Philosophische Kritik an der Wissenschaft
Die Philosophie vergleicht die Wissenschaft mit einem Fischer, der behauptet: "Was ich mit meinem Netz nicht fangen kann, das existiert nicht!"[1] Diesen Einwand verstehe ich insbesondere als Argument dafür, weiterhin an "was Geistiges" glauben zu dürfen, obwohl die Wissenschaft beim Menschen keinen "Geist" finden konnte und auch Gott nirgendwo nachweisen konnte.
Annahmen
Ein Grund, warum die Wissenschaft nicht die "ganze" Wirklichkeit entdecken könne, seien ihre "Annahmen", welche die Philosophie für mehr oder weniger willkürlich hält:
Ausgangspunkte jeglicher (natur-)wissenschaftlichen Analyse sind letztlich Grundannahmen, die durch Intuition erlangt oder vom soziokulturellen Umfeld vorgegeben werden und im weiteren Verlauf der Theoriegestaltung nicht hinterfragt werden.[2]
Nur Modelle, keine echte Erkenntnis
Aus Sicht der Philosophie basteln die Wissenschaftler an ihren Modellen herum, aber verstehen nichts: Sie wissen weder, was Materie ist noch wie man Zeit, Raum, Kraft usw. exakt definieren kann.[3] Sie definieren nur Einheiten und Vorschriften, wie die Größen gemessen werden müssen. Manche Philosophen sehen darin z. B. die Ursache, warum der Übergang zur Relativitätstheorie und Quantentheorie so einen "Schock" ausgelöst hat.[4]
Auch jedes einzelne wissenschaftliche Ergebnis ist angreifbar:
Goethes Vorwurf, Newton habe mit seinen Prismenversuchen eine in Wirklichkeit zusammengesetzte, spektrale Natur des natürlich weiß erscheinenden Lichts deshalb nicht bewiesen, weil er dieses Licht eben durch seine Prismen erst in die Spektralfarben künstlich verwandelt habe, ist auch heute noch erkenntnistheoretisch nicht zu widerlegen.[5]
Und natürlich kann man die ganzen "Apparate" kritisieren:
Meist beobachten wir die Natur nicht mehr direkt, sondern verwenden dazu immer kompliziertere Geräte. Sie wirken wie überlange Stöcke, die uns erlauben, weiter vorzufühlen, Entfernteres zu berühren, stärker auszuholen, die andererseits aber, gerade wegen ihrer großen Länge, sich zwischen uns und die Natur schieben und bewirken, dass uns der unmittelbare, tastende Kontakt, das "Fingerspitzengefühl" für die Erfassung der Wirklichkeit im Ganzen verloren geht. ...In dieser uns überfordernden Situation erscheint uns die Wirklichkeit auf die Existenz und Wirkung der vielen Werkzeuge und technischen Hilfsmittel reduziert ... Diese Teilwelt verstellt uns den Blick auf die eigentliche Wirklichkeit und isoliert uns von ihr.[6]
Mein Fazit
Die philosophischen Einwände sind alle mehr oder weniger korrekt, aber als reine Kritik keine Hilfe, um ein besseres Verständnis von der Wirklichkeit zu erhalten.
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Quellen
[1] | Helmut A. Müller (Hrsg.): Naturwissenschaft und Glaube. Namhafte Natur- und Geisteswissenschaftler auf der Suche nach einem neuen Verständnis von Mensch und Technik, Gott und Welt. Bern: Scherz, 1. Aufl. 1988, S. 71f. |
[2] | Gerhard Grössing: Das Unbewußte in der Physik. Über die objektalen Bedingungen naturwissenschaftlicher Theoriebildung. Wien: Turia & Kant, 1993, S. 74f. |
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[4] | Josef Tomiska: Gott und die moderne Physik. Wien: Universität Wien, 2004, S. 43f. |
[5] | Hoimar von Ditfurth: Zusammenhänge. Gedanken zu einem naturwissenschaftlichen Weltbild. Hamburg: Hoffmann und Campe, 1974, S. 85 |
[6] | Helmut A. Müller (Hrsg.): Naturwissenschaft und Glaube. Namhafte Natur- und Geisteswissenschaftler auf der Suche nach einem neuen Verständnis von Mensch und Technik, Gott und Welt. Bern: Scherz, 1. Aufl. 1988, S. 69f. |