Mario Sedlak
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Bausparen

Ein Bausparvertrag läuft über 6 Jahre und ist sehr beliebt, weil man hier eine steuerfreie Prämie vom Staat bekommt. Wirklich bauen muss man nicht; das angesparte Kapital ist am Ende der Laufzeit frei verfügbar.

Ich habe mich im Oktober 2007 erkundigt und von meiner Bank ein Fixzins-Bausparen von Wüstenrot angeboten bekommen. Es gibt nicht mehr so wie früher nur eine Form des Bausparvertrages, sondern viele Varianten, aus denen man wählen kann.

Ertrag

Beim Fixzins-Bausparen von Wüstenrot wurde das einbezahlte Kapital mit 3% verzinst (inzwischen ist es weniger). Dazu kommt die Bausparprämie. Diese ist kein Aufschlag auf den Zinssatz, sondern ein Zuschuss zu den eigenen Einzahlungen, d. h. wenn du in einem Jahr X Euro einbezahlt hast, bekommst du einen gewissen Prozentsatz von X am Ende des Jahres als Prämie vom Staat, wobei es eine fixe Obergrenze pro Sparer gibt. Der Prozentsatz für die Prämie wird jedes Jahr neu festgesetzt. Im Jahr 2008 waren es 4% des jährlich einbezahlten Kapitals.

Wie viel ergibt das in Summe? Im Kleingedruckten hieß es:

Effektivverzinsung vor KESt (inkl. Bausparprämie und Wüstenrot-Prämienbonus) bei 6-jähriger Laufzeit und einer monatlichen Sparleistung von 83,34 €: 4,3% (der Kontoführungsbeitrag von derzeit 5,08 € p.a. ist berücksichtigt).

Diese Angabe ist aber wenig nützlich. Interessant ist eigentlich nur der Nettoertrag nach Abzug der Kapitalertragsteuer. Diese Steuer beträgt 25%, kommt hier aber nicht voll zum Tragen, weil die Bausparprämie steuerfrei ist. Nach meiner Rechnung ergibt sich

Vor KESt auf einem normalen Sparbuch wären dies 4,8% bzw. 4,7% bzw. 3,9%.

Dass der Nettozinssatz bei jährlicher und einmaliger Einzahlung sinkt, erklärt sich daraus, dass die steuerfreie Bausparprämie in jedem Fall gleich bleibt, aber die steuerpflichtigen Zinsen ansteigen. Bei Einmalerlag deckt die Bausparprämie nicht einmal mehr die Kapitalertragsteuer.

Empfehlenswert?

Mich überzeugen die Zinsen nicht. Trotz staatlichem Zuschuss ergeben sich nur ein paar Zehntelprozent mehr als auf einem normalen gebundenen Sparbuch.

Jährliche und einmalige Besparung ist nicht empfehlenswert. Obwohl die durchschnittliche Bindungsdauer des Kapitals hier länger ist, ist der effektive Ertrag geringer.

Mit 6 Jahren ist man auch relativ lange gebunden. Eine vorzeitige Auflösung des Vertrages ist nur unter hohen Kosten möglich. Das kann nicht nur den Verlust aller Zinsen und Prämien, sondern sogar einen erheblichen Kapitalverlust bedeuten.

Intransparente Produktgestaltung

Ich habe den Eindruck, die Bauspar-Angebote werden bewusst kompliziert und irreführend gestaltet. Es könnte so einfach wie ein Sparbuch sein, aber die Bausparkassen locken lieber mit irgendwelchen Werbezuckerln.

Ein Freund von mir glaubt, dass er für seinen Bausparvertrag 7% Zinsen bekommt. Das ist ziemlich sicher ein Irrtum. Wahrscheinlich hat er diese Zinsen nur im 1. Jahr bekommen. Das ist nämlich ein beliebter Trick: einen "hohen Einstiegszinssatz" zahlen, der in Wirklichkeit aber gar nicht relevant ist. Für den vernünftigen Sparer ist immer nur der effektive Nettozinssatz entscheidend, also was tatsächlich unter dem Strich herausschaut.

Vergangenheit

Jahrzehntelang gab es beim Bausparvertrag fix 4,5% Zinsen (und das Darlehen kostete 6%). Mitte 1999 wurde in bestehende (!) Verträge eingegriffen und die Zinsen für alle neuen Einzahlungen ab diesem Datum auf 3% gesenkt. Ursache war das niedrige Zinsniveau, aufgrund dessen immer weniger Bauspardarlehen nachgefragt wurden, weil ein normaler Bankkredit billiger war. Die Sparer mussten die einseitige Zinssenkung hinnehmen, weil es kein besseres Angebot auf dem Markt gab. Daraus kann man lernen:

April 2012 wurde die staatliche Prämie – auch in laufenden Verträgen – halbiert. Die Proteste der Begünstigten halfen nichts. Den Anlegern wurde nicht einmal ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt.

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Seite erstellt am 3.11.2007 – letzte Änderung am 11.10.2019