Mario Sedlak
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Evolutionärer Ursprung der Gänsehaut beim Hören von Musik

Warum Menschen eine Gänsehaut beim Hören von Musik bekommen können, ist noch ein ungelöstes Rätsel der Evolution. Wahrscheinlich handelt es sich um irgendetwas, das früher nützlich war und heute die ursprüngliche Funktion weitgehend verloren hat – so wie die Gänsehaut bei Kälte.

Meine Theorie

Ich glaube, dass die Gänsehaut beim Musikhören einst ein Signal war, dass man in dem Moment nicht gestört werden will. Dazu passt:

Ausgehend von diesen beiden Auslösern kann das Haareaufstellen in anderen Situationen die gleiche Bedeutung bekommen und im Laufe von hunderttausenden Jahren wieder verloren haben.

Gänsehaut bei Tieren

Vielleicht kann man bei Tieren Ansatzpunkte finden, für welche Zwecke Gänsehaut eingesetzt wird. Das Aufstellen der Haare bei Kälte, Wut und Angst kann gut bei Schimpansen, Mäusen, Ratten und verängstigten Katzen beobachtet werden. Der Nutzen dieser "Gänsehaut" ist offensichtlich

Am ehesten in die Richtung der Gänsehaut beim Musikhören geht eine Reaktion von Affenbabys gewisser Arten, wenn sie von ihrer Mutter getrennt sind und diese rufen hören: Sie stellen dann ihre Haare auf.[1]

Das würde zu meiner Theorie, wonach die Gänsehaut auftritt, wenn man ungestört sein will, passen: Wenn die Mutter ruft, dann will sich das Affenbaby nicht von anderen, die mit ihm spielen wollen, ablenken lassen.

Gegen meine Theorie spricht allerdings, dass bei Menschenbabys und Kleinkindern keine Gänsehaut beim Hören von Musik oder irgendetwas anderem beobachtet wurde.[2]

Theorien von Wissenschaftlern

Eckart Altenmüller und Reinhard Kopiez vermuten, dass die Gänsehaut ursprünglich "bei einfachen emotionalen Lautäußerungen, zum Beispiel beim Stöhnen und Lachen" ausgelöst wurde. Weil sie mit angenehmen Gefühlen verbunden ist, hat sie das Wohlbefinden und den sozialen Zusammenhalt gefördert, spekulieren die Autoren weiter.[3]

Andere Forscher glauben noch an die Trennungsrufe (wie bei den erwähnten Affen) als Wurzel unserer Gänsehaut-Erlebnisse beim Musikhören. Wie die wissenschaftlichen Beobachtungen zur Gänsehaut beim Musikhören zeigen, hängt es aber zumindest heute nicht nur von den Tönen ab, ob es uns kalt über den Rücken läuft. "Ganz viel spielt sich im Kopf ab", stellt der Forscher Christian Kaernbach klar.

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Musik hören: Theorien über das Hören von Musik
Hauptthemen: Leben früher als Selbstversorger

Siehe auch

Quellen

[1] Eckart Altenmüller und Reinhard Kopiez: Starke Emotionen und Gänsehaut beim Musikhören: Evolutionäre und musikpsychologische Aspekte (PDF), 2012, S. 59 (im PDF S. 5)
[2] Eckart Altenmüller und Reinhard Kopiez: Starke Emotionen und Gänsehaut beim Musikhören: Evolutionäre und musikpsychologische Aspekte (PDF), 2012, S. 61 (im PDF S. 7)
[3] Eckart Altenmüller und Reinhard Kopiez: Starke Emotionen und Gänsehaut beim Musikhören: Evolutionäre und musikpsychologische Aspekte (PDF), 2012, S. 62 (im PDF S. 8)

Seite erstellt am 18.10.2013 – letzte Änderung am 21.10.2013