Mario Sedlak
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Quecksilberabscheidung bei Kohlekraftwerken

Moderne Kohlekraftwerke haben eine Rauchgasreinigung, um Schwefeldioxid, Stickoxide und Staub zu entfernen. Nebenbei filtert diese auch bis zu 85% des Quecksilbers heraus. Mehr schaffen die gängigen Filter nicht, weil ein Teil des gasförmigen Metalls bei der Verbrennung wasserunlöslich wird. Es gibt jedoch andere Techniken, mit denen mehr Quecksilber abgeschieden werden kann.

Verfahren

Verfahren Quecksilber-Reduktion Verbleibende Konzentration
ungefiltert 0% bis zu 30 µg/m3
Kohlewäsche vor der Verfeuerung 20–30%[1] 21–24 µg/m3
normale Rauchgasreinigung 75–85% 4,5–7,5 µg/m3
Eindüsung von Aktivkohle ins Rauchgas bis zu 90% 3 µg/m3
Zugabe von Brom 99% 0,3 µg/m3

Typische Werte (bei relativ quecksilberreicher Kohle)

Beispiele

Foto

Wie viel Quecksilber die Filter der österreichischen Kohlekraftwerke zurückhielten, ist nicht bekannt.[4] (Seit 2020 sind in Österreich keine Kohlekraftwerke mehr in Betrieb.)

Kosten

Ein sehr großes Kohlekraftwerk in Alabama (USA) hat für die Installation einer Anlage, die die Kohle vor der Verbrennung mit Bromid besprüht, weniger als 1 Million USD bezahlt. In der gleichen Größenordnung liegen die Kosten bei einer Quecksilberabscheidung mit Aktivkohle. Die benötigten Bromverbindungen kosten etwa 1 Million USD/Jahr; mit Aktivkohle wären es einige Millionen.[8] Aufgeteilt auf die erzeugte Strommenge sind das in jedem Fall kaum mehr als 0,01 Cent/kWh. Am Geld sollte die Quecksilberabscheidung also nicht scheitern.

Kritik

Die Lobby der Kraftwerksbetreiber befürchtet, dass durch die Quecksilberabscheidung die Reststoffe der Rauchgasreinigung (Gips und Flugasche) stark kontaminiert werden und nicht mehr verkauft bzw. verwendet werden können. Durch Zugabe und Wiederabtrennen geringer Mengen von Aktivkohle ist das Quecksilber aber auch aus den Reststoffen relativ leicht entfernbar.[9]

Mein Fazit

Es gibt keinen plausiblen Grund, warum die verfügbare Technologie zur Reduzierung des Quecksilberausstoßes von Kohlekraftwerken nicht auch in Europa verwendet werden sollte.

Weiter

Gaskraftwerke

Quellen

[1] Reduction of mercury emissions from coal fired power plants (PDF), S. 3
[2] Reduction of mercury emissions from coal fired power plants (PDF), S. 3
[3]
[4] Global 2000: Auswirkungen der Kohleverbrennung in Österreich (PDF, 1 MB), S. 14
[5] Reduction of mercury emissions from coal fired power plants (PDF), S. 3
[6] Bernhard W. Vosteen u. a.: Neue Verfahren zur Minderung und Erfassung von Quecksilber-Emissionen in der Abgasbehandlung (PDF, 1 MB), S. 10
[7] Barbara Zeschmar-Lahl: Quecksilberemissionen aus Kohlekraftwerken in Deutschland – Stand der Technik der Emissionsminderung (PDF), S. 12
[8] Bernhard W. Vosteen u. a.: Neue Verfahren zur Minderung und Erfassung von Quecksilber-Emissionen in der Abgasbehandlung (PDF, 1 MB), S. 12
[9] Expertenanhörung im Umweltausschuss (PDF, 1 MB), ReSource, 4/2012, S. 8 (im PDF S. 5)

Seite erstellt am 11.12.2015 – letzte Änderung am 6.10.2020