Mario Sedlak
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Kritik an "Pro Planet"

Nur geringfügige Verbesserungen

"Pro Planet" soll ein Gütesiegel für den Massenmarkt sein. Kunden sollen nicht durch höhere Preise abgeschreckt werden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass aus Sicht des verantwortungsvollen Konsumenten viele Wünsche offenbleiben:

Zu viel versprochen

"Pro Planet" soll auch die "sozialen Bedingungen verbessern". "Das kann jeder sehen und nachprüfen", behauptete Rewe in einem Werbespot. Journalisten des WDR-Markencheck haben das wörtlich genommen, aber keine Adressen von Pro-Planet-Erzeugern in Spanien bekommen. Besser bezahlte Pro-Planet-Arbeiter schien es 2012 nicht zu geben. Rewe präsentierte in Spanien nur 2 Flüchtlingsunterkünfte, an die der Konzern 100 000 € gespendet hatte. Dass die Erntehelfer für das Pflücken der spanischen Pro-Planet-Paprika mehr Geld bekommen – so wie es sich die Anhänger des fairen Handels gerne vorstellen – durfte bezweifelt werden. Erst bis Ende 2013 müssen die Arbeits- und Sozialstandards der Pro-Planet-Vertragspartner in Almeria (Spanien) dem Niveau von GRASP (Global Gute Agrarpraxis Risiko-Einschätzung für soziale Belange von Arbeitern) entsprechen, erklärte Rewe in einer Stellungnahme zu der Reportage.

Es scheint ein klarer Fall zu sein, wo die Marketing-Abteilung übertrieben hat:

Für noch kritikwürdiger halte ich, wie Rewe auf die Blamage durch den WDR-Markencheck reagierte: Obwohl der Handelsriese in so vielen Punkten zurückrudern musste, hielt er die Sendung für "rechtswidrig" und wollte, dass sie nicht mehr gezeigt wird. Seine Beschwerde beim WDR-Rundfunkrat dürfte aber nicht viel bewirkt haben, da die Sendung weiterhin aufrufbar blieb. (Mittlerweile gibt es sie nur noch auf YouTube.)

Mehr Verwirrung als Hilfe

Laut Eigendarstellung ist Pro Planet

Klingt schön, aber was soll ein durchschnittlicher Kunde davon halten, wenn spanische Tomaten das Pro-Planet-Siegel haben, während gleichzeitig die saisonale heimische Ware ohne dieses Siegel angeboten wird?

"Viele Konsumenten sind mit der derzeitigen Kennzeichnung überfordert", heißt es vonseiten des Umweltbundesamts. Das kann ich mir gut vorstellen. Greenpeace, Foodwatch und die deutsche Verbraucherzentrale sehen Gütesiegel wie Pro Planet kritisch. Es besteht der Verdacht, dass diese hauptsächlich der Imageverbesserung und Verkaufsförderung dienen.

Mein Fazit

Für mich ist das Pro-Planet-Zeichen nicht beachtenswert. Ich kaufe, wo immer es geht, Bio-Produkte. Wenn ich an Kinderdörfer oder Flüchtlinge spenden wollte, muss ich das nicht über den Umweg eines Handelskonzerns tun.

Sicher gibt es auch Verbesserungen, die "Pro Planet" gebracht hat. Oft sind diese aber so gering, dass der Kritikpunkt, das Siegel diene nur zur Gewissensberuhigung der Käufer, meines Erachtens zu Recht erhoben werden kann.

Weiter

Pro Planet in Österreich – Dass es dort andere Kriterien unter dem selben Namen gibt und Rewe in beiden Ländern nicht immer miteinander kooperiert, sind weitere Kritikpunkte.

Quellen

[1] Enorm. Wirtschaft für den Menschen, 3/2011 (PDF, 6 MB), S. 69 (im PDF S. 12)
[2] Enorm. Wirtschaft für den Menschen, 3/2011 (PDF, 6 MB), S. 69 (im PDF S. 12)

Seite erstellt am 1.4.2015 – letzte Änderung am 29.1.2023