Mario Sedlak
Umweltschutz
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Bei der Aufzucht von Jungpflanzen wird mit Lampen nachgeholfen. Das braucht aber relativ wenig Energie, weil die Pflanzen noch klein sind.

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Pflanzen brauchen nur blaues und rotes Licht.

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Salat

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Vom Geschmack her nicht zu beanstanden

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Hanfkultur im Innenraum

Beleuchtetes Treibhaus

Weder das Erdwärme-Glashaus Kirchweidach in Deutschland noch das Fernwärme-Glashaus der Gärtnerei Wallner in Wien-Simmering, die ich besucht habe, verwenden künstliches Licht, um auch im Dezember noch Tomaten, Paprika oder anderes Gemüse ernten zu können. Als Grund nannten sie mir übereinstimmend, dass sich das nicht rechne. Allein schon die Konstruktion und die vielen Lampen seien sehr teuer. Es erscheint mir glaubwürdig, dass es in ganz Österreich nur ein einziges Treibhaus gibt, das im Winter beleuchtet wird und weiter für den Markt produziert (Zeiler Tomaten).

Lichtbedarf

Pflanzen brauchen typischerweise 100 Mal mehr Licht als Büroarbeiter (50 000 lx). Deswegen wächst bei mir am Schreibtisch kein Gemüse.

Manchen Pflanzen (z. B. Salat[1]) genügt schon das Licht bei bedecktem Himmel im Freien (10 000 lx). Andere, vor allem Pflanzen wie Tomaten, die energiereiche Früchte bzw. Samen bilden sollen, wollen so viel Licht wie möglich.

Ökobilanz

Pflanzen haben einen Wirkungsgrad von weniger als 1%. D. h. bei ausschließlich künstlicher Beleuchtung müssen der Pflanze für 1 J Nährwert mehr als 100 J Energie von der Lampe zugeführt werden. Für ein bescheidenes Mittagessen mit 3500 kJ wären das nicht weniger als 350 000 kJ (= ca. 100 kWh), die sich (bei ehrlichen 900 g/kWh) mit 90 kg Kohlendioxid-Ausstoß zu Buche schlagen würden. Das ist viereinhalbmal so viel wie bei der klimaschädlichsten Mahlzeit (100% Rindfleisch),[2] obwohl das Essen rein vegan wäre (sonst kämen zusätzliche Verluste hinzu).

Schlussfolgerung: Erst wenn das Essen direkt im Reagenzglas wächst oder wenn wir einen Überschuss an Ökostrom haben, kann eine künstliche Beleuchtung im Treibhaus aus Sicht des Umweltschutzes vertretbar werden. (Keines von beiden ist in absehbarer Zeit zu erwarten.) Effizientere Lampen nutzen nichts, da ich in meiner Rechnung bereits ideale, verlustfreie Lampen angenommen habe!

Auch nur zusätzliche Beleuchtung, um z. B. Tomaten im Winter ernten zu können, ist abzulehnen, da bereits der Heizaufwand deutlich mehr Energie kostet als der Transport aus Südeuropa.

Kosten

Treibhäuser, die ohne Sonnenlicht unser Essen bereitstellen, sind klar unwirtschaftlich. Für das oben beschriebene vegane Mittagessen würde allein der Strom schon 20 € kosten (beim Endkundenpreis von 20 Cent/kWh).

Beispiele

Am ehesten lohnt sich ein beleuchtetes Treibhaus für Pflanzen, die nicht viel Licht brauchen. In England werden bereits Kräuter und Sprossen im Keller gezüchtet, nur mit LED-Lampen bestrahlt.

Zur illegalen Drogengewinnung wird Hanf, von der Außenwelt abgeschottet, mit künstlicher Beleuchtung gezogen. Das braucht schätzungsweise 300–900 kWh Strom bis zur Erntereife einer Pflanze.[3] Bei einem Preis von 10 € pro Gramm Cannabis rechnet sich das.[4] Ökologisch ist es aber eine Katastrophe. Es wird geschätzt, dass in den USA 1% des gesamten Stromverbrauchs auf heimliche Hanfplantagen zurückgeht. Das ist sehr viel für ein paar Hanfblüten! Selbst wenn diese Zahl überschätzt ist und industrielle beleuchtete Treibhäuser nur 1/10 so viel Energie bräuchten, erkennt man, dass immer noch gigantische Mengen Strom nötig wären, um unsere Lebensmittel in dunklen Innenräumen herzustellen.

Eine vertikale Farm in einer 1 ha großen Halle braucht 10 000 MWh Strom pro Jahr – so viel wie 1900 Einfamilienhäuser.[5]

Mein Fazit

Alle, die rechnen können, müssen künstliches Licht als Ersatz für die Sonne ablehnen.

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Mehrstöckiges Treibhaus

Quellen

[1] Philips/AEG: Künstliche Belichtung im Gartenbau (PDF, 3 MB), S. 26
[2]
  • Rindfleisch hat laut Wikipedia einen Nährwert von ca. 1000 kJ/100 g. Für ein Mittagessen mit 3500 kJ werden daher 350 g Rindfleisch benötigt.
  • Laut Treibhausgasbilanzierung von Lebensmitteln (PDF), S. 58 (im PDF S. 6) verursacht Rindfleisch im ungünstigsten Fall einen Kohlendioxid-Ausstoß von 56 kg/kg. 350 g Rindfleisch verursachen daher max. 56·0,35 = 19,6 kg Kohlendioxid.
[3]
[4]
  • Pro Pflanze 25–50 g Marihuana ("Cannabis" ist ein Oberbegriff für verschiedene aus Hanf hergestellte Drogenprodukte inkl. Marihuana mit einem Marktpreis von 6–15 €/g.)
  • Marktwert folglich zwischen 6·25 = 150 € und 15·50 = 750 €
  • Stromkosten zwischen 300·0,2 = 60 € und 900·0,2 = 180 €
[5] Permakultur-Magazin, 2022, S. 32

Seite erstellt am 15.8.2016 – letzte Änderung am 3.7.2022