Meinungsverschiedenheiten über guten Programmierstil
Es gibt überhaupt keine Schwierigkeiten dabei, zu entscheiden, was ein guter Programmierstil ist – das Problem ist nur, dass jeder einen anderen (seinen eigenen) Programmierstil für gut hält.
Beispiel
Hier ein Streit zwischen den Entwicklern von KHTML und Mozilla (Programmkomponenten zur Darstellung von HTML-
- "Der Mozilla-
Code ist ein gigantisches, aufgeblähtes Durcheinander und arbeitet langsam. Die internen APIs [Programmierschnittstellen] sind so verschnörkelt, dass wir gar nicht wissen, wo wir mit der Arbeit anfangen sollen." - Gegner: KHTML stelle viele Seiten nicht so gut dar wie Mozilla. Vieles, was Mozilla aufgebläht und undurchsichtig gemacht habe, müsse wohl in Zukunft auch zu KHTML hinzugefügt werden.
Meine Erfahrung
Nur ganz selten lobt ein Programmierer den Programmierstil eines anderen. Wenn ein Programmcode in die Hände eines anderen Programmierers übergeben wird, dann kommt es häufig zu großen "Redesign-
Ich vermute, dass Programmierer fremde Programmcodes oft nur deshalb so schlecht finden, weil sie sich schwer in fremde Programmcodes einarbeiten können. Manche Programmierer weigern sich hartnäckig, fremde Codes anzugreifen und programmieren lieber alles neu. Sogar in ihrem eigenen Programmcode finden sie sich nur schwer zurecht, wenn sie einige Monate nicht daran gearbeitet haben.
Argumente
Bei Diskussionen mit Programmierern habe ich festgestellt, dass die meisten einen bestimmten Programmierstil und eine bestimmte Programmierweise vertreten, aber nur wenige ihre Ansichten auch gut begründen können. Die meisten beharren einfach auf ihrem Standpunkt, indem sie
- auf "anerkannte Experten" wie die Viererbande verweisen – Solche Experten werden von manchen Programmierern wie Bibelstellen zitiert. D. h. jede weitere Diskussion darüber kommt Gotteslästerung gleich.
- auf das, was "alle anderen" machen und für sinnvoll halten, verweisen
- behaupten, Alternativvorschläge sind "offensichtlich" Unsinn und undurchführbar
- abstreiten, dass es überhaupt sinnvoll ist, darüber zu diskutieren ("Wir haben genug echte Probleme!")
Mit solchen Argumenten kann man jegliche Kritik abprallen lassen. Daraus ergeben sich die vielen, zum Teil völlig verschiedenen Ansichten über guten Programmierstil. Wenn man Licht in dieses Durcheinander von Überzeugungen bringen will, muss man wahrscheinlich mehr von Sozialpsychologie als von Programmieren verstehen. Fragen des Programmierstils sind generell wie eine Religion, habe ich den Eindruck. Oder wie Kunst: über die Schönheit eines Kunstwerks kann man endlos streiten. Man sollte aber einsehen, dass die Kunstwerke, die einem gefallen, nicht unbedingt auch allen anderen gefallen müssen.
Mein Fazit
Ich glaube, Programmierer gehören zu jenen Gruppen, in denen es am meisten "Möchtegern-
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Siehe auch
- Usability – Auch hier fühlen sich viele Programmierer als Experten, die sie gar nicht sind