Mario Sedlak
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Bittergurke

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Puntarelle schmeckt leicht bitter.

Bitterstoffe

Bitter schmeckende Substanzen sind in den allermeisten Fällen Stoffe, die von Pflanzen zur Abwehr von Fressfeinden gebildet werden.[1] Diese können chemisch ganz unterschiedlich aufgebaut sein. Daher hat der Mensch etwa 25 verschiedene Bitterstoff-Rezeptoren auf der Zunge. (Für die anderen Geschmacksrichtungen jeweils nur eine einzige Art)

Vorliebe für Bitteres

Geschmack ist keine rein chemische Eigenschaft. Der Geschmackssinn soll uns vielmehr helfen, zu entscheiden, was wir in unseren Körper lassen sollen und was nicht. Süßes ist i. A. bekömmlich und energiereich; Bitteres hingegen oft ungenießbar und giftig. Die Abscheu vor Bitterem kann lebensrettend sein.

Aus biologischer Sicht ist es daher erstaunlich, dass viele Menschen bittere Geschmacksrichtungen lieben. Bei Kindern ist das noch nicht so. Je älter man wird, umso eher schätzt man Bitteres wie Bier, Gin-Tonic, Oliven, Artischocken, Grapefruits, Bitterschokolade, ...[2]

Grundsätzlich geht der Trend aber weg vom Bitteren: Viele Obst- und Gemüsesorten sind heute weniger bitter als früher. Z. B. Zucchini, Brokkoli und Grapefruits[3]

Ich mag nichts Bitteres. Grapefruits und Radicchio lehne ich daher ab; Alkohol aus anderen Gründen. Oliven finde ich gar nicht bitter. Bitterschokolade geht meist, wenngleich ich Milchschokolade bevorzuge.

Gesundheitswirkungen

Bitterrezeptoren befinden sich auch in den Atemwegen, dem Herz, im Magen und Darm. Dadurch erkennt der Körper schnell, wenn potenziell schädliche Stoffe in den Körper gelangt sind und startet das sog. "angeborene Immunsystem". Es wird vermutet, dass manche Bitterstoffe heilsam sein können, weil sie dieses Immunsystem aktivieren.[4]

Für weniger glaubwürdig halte ich Behauptungen aus dem Reich der Alternativmedizin wie:

[Bitterstoffe sind] ein Schlüssel zur Vermeidung von Zivilisationsbeschwerden wie Verdauungsproblemen, Übersäuerung oder Übergewicht. ...

Wir brauchen die Regulation des Stoffwechsels durch Bitterstoffe, um die Übersäuerung des Organismus zu reduzieren. Sie sorgen dafür, dass Säuren in basische Bestandteile umgewandelt und ausgeschieden werden können.

Bitterstoffe regen die Basenbildung im Körper an und wirken damit einer Übersäuerung des Körpers entgegen.[5]

Das Krankheitsbild der "Übersäuerung" ist in der seriösen Medizin unbekannt, da ein halbwegs gesunder Körper über so große Möglichkeiten zur Stabilisierung seines Säuregehalts verfügt, dass keine nennenswerten Abweichungen auftreten.

Dass Bitterstoffe den Appetit dämpfen, ist plausibel. Man müsste sie aber zu jedem Essen nehmen, wenn man auf diese Weise Übergewicht abbauen will.

Häufig wird behauptet, dass Bitterstoffe die Verdauung anregen. Das kann stimmen: Der Körper will das Gift möglichst schnell wieder draußen haben.

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Zierkürbisse sind extrem bitter und giftig.

Fallbeispiele

Meine Meinung

Ich vertraue meinem Instinkt. Bitterstoffe können bei gewissen Krankheiten heilsam sein, aber ich glaube nicht an eine allgemeine gesundheitsfördernde Wirkung.

Wenn dir Bitteres schmeckt, dann braucht dein Körper vielleicht diese Inhaltsstoffe. Das schließe ich nicht aus. Es kann auch gut sein, dass heutige Züchtungen von Radicchio & Co. zwar noch bitter schmecken, aber keine schädlichen Inhaltsstoffe mehr haben.

Ich bezweifle, dass man sich zu Bitterem zwingen sollte, wenn einem davor graust. Dann wären unsere Instinkte kontraproduktiv. Das widerspräche dem Grundprinzip der Evolution. Zu glauben, dass unser angeborenes Wissen, das sich über zig Jahrtausende bewährt hat, falsch ist und von unserer Vernunft korrigiert werden muss, ist wahrscheinlich ein dummer Gedanke.

Weiter

Kronenzeitung-Kochbuch

Quellen

[1] Universum-Magazin, 6–7.2016, S. 105
[2] Universum-Magazin, 6–7.2016, S. 106
[3] Universum-Magazin, 6–7.2016, S. 108
[4] Universum-Magazin, 6–7.2016, S. 111
[5] Medizin populär, 2/2005, S. 76

Seite erstellt am 18.5.2017 – letzte Änderung am 18.5.2017