Aktives Vermögensmanagement
Bei der Geldanlage hat man unendlich viele Möglichkeiten. Die Zahl der Wertpapiere und Anlageformen ist riesig. Ein Laie tut sich hier oft schwer, eine Wahl zu treffen. Wie viel Mehrertrag kann man erwarten, wenn man sein Geld von einem Profi managen lässt, der sich mit dem Markt bestens auskennt?
Möglichkeiten zur Erwirtschaftung von mehr Ertrag
- Gezielt bestimmte Aktien, Branchen, Länder, Währungen etc. auswählen, basierend auf einer genauen Analyse der jeweiligen Zukunftsaussichten.
- Den Markt laufend beobachten und (im Idealfall) genau dann kaufen, wenn die Preise ihr Minimum erreicht haben und verkaufen, wenn ein Abschwung bevorsteht.
- Analyse von Mustern im Preisverlauf
Wissenschaftliche Studien
Im Gegensatz zu dem, was man intuitiv erwarten würde, kann auch der beste Profi nachweislich keinen Mehrertrag erzielen:
- 80–
85% der gemanagten Aktienfonds sind schlechter als der Marktdurchschnitt.[1] - Über 3000 wissenschaftliche Studien bestätigen, dass aktives Vermögensmanagement nicht wie erwartet funktioniert. Die Anzahl von Investmentfonds, die einen Mehrertrag erzielten, geht gegen 0, wenn man größere Zeiträume betrachtet.
- War ein Fonds-
Manager in einem Jahr oder einer längeren Periode besonders erfolgreich, sagt das nichts über die kommende Periode.[2] Die Chance auf überdurchschnittliche Erträge ist für alle Fonds auf Zufalls- Niveau.[3]
Gründe
- Alle Fonds zusammen bilden einen Großteil des ganzen Marktes. Ihre durchschnittliche Wertsteigerung kann daher aus mathematischen Gründen nicht weit von jener des Marktes entfernt sein.
- Bereits ein kleiner Anteil von gut informierten, rationalen Anlegern (vermutlich weniger als 20%) reicht aus, um an Wertpapierbörsen faire Preise entstehen zu lassen, die es unmöglich machen, durch besseres Wissen einen Mehrertrag zu erwirtschaften.
- Zukünftige Wertpapierkurse sind unberechenbar. Wäre ein verlässliches Verfahren bekannt, um den Wert einer Aktie in einem Jahr zu bestimmen, würde die Aktie bereits heute (nahezu) um diesen Preis gehandelt.
- Es gibt keinen Nachweis dafür, dass die Preise von Wertpapieren in bestimmten Mustern schwanken.[4] In Versuchen waren selbst Experten nicht in der Lage, Kursdiagramme, die per Zufallsgenerator erzeugt wurden, von echten Kursdiagrammen zu unterscheiden.
Schlussfolgerung
Es gehört zu meinen überraschendsten Erkenntnissen beim Recherchieren über Geldanlage, dass es nach dem Stand der Wissenschaft keine Möglichkeit gibt, besser als der Durchschnitt zu sein (außer durch Glück). In den meisten Medien hört man davon überhaupt nichts – wohl weil diese Medien von den vielen Zuschauern bzw. Käufern leben, die auf der (ewigen) Suche nach dem Top-
Viele Analysten, Börsenbriefe etc. geben Empfehlungen, welche Aktien oder andere Papiere man kaufen oder verkaufen soll. Auch wenn ihre Äußerungen tw. recht plausibel klingen und auch wenn sie damit glänzen, in der Vergangenheit einen ansehnlichen Mehrertrag erzielt zu haben, glaube ich dennoch mehr den wissenschaftlichen Studien. Wenn die Experten so gute Tipps haben, dann müssten sie doch alle steinreich sein. Sie bräuchten nicht mehr zu arbeiten und könnten ihre Tipps verschenken – oder für sich behalten.
Aufgrund der Studienergebnisse entschied ich mich für passives Vermögensmanagement und habe kein so großes Interesse mehr, mich weiter in die Möglichkeiten der Geldanlage zu vertiefen.
Unglaube
Viele Leute träumen davon, an der Börse das große Geld zu machen. Wissenschaftliche Studien beeindrucken sie überhaupt nicht. Den Glauben, dass man besser wie der Markt sein kann, lassen sie sich nicht nehmen. Warum? Ich vermute:
- Die Vorstellung ist einfach zu schön.
- Man misstraut der Wissenschaft. Schließlich gibt es genug Beispiele von Leuten, die es geschafft haben, den Markt zu schlagen, und diesen Leuten glaubt man mehr als Wissenschaftlern, die "irgendwelche theoretischen Studien" dazu gemacht haben.
- Mit Wahrscheinlichkeiten können viele Menschen nicht richtig umgehen.
- Wenn etwas von so vielen geglaubt wird, kann es doch nicht falsch sein (Herdentrieb).
Ich erkenne hier Gemeinsamkeiten mit einer Religion. Dazu gehört auch, dass die gläubigen Investoren ihren Glauben mit großem Eifer, aber unwissenschaftlichen Argumenten verteidigen.
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Passives Vermögensmanagement |
Siehe auch
- Risiken bei der Geldanlage – Diese können aktiv gesteuert werden. Hier sind Profis und Laien tatsächlich unterschiedlich gut.
Weblinks
- World Wide Index Fonds
- Indexinvestment.de im Internet-
Archiv, da diese hervorragende Website 2001 ohne Angabe von Gründen überraschend vom Netz genommen wurde
Quellen
[1] |
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[2] | Burton G. Malkiel: Asset Management Fees and the Growth of Finance (PDF), Journal of Economic Perspectives, 2/2013, S. 102 (im PDF S. 6) – "Over longer periods of time, about two-[3]
| The Economist, 7.3.1992, S. 81 lt. Analysis of Astrology FAQ Page (nicht mehr aufrufbar)
| [4]
| Burton G. Malkiel: A Random Walk Down Wall Street lt. Alexander K. Dewdney: 200 Prozent von nichts. Die geheimen Tricks der Statistik und andere Schwindeleien mit Zahlen. Basel: Birkhäuser, 1994, S. 96
| [5]
| The Motley Fool: The S&P 500 Index Fund
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