Mario Sedlak
Irrtümer­sammlung
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Welchen Wirkungsgrad haben die besten Gaskraftwerke?

Um den Effizienzgewinn einer Kraft-Wärme-Kopplung größer darzustellen, wird bzw. wurde in Wien behauptet:

Konventionelle Stromerzeugungsanlagen bringen es gerade einmal auf 40 bis 50 Prozent.[1]
ein konventionelles Kraftwerk setzt lediglich rund 40 Prozent in nutzbare Energie um.
Kraft-Wärme-Kopplung ... führt dazu, dass der Wirkungsgrad eines Kraftwerks auf ca. 86 Prozent erhöht werden kann. Ansonsten würde dieser bei ca. 40 Prozent liegen.
Kalorische Kraftwerke verbrennen Brennstoffe und produzieren damit heißen Wasserdampf, der Turbinen zur Stromgewinnung antreibt. Üblicherweise können nur etwa 40 Prozent des Energiegehalts der eingesetzten Brennstoffe in Strom umgewandelt werde[n].
Der Wirkungsgrad einer Dampfkesselanlage ist mit 40% relativ niedrig. Die Kombination zwischen Gasturbine und Dampfkessel kann ihn um 3% erhöhen.[2]

Eindeutig falsch!

Tatsächlich erreichen Gaskraftwerke einen Wirkungsgrad von über 60%.

Irreführender Vergleich

Bei gleichzeitiger Erzeugung von Strom und Wärme kann mehr Energie genutzt werden als bei alleiniger Stromproduktion.

Wenn die Restwärme noch zu Heizzwecken o. ä. genutzt werden kann ..., so erhöht sich dieser Wert [der Wirkungsgrad] noch.[3]
In Simmering und in der Donaustadt stieg damit [mit Kraft-Wärme-Kopplung] der Wirkungsgrad auf bis zu 86 Prozent.[4]

Aber das ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Jeder einfache Ofen wäre effizienter als ein Gaskraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung.

Wahr ist: Strom ist eine viel wertvollere Energieform als Heizwärme. Das letzte noch benötigte Wärmekraftwerk hat unter Einrechnung der Übertragungsverluste einen Wirkungsgrad von rund 1/3. Dieses würde abschalten, wenn das Gaskraftwerk mehr Strom anstatt Wärme produzieren würde. Daher ist es u. U. effizienter, die Abwärme im Gaskraftwerk "verpuffen" zu lassen und dafür mehr Strom zu erzeugen, mit denen Wärmepumpen angetrieben werden können!

Kurz gesagt: Die Ausbeute von Strom und Wärme zu einem "Gesamtwirkungsgrad" zusammenzuzählen, macht nicht viel Sinn. Man muss die konkreten Alternativen betrachten und vergleichen.

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Klima-Irrtümer im Verkehr (Seite 11 von 42)

Quellen

[1] Zeitschrift der Wiener Stadtwerke: 24 Stunden für Wien, 12/2012, S. 13
[2] Wien Energie: Wie kommt der Strom in die Steckdose (PDF, nicht mehr aufrufbar), S. 4
[3] Bayrischer Rundfunk: Begleitmaterial (PDF, 1 MB) zur Schulfernsehsendung Wärmekraftwerke. Strom aus Kohle und Gas, S. 10
[4] Zeitschrift der Wiener Stadtwerke: 24 Stunden für Wien, 12/2012, S. 13

Seite erstellt am 23.11.2017 – letzte Änderung am 23.11.2017