Mario Sedlak
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Diese OP-Maske musste ich einmal im Spital als reine Vorsichtsmaßnahme, um keine Keime einzuschleppen, anziehen. Anstatt diese wegzuwerfen, habe ich sie aufgehoben, ohne zu ahnen, dass ich sie noch einmal brauchen könnte.

Kritik am Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske

Ich finde es erstaunlich, mit welchen Argumenten hierzulande versucht wird, den Menschen das vorsorgliche Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske auszureden. Meiner Meinung nach müssten da viel mehr Leute stutzig werden.

Nutzlos?

Kritikpunkt Gegenargument
  • Bei chirurgischen Einwegmasken geht der größte Teil der Luft beim Einatmen einfach seitlich vorbei. Deswegen bringen diese praktisch gar nichts, um sich selber zu schützen. Als Virusschutz sind sie sinnlos.
Dicht anliegende OP-Masken halten bis zu 94,5% der Viren zurück. Damit schützen sie in der Praxis genauso gut wie höherwertige Atemschutzmasken.
  • Dem Robert-Koch-Institut zufolge gibt es keinen Beleg dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person, die ihn trägt, signifikant verringert.
Nach früherer Auskunft des Robert-Koch-Instituts kann sich die Allgemeinbevölkerung im Pandemiefall in gewissem Rahmen durch das Tragen einer OP-Maske schützen.
  • Laut Weltgesundheitsorganisation brauchen Gesunde keine Masken tragen, da es keinen Beweis dafür gibt, dass diese sie schützen.[1]
Dass es "keinen Beweis" gibt, bedeutet nicht, dass es einen Beweis für die Nutzlosigkeit gäbe. Eine Atemschutzmaske senkt in Risiko-Gebieten durchaus die Ansteckungsgefahr durch Tröpfcheninfektion. Es gibt etliche Studien über die Wirksamkeit von Mund-Nasen-Schutzmasken. Keine kommt zum Ergebnis, dass solche Masken komplett nutzlos sind.
  • In größerer Entfernung von einem Kranken sind die Tröpfchen so fein, dass eine einfache Maske keinen Unterschied macht. Es gibt einfach in der Literatur (fast) keinen Beleg dafür, dass das helfen könnte.
Beim neuartigen Coronavirus ist naher Kontakt notwendig, um sich anzustecken.
  • Die Masken auf der Straße zu tragen, ist nicht sinnvoll, weil infektiöse Konzentrationen von Viren nicht einfach durch die Luft schweben. Eine reine Übertragung des Coronavirus über die Luft wurde bisher nicht nachgewiesen.

Sehr kleine Tröpfchen (kleiner als 1 µm) bleiben sehr wohl lange Zeit in der Luft.

Außerdem begegnet man auf der Straße auch anderen Leuten oder muss in ein Geschäft, in dem auch andere Leute sind. Nicht immer kann man 2 m Abstand halten.

  • Die Maske muss an der Quelle (der kranken Person) sein und nicht am Empfänger.
Jeder kann eine Quelle sein, ohne es zu wissen (weil die Infektion noch keine Symptome macht). Deswegen kann die Ausbreitung einer Epidemie verlangsamt werden, wenn jeder eine Maske trägt.
  • Wer Qualitätszeitungen genau liest – es gibt eine Menge Artikel über Sinn und Unsinn von Masken – stellt fest, dass das ein Placebo und nur für Fachpersonal (Ärzte, Pfleger usw.) gut ist.
Wenn Masken Ärzte und Pfleger vor Ansteckungen schützen, können sie für Laien nicht nutzlos sein. (Und in der Tat gibt es Daten, die zeigen, dass Krankheitsübertragungen von Respirationstrakt-Erkrankungen durch die Masken reduziert werden.)
  • Damit die Masken schützen, müssen sie richtig verwendet und ordentlich entsorgt werden.
In jedem Fall sind Masken besser als nichts.
  • Dass alle nur noch mit Maske rausgehen sollen, ist reine Panikmache!
Jedes Tröpfchen, das weniger ein- oder ausgeatmet wird, kann eine Ansteckung verhindern. Und wenn jeder Infizierte im Schnitt statt drei nur noch zwei Leute ansteckt, wirkt sich das im exponentiellen Wachstum der Infizierten bereits stark aus.

Kein ausreichender Schutz

Kritikpunkt Gegenargument
  • Es macht Sinn, z. B. als Grippekranker eine Maske zum Schutz anderer Menschen zu tragen. Aber der Schutz vor einer Infektion von außen ist sehr, sehr schlecht damit.
  • Werden Masken falsch benutzt, kann das deren Schutzwirkung beeinträchtigen.[2]
  • Die Masken können nicht alle Tröpfchen ausfiltern.

Es ist unlogisch, zu sagen: Wenn es nicht 100%ig wirkt, dann besser gar nicht verwenden.

Auch ein Regenschirm schützt nicht 100%ig vor Tröpfchen, und trotzdem behauptet niemand, dass Regenschirme nutzlos oder Panikmache sind.

  • Mundschutz wirkt nur sehr bedingt und durchfeuchtet sofort. Innerhalb von Minuten ist der Barriereschutz weg.
Ärzte operieren mit einer Maske stundenlang.

Kontraproduktiv?

