Mario Sedlak
Hauptthemen

Ideologie

Ich verstehe unter "Ideologie" alle Aussagen, was man tun soll. In politischen Diskussionen werden Ideologien oft als etwas Verwerfliches und Unnötiges dargestellt, das im Gegensatz zu den "Fakten" steht und "richtige" Problemlösungen verhindert. Z. B. wird oft beklagt:

Nur aus rein ideologischen Gründen wird erneuerbare Energie gefördert und fossile Energie verteufelt.

In Wirklichkeit ist jede Politik "ideologisch"! Die Ansicht, dass man die billigen Bodenschätze bis zur Erschöpfung ausbeuten soll, ohne auf die Umwelt Rücksicht zu nehmen, ist ebenfalls eine Ideologie!

Keine Belege

Aussagen über das Wünschenswerte und Erstrebenswerte sind prinzipiell subjektiv und unbeweisbar. Das wussten schon die alten Philosophen: Aussagen durch andere Aussagen zu begründen, führt nie an ein Ende. Wenn die Aussagen nicht anhand von Erfahrung überprüfbar sind (und das sind Soll-Aussagen nie), dann steht einem aber kein anderes Mittel zur Verfügung.

Auch wenn die Mehrheit eine bestimmte Ideologie vertritt, ist diese damit keineswegs "bewiesen". Mehrheiten können sich ändern. Wer hat dann die "richtige" Ideologie: Die alte oder die neue Mehrheit? Oder wenn es im Land A eine andere Mehrheit als im Land B gibt ...

Ideologien können einem gefallen, d. h. mit den eigenen Werten übereinstimmen oder auch nicht. Keine Ideologie lässt sich jedoch auf objektive Art und Weise als "besser", "wahrscheinlicher", "moralischer" oder dgl. begründen.

Beispiele

Ideologie Gegensätzliche Ideologie
Man soll nicht rauchen, damit man lange lebt. Man soll nicht alt werden. / Ich will nicht alt werden.
Man soll den armen Menschen helfen. Man soll in das Schicksal nicht eingreifen.
Es ist gut, möglichst wenig zu bezahlen. Man soll möglichst großzügig sein.

Meine Schlussfolgerungen

Es ist lächerlich, wenn in politischen Diskussionen die Position der Gegenseite als "rein ideologisch" dargestellt wird. Man kann ideologische Wissenschaft kritisieren, aber nicht ideologische Politik, denn das ist so, als würde man nasses Wasser bemängeln.

Diskutieren kann man über Argumente, die sich auf Überprüfbares beziehen. Über nicht überprüfbare Argumente zu streiten, ist sinnlos. Rein logisch ist jede Ideologie gleichberechtigt. Über das Erstrebenswerte gibt es keine "richtige" oder "falsche" Meinung. Welche Ideologie die Politik befolgt, wird sinnvollerweise von der Mehrheit bestimmt.

Man darf eine Ideologie haben – muss man sogar, wenn man Wünsche an die Politik hat. Nur sollte man nicht glauben, dass die eigenen Wünsche denen von anderen irgendwie "überlegen" sind. Alles, was man tun kann, ist, Folgerungen aus den ideologischen Grundsätzen abzuleiten. Vielleicht findet man bei der Ideologie des Diskussionspartners etwas, das auch ihm nicht gefällt, und er ändert daraufhin seine Ideologie. Die Grundsätze selbst (zu denen man kommt, wenn man immer weiter nach einer Begründung fragt) sind nicht angreifbar, da man sie weder beweisen noch widerlegen kann. Deshalb sollte man tolerant gegenüber Menschen mit anderen Wertvorstellungen sein. Das heißt nicht, dass man alles gut finden muss, aber man sollte nie überheblich werden, wenn man für die eigene Ideologie eintritt.

Weiter

Konsens oder Wahrheit?

Seite erstellt am 2.10.2014 – letzte Änderung am 4.1.2015