Denkweisen von Chemikern
Wie der Chemiker Eigenschaften von Stoffen bestimmt, die aus den physikalischen Grundprinzipien zu schwer herleitbar wären oder wo die grundlegenden Gesetze noch nicht bekannt sind:
Er lernt zum Beispiel: Zur Berechnung der Bindungsenergie nehme man den und den Wert von A, aber um das Absorptionsspektrum angenähert richtig zu erhalten, verwende man einen anderen Wert von A. Sie empfinden vielleicht, dass sich dies absurd anhört. Es ist vom Standpunkt eines Physikers, der versucht, die Natur aus den Grundprinzipien zu verstehen, nicht sehr befriedigend. Aber das Problem des Chemikers ist anders. Er muss versuchen, vorausschauend zu überlegen, was mit Molekülen geschehen wird, die noch nicht gebildet worden sind oder die nicht vollkommen verstanden werden. Was er braucht, ist eine Reihe von Erfahrungsregeln, es ist dabei gleich, woher sie kommen. [!] Er benutzt die Theorie auf eine ganz andere Art als der Physiker. Er nimmt Gleichungen, die einen Schimmer der Wahrheit enthalten, aber dann muss er die Konstanten in ihnen ändern – und empirische Korrekturen vornehmen.[1]
Maßeinheiten
Chemiker beobachten meist nicht einzelne Atome oder Moleküle, sondern arbeiten mit wägbaren Mengen. Deswegen verwenden sie auch andere Maßeinheiten als ein Physiker:
- Mol statt Anzahl Teilchen
- Kilojoule pro Mol statt Elektronenvolt
Selbstverständnis
Die Chemie ist ... eines der tragenden Fundamente der gesamten Technik ... Die Chemie ... schaffte für viele eine wesentliche Steigerung der Lebenserwartung sowie eine deutlich erkennbare Verbesserung des Lebensstandards.[2]
Ohne den Einsatz chemischer Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmittel müsste die halbe Menschheit verhungern.[3]
Die Floskel "da ist Chemie drin" bringt mich jedesmal auf die Palme, schließlich ist alles was uns umgibt (ob schädlich oder nicht) nichts als Chemie.
Der Chemielehrer James Kennedy kämpft gegen "Chemophobie". Er listet z. B. die natürlichen Inhaltsstoffe eines Kohlkopfs auf, was sich für Laien wie der ärgste Chemiecocktail liest.
Meine Meinung
- Chemiker arbeiten wissenschaftlich.
- Die Verwendung der Einheit Mol ist eigentlich unnötig, da man alles auch auf einzelne Teilchen runterrechnen könnte. Das wäre meines Erachtens beim Lernen einfacher, und bei der praktischen Arbeit mit Chemikalien muss man auch die Mol erst individuell in Gramm umrechnen.
- Die Bedeutung der Chemie für unsere Wohlstandsgesellschaft ist unbestreitbar. Ich stimme selbstverständlich auch zu, dass Chemikalien nicht grundsätzlich "böse" sind. Z. B. können "rein pflanzliche" Stoffe giftiger als künstlich hergestellte Pestizide sein. Andererseits sehe ich als Umweltschützer schon auch die Gefahren von neu erfundenen Chemikalien. Sehr oft entdeckt man schädliche Auswirkungen erst lange nach deren breiten Einsatz. Manche, aber nicht alle Ängste vor Stoffen aus der Chemiefabrik sind unvernünftig.
- Die Chemie soll als Wissenschaft alles erforschen dürfen. Negative Auswirkungen von angewandter Chemie sind getrennt davon zu diskutieren.
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Quellen
[1] | Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands: Vorlesungen über Physik. Band 3: Quantenmechanik. München: Oldenburg, 1987 (amerik. Original 1963), S. 330f. |
[2] | Hugo Hubacek: Lehrbuch der Chemie. Wien: R. Oldenburg, 1986, S. 12 |
[3] | Rudolf Kohlhauser: Einführung in die allgemeine und anorganische Chemie. für die Oberstufe der allgemeinbildenden höheren Schulen und höheren land- und forstwirtschaftlichen Lehranstalten. Salzburg: Salzburger Jugend, 5. Aufl. 1973?, S. 7 |