Kritikpunkt Gegenargument
  • Masken können ein trügerisches Sicherheitsgefühl vermitteln, sodass deren Benutzer andere, wichtige Maßnahmen wie z. B. Händewaschen vernachlässigen.[3]
Masken sollen nur als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme verwendet werden. In dem Fall können sie kaum kontraproduktiv sein, denn auch ein noch so schlechter Filter kann nicht weniger als gar nichts filtern.
  • Idioten gehen mit Maske einkaufen, aber vor dem Geschäft ziehen sie die Maske unters Kinn, um eine Zigarette zu rauchen.
Lungenärzte sagen: Um die Infektionsketten zu durchbrechen, sollte am besten jeder beim Sprechen einen Mundschutz tragen.
  • Das Problem ist, dass die wenigsten Laien die Masken korrekt verwenden, dadurch sogar für mehr Infektionen sorgen können: Menschen greifen sich öfter ins Gesicht, setzen sie immer wieder ab und auf, verwenden das Einmalprodukt immer wieder, die Maske wird ein feuchter Brutkasten für Keime, den man sich täglich ins Gesicht klatscht und angrapscht. Richtig angewandt wären sie hilfreich, aber das werden sie ja nicht. Als dekorativer, keimverseuchter Fetzen im Gesicht ist der Schaden größer als der Nutzen.
Es gibt keinen Beleg, dass vorbeugend getragene Masken kontraproduktiv sein können. Klar soll man eine Maske wegwerfen, wenn man mit ihr einen Kranken besucht hat. Aber als Vorsorgemaßnahme in der Öffentlichkeit kann es kaum schlechter sein, eine Einwegmaske mehrmals zu verwenden, als gar nichts zu verwenden. Die Viren, die man sich vielleicht durch falsche Verwendung von der Maske holt, hätte man ohne sie mit Sicherheit eingeatmet. Und von einer Straße zur nächsten kann man Keime mit und ohne Maske gleichermaßen verschleppen.
  • Wenn du mit Maske unterwegs bist, machst du anderen Leuten Angst. Das trägt sicher nicht zur Lösung des Problems bei.
Wir müssen uns an Menschen mit Mundschutz gewöhnen. Asiaten waren uns lange voraus.
  • In asiatischen Städten tragen die Menschen Masken wegen des Smogs. Den haben wir hierzulande in dieser Form nicht.
In Asien sind Masken zum Schutz vor Ansteckungen seit der SARS-Pandemie in den Jahren 2002 und 2003 üblich, vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln. Während der SARS-Pandemie haben sogar Mediziner allen Menschen das Tragen von Masken empfohlen.

Lieferengpässe

Kritikpunkt Gegenargument
  • Bitte nicht schreiben: "Alle sollten Mundschutz tragen"! Theoretisch ist das ein schönes Gedankenexperiment, aber in der Praxis haben wir bei einer Pandemie sowieso schon einen Mangel an Schutzausrüstung. Werden Masken unnötig gehortet, fehlen sie dann an Stellen, wo sie wirklich gebraucht werden.
Ja, bei Engpässen sollen gesunde Privatpersonen mit Käufen warten, aber deswegen sollten nicht die, die bereits eine Maske haben, auf deren Benutzung verzichten.
  • Wer sich einen großen Vorrat an Masken zugelegt hat, sollte diese in einer Pandemie den Krankenhäusern spenden.
Aufgrund der Sicherheitsstandards können Krankenhäuser gespendete Masken nicht verwenden. Es gibt derzeit auch (noch) keinen akuten Mangel in Krankenhäusern.
  • Krankenhäuser werden zwar noch beliefert, aber die verfügbaren Bestände sind begrenzt. Deswegen machen sich auch Einkaufsabteilungen an großen Krankenhäusern berechtigte Sorgen, wenn die Öffentlichkeit jetzt ebenfalls anfangen würde, Masken zu kaufen. Wer unnötigerweise Masken trägt, kann Preissteigerungen und Lieferschwierigkeiten verursachen.[4]
Ja, es ist schlecht für die Marktsituation, wenn jemand in Notzeiten Masken kauft. Aber deswegen ist das Tragen von Masken nicht "unnötig".
  • Nie im Leben sind für die gesamte Bevölkerung genug Masken vorhanden.
Die Masken sind vor der Pandemie zu beschaffen. Das kann jeder Einzelne, aber auch der Staat tun (so wie er z. B. Erdöl für Notzeiten kauft und lagert).

Widersprüche

Ich find's sehr spannend, wie unlogisch bei den Masken argumentiert wird:

Mein Fazit

Das Tragen einer Maske ist in jedem Fall sinnvoll. Nur das Kaufen einer Maske kann im Krisenfall kritisiert werden.

Gegenteilige Behauptungen sind entweder

Weiter

Wirksamkeit von Mund-Nasen-Schutzmasken

Quellen

[1] WHO: Advice on the use of masks in the community, during home care, and in health care settings in the context of COVID-19 (PDF), 19.3.2020, S. 1 – "A medical mask is not required for people who are not sick as there is no evidence of its usefulness in protecting them."
[2] WHO: Advice on the use of masks in the community, during home care, and in health care settings in the context of COVID-19 (PDF), 19.3.2020, S. 1 – "using a mask incorrectly may hamper its effectiveness in reducing the risk of transmission."
[3] WHO: Advice on the use of masks in the community, during home care, and in health care settings in the context of COVID-19 (PDF), 19.3.2020, S. 1 – "Wearing medical masks ... may ... create a false sense of security that can lead to the neglect of other essential measures, such as hand hygiene practices."
[4] WHO: Advice on the use of masks in the community, during home care, and in health care settings in the context of COVID-19 (PDF), 19.3.2020, S. 1 – "Wearing medical masks when not indicated may result in unnecessary costs and procurement burdens"

Seite erstellt am 29.3.2020 – letzte Änderung am 15.8.2020