
Zwei prominente Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens, mit denen ich persönlich diskutiert habe
Diskussionen über das bedingungslose Grundeinkommen
Immer wieder erhielt ich Aufforderungen, das bedingungslose Grundeinkommen zu unterstützen. In Diskussionsforen las ich nur Positives darüber. Selbst auf Seiten wie www.pro-
2012 wollte ich es genauer wissen und nahm mit den Organisatoren der Unterschriftenaktion Kontakt auf. Per E-Mail konnten sie meine Einwände nicht entkräften. Die meisten Texte, die sie mir weiterleiteten oder auf die sie mich verwiesen, gingen auf meine Einwände gar nicht ein.
Am 13.7.2012 habe ich an einem Treffen der Organisatoren teilgenommen.[1] Leider bestätigte sich mein Verdacht, dass die Verfechter des Grundeinkommens an kritischen Einwänden nicht sonderlich interessiert sind. Es geht ihnen nur darum, das bedingungslose Grundeinkommen durchzusetzen. Wie es umzusetzen ist, das seien nur "Details", die auch später diskutiert werden können bzw. sollen sich das die Politiker dann selbst überlegen.
Meine enttäuschenden Recherche-
- "Es wäre wirklich besser gewesen, du hättest Dich zuerst informiert".
- Mein Beitrag "strotzt von Irrtümern", meinte der Blogger "Tante Jolesch" erbost.
- Im Forum der Piratenpartei hieß es, mein Artikel sei ausgesprochen unsachlich und würde die Tatsachen unrichtig darstellen.
- Kaum ein Fan des bedingungslosen Grundeinkommens änderte seine Meinung, obwohl viele das Finanzierungsmodell von Attac noch gar nicht kannten.
Konkrete, nachvollziehbare Hinweise auf Fehler in meinem Text kamen nicht. Von anderen bekam ich viel Zustimmung und Lob. Bei Diskussionen über das bedingungslose Grundeinkommen prallen zwei Welten aufeinander. Allerdings scheinen nur wenige so offen wie ich zu kritisieren, sodass in Diskussionsforen zuweilen sogar bezweifelt wird, dass es überhaupt Gegner des bedingungslosen Grundeinkommens gibt.
Die Verfechter des bedingungslosen Einkommens sind meiner Erfahrung nach leicht durch gut gemachte Videos und sympathische Redner zu beeindrucken, aber kaum zugänglich für Argumente. Selbst wenn ich Widersprüche in den von ihnen gemachten Annahmen aufzeige (z. B. die Menschen sollen weniger arbeiten, aber die Finanzierbarkeit wird mit der heutigen Wirtschaftsleistung "bewiesen"), interessiert sie das wenig. Die relativ offensichtlichen Folgen eines bedingungslosen Grundeinkommens (Inflation, Handelsbilanzdefizit, Auswanderungsverbot, ...) bestreiten sie meist vollkommen. Ihr entwaffnendes Argument ist:
Das glaub ich nicht.
Das ist eine ehrliche Antwort, aber auch Ende der Diskussion. Wenn sie sagen würden, warum sie es nicht glauben, dann könnte man darauf eingehen, aber so ...
Aufgrund der Kritik von mir und anderen gaben sich Vertreter vom Runden Tisch Grundeinkommen in einer Stellungnahme versöhnlich: Man könne über alles reden; Attacs Finanzierungskonzept sei ja "nur ein Diskussionspapier"[2] – obwohl die Gruppe zu dem Zeitpunkt schon seit 7 Jahren an dem Thema arbeitete, möchte ich anmerken.
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Quellen
[1] | 45. Organisationstreffen des Runden Tisches Grundeinkommen am 16.7.2012 (PDF), S. 3 |
[2] | Klaus Sambor in Pro und Contra Bedingungsloses Grundeinkommen, Diskussionsstand Februar 2013, S. 13 |