Mario Sedlak
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Entgegnung der Aloe-Vera-Befürworter

Erfahrungsberichte

Obwohl es lt. übereinstimmender Auskunft aller seriösen Quellen für die Heilwirkung von Aloe-Vera-Getränken keine überzeugenden Belege gibt, kann man im Internet haufenweise positive Erfahrungsberichte finden. Was mir dabei auffällt: Fast jeder scheint eine Oma zu haben, deren Kreuzweh durch den Saft der "Wunderpflanze" verschwand oder einen Freund, der mittels Aloe endlich seine Schuppenflechte loswurde.

Nachprüfen kann diese Aussagen niemand. Ich habe den Verdacht, dass die Erfahrungsberichte von den Verkäufern der nicht gerade billigen Säfte stammen und mehr mit Werbung als mit einer wahrheitsgemäßen Schilderung zu tun haben. Die Verkäufer arbeiten im Multi-Level-Marketing auf Provisionsbasis und haben ein großes Interesse an allem, was den Absatz ihrer Produkte fördert.

Kritik an Verbraucherorganisationen

Die Verkäuferin, die mich beriet, meinte: Den Konsument liest sie zwar auch, aber es sei ein offenes Geheimnis, dass er oft schlecht recherchierte Artikel von irgendwelchen Autoren abdruckt und nicht wirklich unabhängig ist.

Manche Leute vermuten, dass es der Pharmaindustrie ein Dorn im Auge ist, wenn die Menschen mehr Naturheilmittel konsumieren.

Ich halte die Kritik für völlig unberechtigt. Es ist mir kein Fall bekannt, wo einer Verbraucherorganisation grobe inhaltliche Fehler oder eine Zusammenarbeit mit Lobbys nachgewiesen wurde. Außerdem lese ich Konsumentenzeitungen seit vielen Jahren und kann deren Qualität nur loben. Wenn jemand lieber den (Werbe-)Aussagen von Verkäufern anstatt unabhängigen Testmagazinen glaubt, schüttel ich den Kopf.

Kritik an der Wissenschaft

Die Verkäuferin gab nicht auf. Ich kann es ja "mal ausprobieren", meinte sie. Dann werde ich sehen, ob's mir gut tut.

Dem widersprach ich. Mehr als gesund kann ich wohl nicht werden. Und ob meine Darmzotten von der Aloe liebevoll behandelt werden, kann ich nicht feststellen. Das kann man nur in entsprechenden Untersuchungen. Diesen glaube ich daher mehr als einzelnen Erfahrungen.

Die Verkäuferin zeigte sich total überrascht, dass ich die Entscheidung, was ich zu mir nehme, von wissenschaftlichen Studien abhängig mache. Der Mensch ist ein Individuum, sagte sie, daher ist es sehr schwierig, die Wirkungen von Aloe Vera unter kontrollierten Bedingungen nachzuweisen.

Das ist ein Irrtum. Wären sensationelle Heilerfolge wirklich so häufig, wie es die Aloe-Vera-Erfahrungsberichte nahelegen, dann müsste der wissenschaftliche Nachweis ein Leichtes sein.

Im Internet verurteilt ein Verkäufer die wissenschaftliche Herangehensweise scharf:

Glauben Sie wirklich, ein Produkt ist nur dann gut, wenn der Prof. X im dt. Hintertupfingen eine 10-jährige Blindstudie darüber verfasst hat??? – Schauen Sie sich lieber mal die Umsätze (bei FLP weltweit knapp 2 Milliarden Dollar) an, das sagt viel mehr über die Produktqualität aus, denn nur Gutes verkauft sich so gut. Kunden sind nicht blöd und kaufen i.d.R. nur Sinnvolles immer wieder. Oder warum, glauben Sie, gibt es Millionen von guten FLP-Kunden-Referenzen?

Auch das Argument ist in keiner Weise überzeugend. Die Kunden müssen nicht blöd sein, um eine Wirkung festzustellen – sie kann auf den Placebo-Effekt oder eine Täuschung zurückzuführen sein.

Bestürzend finde ich, wenn nicht nur die Verkäufer, sondern auch deren Kunden wissenschaftliche Studien als etwas total Realitätsfernes sehen, das mit der Welt, wie man sie täglich erleben kann, nicht viel zu tun haben muss.

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Seite erstellt am 18.11.2007 – letzte Änderung am 9.9.2018