Mario Sedlak
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Verschwörungstheorien über das Elektroauto

Viele Menschen sind überzeugt, wir würden schon längst umweltfreundlich mit Elektroautos herumfahren, wenn die Industrie es nur wollte und praxistaugliche, preiswerte Modelle entwickeln würde. "Das lange Warten auf Elektroautos hat vor allem den Grund, dass es zu viele und zu mächtige Verlierer geben wird." Ein Elektroauto braucht weder Öl noch Tankstellen oder Getriebe; auch kaum Wartung und Verschleißteile. Der hohe Preis von Elektroautos kann nicht nur an den teuren Akkus liegen, sondern dient wohl dazu, "Otto Normalbürger vom Kauf eines Elektroautos abzuhalten", meint einer von vielen argwöhnischen Beobachtern.[1]

Meine Meinung

Dass die Automobilkonzerne Geld verdienen wollen, ist klar. Gerade deshalb wäre jedoch zu erwarten, dass sie jede Möglichkeit, ihre Produkte zu verbessern und die Produktionskosten zu senken, nützen. Die Annahme, sie würden ein Produkt absichtlich in schlechterer Qualität herstellen und zu überhöhten Preisen verkaufen, ist nur dann haltbar, wenn alle Konzerne ein geheimes Kartell gebildet haben.

Dass es bei einem Siegeszug von Elektroautos auch Verlierer geben wird, ist ebenfalls unstrittig. Aber dass diese wirklich so mächtig sind, um revolutionäre Erfindungen vollständig zu unterdrücken, erscheint mir unglaubwürdig, denn an einer Verbesserung von Akkus forschen – nicht erst seit gestern – viele Firmen und Wissenschaftler weltweit.

Vergangenheit

Seriengefertigte, alltagstaugliche Elektroautos gibt es schon seit den 1990er Jahren. Ihr Siegeszug scheitert lediglich an der fehlenden Akzeptanz durch die Käufer und Fahrer. Bereits 1992–1996 wurden bei einem großen Feldversuch auf der deutschen Insel Rügen unterschiedlichste Arten von möglichen Elektroautos getestet – allerdings fiel die Ökobilanz der Fahrzeuge im Alltagsbetrieb kläglich aus, weshalb es nicht überraschend ist, dass die Konzepte nachher in der Schublade verschwanden.

Die Verschwörungstheoretiker sehen das freilich anders. Ihnen zufolge haben sich die Elektroautos bei allen Tests, die jemals durchgeführt wurden, bestens bewährt. Zufriedene Elektroautofahrer würden beweisen, dass die Technologie reif für den Massenmarkt ist. Wenn die Produktion der "Stromflitzer" eingestellt wurde oder die Fahrzeuge am Ende einer Testreihe gar verschrottet wurden, dann ist das anscheinend auf "Druck der Ölindustrie" erfolgt – natürlich nicht wegen technischen Problemen, unerwartet hohen Kosten oder mangelnder Nachfrage, denn davon ist in ihren Berichten überhaupt keine Rede. "Leider gibt es viel Gegenpropaganda zum Elektroauto", beklagen sie, ohne an ihren eigenen Informationsquellen und ihren eigenen Ansichten zu zweifeln.

Falsche Testergebnisse

Wann immer Verbrauch und Reichweite von Elektroautos, die Energieeffizienz von Elektroautos oder die Haltbarkeit von Lithium-Akkus gemessen wird und die Ergebnisse ernüchternd ausfallen, vermuten Elektroautofans, dass ihre Lieblingsfahrzeuge hier bewusst schlechtgemacht werden sollen. Dahinter könne nur die Hersteller- und Öllobby stecken. Die behaupteten Ergebnisse seien allesamt völlig falsch und realitätsfern, denn sie selber nehmen im alltäglichen Gebrauch viel bessere Werte wahr. Wie typische Verschwörungstheoretiker argumentieren sie auffallend unsachlich und nicht nachvollziehbar. Sie machen keine wissenschaftlichen Tests am Rollenprüfstand.

Messfehler können natürlich vorkommen, aber ich bin überzeugt, dass in diesem Fall die Elektroauto-Hersteller eine Richtigstellung verlangen. Z. B. ist Tesla Motors sehr klagsfreudig.

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Wasserstoff-Elektroauto

Weblinks

Quellen

[1] Christian Brandstätter, Herausgeber, Lebensart. Das Magazin für eine nachhaltige Lebenskultur, 3/2011, S. 64

Seite erstellt am 18.1.2012 – letzte Änderung am 12.1.2019