Straßenbahn ein und fährt.
- Ein Vernunftmensch informiert sich vorher genau, welchen Fahrschein man braucht, wie lange er gültig ist und wo man ihn am günstigsten bekommt.
- Wird der Gefühlsmensch dann kontrolliert und ohne gültigen Fahrschein erwischt, ist der Jammer groß. Von den Menschen, deren Warnungen er vorher nicht hören wollte, erwartet er nun Mitleid, Unterstützung und Verständnis.
Oft wurde mir schon empfohlen, nicht alles nur mit "eiskalter Logik" zu betrachten. Ich soll "mehr Gefühl" einfließen lassen. So ein Feedback nehme ich durchaus zum Anlass, meine Verhaltensweisen und meinen Umgang mit Menschen zu überdenken. Ich werde aber niemals
- jemandem Recht geben, nur weil er mich zehnmal darum bittet.
- etwas für wahr halten, nur weil es "schöner" ist.
- eine "schöne", aber unzweckmäßige Problemlösung befürworten.
- ein überteuertes Produkt, das ich nicht brauche, kaufen, nur weil der Verkäufer "so sympathisch" ist.
- meinen Verstand abschalten, damit ich "nicht so kopflastig" bin.
- ...
Abgesehen davon konnte ich in meinem Leben schon viele Probleme nur dadurch lösen, dass ich nicht auf meine Gefühle hörte. Das genaue Analysieren hat sich in allen Bereichen sehr bewährt und ist für mich eine Stärke, keine Schwäche.