Unterschied von physikalischen und chemischen Vorgängen
Solange Stoffe in ihren Eigenschaften unverändert bleiben oder nur die Form wechseln, ist die Physik zuständig.
Sobald Stoffe miteinander reagieren und daraus neue Stoffe mit anderen Eigenschaften entstehen, spricht man von einem chemischen Vorgang.
Lehrbuch-Beispiel
Feines Eisenpulver lässt sich mit feinem Schwefelpulver vermischen, aber mit einem Magneten wieder trennen; ebenso mit Wasser, in dem Eisen absinkt und der Schwefel oben schwimmt. ⇒ physikalischer Vorgang
Wird das Pulvergemisch erhitzt, entsteht eine feste, einheitliche Masse, die nicht magnetisch ist und nicht mehr so leicht in Eisen und Schwefel getrennt werden kann. ⇒ chemischer Vorgang
Kritik
Der US-
Vergleich
Man kann die Alpen in Österreich geologisch untersuchen oder in Südtirol. Österreich und Südtirol sind durch eine eindeutige, scharfe Grenze getrennt. Diese ist aber willkürlich, ohne Auswirkung auf die geologische Beschaffenheit des Bodens. Lehrbücher sollten daher nicht suggerieren, dass Geologen zwischen österreichischen und Südtiroler Böden unterscheiden können oder müssen.
Mein Fazit
Die Unterscheidung von physikalischen und chemischen Vorgängen beruht nicht auf fundamentalen Unterschieden, sondern dient lediglich zur Abgrenzung der beiden Disziplinen.
Aufgabe und Ziel der Chemie ist, die Eigenschaften der verschiedenen Stoffe und wie sie miteinander reagieren anzugeben.
Aus einem Lexikon
Seit der Entwicklung der Atomphysik ist auch die Bindung [der Physik] zur Chemie sehr eng geworden; der Unterschied von Physik und Chemie ist nicht größer als z. B. der zwischen Physik und Festkörperphysik. ... In der Hauptsache ist die Trennung beider Wissenschaften nur dadurch bedingt, dass ein Einzelner das Gesamtgebiet nur noch schwer oder gar nicht erfolgreich beherrschen kann.[1]
Chemie kann man nicht als „Wissenschaft von den Stoffen und ihren Veränderungen“ definieren, denn Physik und Biologie „befassen sich in nicht minderem Maß mit diesen Fragen.“[2]
Allgemeiner Sprachgebrauch
Im Alltag wird der Begriff „Chemie“ oft in einem eingeschränkten Sinn als Abkürzung für „Produkt der chemischen Industrie“ verwendet, zum Beispiel bei der Chemischen Reinigung: Diese reinigt Textilien mit (synthetischen) Lösungsmitteln. Der Reinigungsvorgang selbst ist in der Regel ein Lösen der Verunreinigung (beispielsweise eines Fettflecks) im Lösungsmittel und damit kein chemischer Prozess (Stoffumwandlung) im eigentlichen Sinne, sondern ein physikalischer Vorgang (Lösen). Im Gegensatz dazu ist das manchmal als „Putzen ohne Chemie“ gepriesene Auflösen von Kalkflecken mit Essig oder Zitronensaft sehr wohl ein chemischer Vorgang, da dabei festes Calciumcarbonat (Kalk) durch die Säuren zu löslichen Calciumsalzen und Hydrogencarbonat bzw. Kohlenstoffdioxid umgesetzt wird.