Mario Sedlak
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OP-Maske

Einfache Mund-Nasen-Schutzmasken nutzen ihrem Träger nichts?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt vor:

Wenn Sie gesund sind, müssen Sie nur dann eine Maske tragen, wenn sie eine Person mit ansteckender Krankheit (2019-nCoV) betreuen.
Eine medizinische Maske ist für Leute, die nicht krank sind, nicht notwendig, denn es gibt keinen Nachweis, dass sie dadurch geschützt werden.[1]

Andere Gesundheitsorganisationen, Experten, Medien und "Aufklärer" wiederholen das:

Staatliche Stellen wie das Robert Koch-Institut (RKI) betonen auf ihrer Internetseite, dass es keine hinreichenden Belege dafür gebe, dass gesunde Menschen, die einen Mund-Nasen-Schutz tragen, ihr Ansteckungsrisiko damit deutlich verringern.
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände schreibt auf ihrer Internetseite: "Um sich vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen, brauchen Gesunde in Deutschland nach derzeitigem Wissensstand keine Atemschutzmasken."
"der Schutz vor einer Infektion von außen ist sehr, sehr schlecht damit", sagte [Bernd] Salzberger [Mediziner vom Universitätsklinikum Regensburg]. Die Wirkung sei nicht besser als mit einem Schal vor Mund und Nase.
Persönlicher Schutz ist im Augenblick vollkommen unsinnig.
[Virologe Christian] Drosten bekräftigte, dass es keine wissenschaftlichen Daten für die Wirkung einfacher chirurgischer Masken und sogenannter FFP2-Schutzmasken gebe.
Was eben nicht so einleuchtend ist, dass ich mich in der Öffentlichkeit mit einer Maske nicht selber schützen kann. ... Aber es gibt einfach in der Literatur entweder keine oder – je nachdem, wie man es interpretieren will – fast keine Evidenz dafür, dass das helfen könnte.
Die Masken auf der Straße zu tragen, ist nicht sinnvoll, weil infektiöse Konzentrationen von Viren nicht einfach durch die Luft schweben.
Die meisten Masken[,] die in den Apotheken oder Geschäften erhältlich sind, helfen kaum.
Diese Masken schützen nicht vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Sie sind kein Atemschutz. Deshalb können sie nicht vor einer Ansteckung durch Tröpfchen oder Aerosole schützen.
Grundsätzlich sehen es viele Fachleute als unsinnig an, als gesunder Mensch so eine Maske zu tragen. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hält etwa fest, dass Einmal-Mundschutzmasken bzw. OP-Masken keinen wirksamen Schutz gegen Viren oder Bakterien, die in der Luft übertragen werden, darstellen.
Im Alltag ist es weitgehend sinnlos, eine Maske zu tragen.
mit diesen chirurgischen Einwegmasken, da geht der größte Teil der Luft einfach seitlich vorbei, und deswegen bringen die praktisch gar nichts, um sich selber zu schützen.

Irrtum!

Es gibt sehr wohl einige wissenschaftliche Untersuchungen über die Wirksamkeit von Mund-Nasen-Schutzmasken. Die Ergebnisse sind nicht einheitlich, aber keine Studie kommt zum Ergebnis, dass die Masken völlig nutzlos für den Träger sind. Das ist einleuchtend, da Tröpfchen mit infektiösen Viren oder Bakterien in jeder Maske hängenbleiben können. Eine einfache OP-Maske kann laut Laborexperimenten bis zu 94,5% der Viren ausfiltern. Das ist ein überraschend hoher Nutzen und ein vernünftiger Grund zum vorbeugenden Tragen von Masken in der Öffentlichkeit (ohne auf andere Vorsichtsmaßnahmen zu verzichten).

Abgesehen davon ist ja unstrittig, dass Kranke, die mit anderen Menschen Kontakt haben, solche Masken tragen sollten, um diese nicht anzustecken. Da jeder krank sein kann, ohne es zu wissen, sind Masken für alle Menschen sinnvoll, um eine Epidemie zu vermeiden oder abzumildern.[2] Coronavirus-Infizierte können bis zu 14 Tage lang die Viren verbreiten, bevor sie selbst erkranken! Deswegen ist es nicht stimmig, "Gesunden" vor der Verwendung von Masken abzuraten.

Vergangenheit

2006 hieß es noch:

Nach Auskunft des Robert Koch-Instituts kann sich die Allgemeinbevölkerung im Pandemiefall in gewissem Rahmen durch das Tragen einer OP-Maske schützen

2001 haben das Robert-Koch-Institut und andere namhafte Organisationen einen Influenza-Pandemieplan ausgearbeitet. Darin heißt es:

Im Fall einer beginnenden Pandemie wird man ... die Bevölkerung auf ... einfach anzuwendende Hygieneregeln hinweisen, z. B. das Tragen eines einfachen Mund-Nasen-Schutzes ...

Personen mit häufigem und relativ engem Personenkontakt könnten ihr Infektionsrisiko unter anderem durch Tragen einer Mull- oder FFP2S-Atemmaske verringern.[3]

Im Falle einer Pandemie sollte "Produktion und Bereitstellung entsprechender Mengen eines einfachen ('chirurgischen') Mund-Nasen-Schutzes für die noch 'gesunde' Allgemeinbevölkerung sowie für Krankheitsverdächtige/Kranke" auf ein höheres Niveau gehoben werden.[4]

Anscheinend gab es früher einen "Nachweis", dass Masken für die gesamte Bevölkerung einen Nutzen haben. Heute wird das Gegenteil behauptet – ohne irgendeine wissenschaftliche Studie als Beleg anzuführen.

Wahrer Beweggrund

Wenn jeder Bürger ohne Not eine Maske trägt und diese zusätzlich regelmäßig wechselt, gibt es viel zu wenige Masken für die, die sie wirklich brauchen, also: das Hilfspersonal in Spitälern und Pflegeeinrichtungen.

Mein Fazit

Autoritäten sind im Krisenfall unglaubwürdig. Das ist nichts Neues, aber ich bin doch überrascht, wie kritiklos Medien die Falschinformation verbreiten und wie bereitwillig die meisten Menschen diese glauben und oft sogar leidenschaftlich verteidigen.

Siehe auch

Quellen

[1] WHO: Advice on the use of masks in the community, during home care, and in health care settings in the context of COVID-19 (PDF), 19.3.2020, S. 1 – "A medical mask is not required for people who are not sick as there is no evidence of its usefulness in protecting them."
[2] Rational use of face masks in the COVID-19 pandemic, The Lancet Respiratory Medicine, 20.3.2020 – "As evidence suggests COVID-19 could be transmitted before symptom onset, community transmission might be reduced if everyone, including people who have been infected but are asymptomatic and contagious, wear face masks." ... "Universal use of face masks could be considered if supplies permit."
[3] Robert-Koch-Institut u. a.: Management und Kontrolle einer Influenzapandemie. Konzeptionelle Überlegungen für einen deutschen Influenzapandemieplan (PDF), 2001, S. 7f.
[4] Robert-Koch-Institut u. a.: Management und Kontrolle einer Influenzapandemie. Konzeptionelle Überlegungen für einen deutschen Influenzapandemieplan (PDF), 2001, S. 9

Seite erstellt am 28.3.2020 – letzte Änderung am 15.8.2020